Geschrieben am 5. März 2014 von für Musikmag

Pharrell Williams: G I R L

pharrellwilliams_girlDurch die Decke

– Jeder Mensch betritt diese Welt durch den Körper einer Frau, also lasst uns aufhören, den Frauen sagen zu wollen, was sie zu tun oder zu lassen haben – so spricht der selbsternannte Feminist Pharrell Williams und nennt sein neues, lange erwartetes Album „G I R L“. In Großbuchstaben, mit Leerzeichen. „G I R L“ eben auch, Einzahl, nicht „Girls“. Und wer mag, darf gern darüber nachdenken, welche hübsche Queerness das Albumcover beinhaltet, auf dem sich Williams und drei weibliche Grazien sich rein bademanteltechnisch ziemlich ähnlich sehen. Mackerhaftigkeit sieht anders aus.

Der Oscar für den besten Song („Happy“ aus „Despicable Me 2“) hat er nicht bekommen, doch er wird schnell über die Enttäuschung hinweg gewesen sein. Denn natürlich und völlig zu Recht tanzt trotzdem die ganze Welt zu diesem grandiosen Überhit, Oscar hin oder her, und es ist nicht schwer vorherzusagen, dass „G I R L“ demnächst alle Charts sprengen wird. Williams kann im Moment einfach nichts falsch machen, und dazu macht er auch noch alles 200-prozentig. Mit Daft Punk räumte er für „Get Lucky“ einen Grammy ab, für Robin Thicke pimpte er dessen Hit „Blurred Lines“ (und blieb – anders als Thicke – vom feministischen Shitstorm weitestgehend verschont), für Madonna, Justin Timberlake und Snoop Dogg hat er in den letzten Jahren bahnbrechende Alben produziert.

„G I R L“ beginnt ganz handzahm mit einer Hans-Zimmer-Geigenkomposition, doch schon bei den ersten Takten von „Marilyn Monroe“ fühlt man sich wie in den 70er-Jahren, wenn die Jackson 5 auf die Bühne kamen. Aus seiner Liebe für den Funk macht Williams auf diesem Album generell keinen Hehl. Dazu passt seine Falsettstimme, die er auch gern einmal schweigen lässt, um andere ans Mikro zu lassen. „Come Get It Bae“, auf dem Miley Cyrus einen Gastauftritt hat, schließt deutlich an „Blurred Lines“ an – und hat ähnliches Hitpotenzial. Ebenso wie „Gust Of Wind“ mit Daft Punk, die sich damit für seinen Beitrag zu „Get Lucky“, dem Supersong des letzten Jahres, revanchieren. Und die große Alicia Keys darf bei „Know Who You Are“ die Lorbeeren abräumen. Aber auch echte Überraschungen gibt es auf „G I R L“, z. B. die ziemlich tolle Idee, den Song „Lost Queen“ mittendrin in einem beruhigenden Meeresrauschen pausieren zu lassen.

Er schreibe niemandem vor, glücklich zu sein, sagt Williams. Schließlich heißt es in „Happy“: „Clap along if you feel like a room without a roof“ – und wenn nicht, dann lass es bleiben. Wird aber schwierig, bei diesem tollen Album, das nun wahrlich durch die Decke geht.

Tina Manske

Pharrell Williams: G I R L. Columbia (Sony).

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