Geschrieben am 18. April 2012 von für Musikmag

Ray Lugo: We Walk Around Like This

Ray Lugo: We Walk Around Like ThisTanzbares Gesamtkunstwerk

– Ray Lugos erste Solo-Platte „We Walk Around Like This“ bündelt unterschiedliche Einflüsse und verschließt sich selbstbewusst den Schubladen. Von Ronald Klein.

Die globale Punkbewegung erfährt oft die Assoziation „Do It Yourself“. Abgesehen von erfolgreichen Boybands wie den Sex Pistols gingen viele Musiker den Weg, Aufnahmen, Covergestaltung und Vertrieb in Eigenverantwortung zu organisieren. Die Hardcore-Szene der amerikanischen Oststaaten arbeitete noch bis tief in die 90er fernab der großen Majors, bis diese in der abklingenden Grungewelle alles unter Vertrag nahmen, was zornig klang und mit verstärkten Gitarren arbeitete.

Zu dieser Zeit begann Ray Lugo als professioneller Musiker seine Karriere zu planen. Bereits als Jugendlicher sog er die lebendige Szene der New Yorker Eastside auf wie ein Schwamm. In der Presseinfo wird er zitiert: „Am Nachmittag habe ich mich zum Beispiel in das CBGB’s reingeschmuggelt, um eine super Matinée anzuhören, dann schnell zur Avenue D, um einen Jam am frühen Abend nicht zu verpassen. Solche Tage endeten dann meistens in der Danceteria oder im Roxy, wo wir zu House, Freestyle oder Elektro abgegangen sind. Wir haben zu Loops von Bob James ‚Mardi Gras‘ gebreakt, beim Sprayen Kraftwerk gehört und The Commodores war denn eher der Soundtrack für romantische Abende.“

Seine erste Band führte ihn von den Anfängen im Punk direkt zum Funk. 2001 gründete er Kokolo und wurde dann zum Mitbegründer des Afrobeat Revivals, das von New York ausgehend zu einer globalen Bewegung avancierte. Der Terminus „Kokolo“ bezeichnet einen Latino mit afrikanischen Wurzeln und wurde in Spanish Harlem der 70er-Jahre mit einer negativen Konnotation verwendet. Lugo drehte den Begriff um, zeigt die Bereicherung einer vielfältigen kulturellen Prägung auf. Nach fast zehn Jahren mit dem bis zu 14 Mann starken Kokolo-Orchester, gab der umtriebige Musiker 2009 zahlreiche 7“-Singles unter dem Pseudonym L.E.S. Express heraus, um schließlich auch auf Boogaloo-Pfaden zu wandeln.

Seine erste Solo-Platte „We Walk Around Like This“ bündelt all die unterschiedlichen Einflüsse zu einem kraftvollen und tanzbaren Gesamtkunstwerk, das sich selbstbewusst den Schubladen verschließt. Während der Titeltrack einen lässigen Hip-Hop-Track darstellt, changieren die anderen zwölf Songs (inklusive zweier Remixe) zwischen Afrofunk, Downbeat und Worldmusic. Lugo gibt sich bewusst eklektisch, jedoch nie diffus oder beliebig. Aufgrund der kompositorischen Dichte und Intensität nicht nur für Liebhaber der Genres geeignet.

Ronald Klein

Ray Lugo: We Walk Around Like This. Jazz & Milk Recordings. Zur Homepage.

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