Passt und wackelt nicht
– Das klingt ja erstmal nicht unglaublich naheliegend: einen Singer/Songwriter, der sich auf seinem Debütalbum auf nichts weiter als auf die Wirkung seines Gitarrenspiels und seines Gesangs verlassen hatte, diesen Mann also zusammenzubringen mit einem der besten Schlagzeuger unserer Zeit. Robert Coyne, bekannt als Sohn des Multiartisten Kevin Coyne und als virtuoser Gitarrist (u. a. von Eric Burdon und The Scientists), hat sich für sein drittes Soloalbum den legendären Avantgard-Rock-Drummer Jaki Liebezeit (Can!) ins Studio geholt.
Es braucht wirklich nur einige Sekunden des Openers „Signature Song“, bis man Liebezeit erkannt hat: so trocken und repetitiv, so stoisch und dennoch mit Seele, so perkussioniert nur er (und ein paar androide Maschinen vielleicht). Und wie gut das zusammenpasst, das merkt man ebenfalls sofort: die staubtrockenen Drums und Coynes saftiges Gitarrenspiel, das durch die feine Produktion auch schön in den Vordergrund gehoben wird. Dazu gesellt sich die sonore Stimme von Robert Coyne, der sich erst spät zum Singen entschlossen hat.
Die Idee für die Zusammenarbeit mit Jaki Liebezeit hatte Labelboss Werner Meyer, eine Entscheidung, zu der man ihn nur beglückwünschen kann. Wenn bei „White Residue“ mit Werner Steinhauser kurzzeitig ein anderer Schlagzeuger hinter dem Kit Platz nimmt, merkt man den Unterschied sofort. Nicht, dass er ein schlechter Drummer wäre, aber die Idiosynkrasie von Liebezeit ist von überwältigender Deutlichkeit. Spätestens, wenn er in „The Wonder Of Me“ den exakten Rhythmus von Springsteens „The Streets Of Philadelphia“ anstimmt (keine Angst, tut gar nicht weh), und dann doch etwas ganz anderes daraus folgt, stellt sich ein spontanes Glücksgefühl ein.
Solche Reminiszenzen gibt es des Öfteren: „Delicate Flower“ z. B. beginnt wie ein Song von Suzanne Vega aus der Mitte der 80er-Jahre, hier ist es das Gitarrenspiel, das man zu kennen meint. Bei „21st Century Magic“ wird dann alles repetitiv und der Song zum Mantra: vier Zeilen nur, die immer wieder von vorne beginnen, während sich nur das Gitarrenpicking leicht verändert – solch einen Song muss man dann tatsächlich ausblenden, er fände sonst kein Ende.
„The Obscure Department“ wird wahrscheinlich wieder nicht das große Publikum erreichen und ein Geheimtipp bleiben. Was für ein Glücksgriff aber für die, die es entdecken.
Tina Manske
Robert Coyne with Jaki Liebezeit: The Obscure Department. Meyer Records (Rough Trade).