Geschrieben am 1. April 2010 von für Musikmag

Rusconi: It’s A Sonic Life

Rusconi: It's A Sonic LifeDruck und Gegendruck

Die Schweizer Jazzband Rusconi führt einen extrem aufmerksamen Dialog mit den Originalen von Sonic Youth, von dem der Hörer dieser Platte noch lange zehren kann. Von Tina Manske

„Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft“, dann ist Frank Plasberg zugange, und wenn Rock auf Klassik trifft, dann Gnade einem Gott, denn dann stehen Rondo Veneziano an der Ecke – obwohl, manchmal kommt ja bei solchen crossovers auch was Gutes raus, wie zum Beispiel hier bei der Schweizer Jazzband Rusconi.

Zunächst einmal überläuft einen ja beileibe ein leichter Grusel, hört man von diesem Projekt: 11 Songs von Sonic Youth, DER Noise-Rockband der 80er- und 90er-Jahre, Vorbild und ‚Entdecker‘ von Nirvana, überführt in das Idiom des Jazz. Doch Rusconi haben es geschafft, mit „It’s A Sonic Life“ eine Hommage an Sonic Youth zu liefern, die trotzdem den typischen Charakter der Schweizer Band mit sich führt. So unterschiedlich wie man zunächst denkt, sind beider Herangehensweisen ja nicht: Ein Song wird gern aufgebaut und dann kunstvoll zerlegt – hüben wie drüben.

Langeweile außen vor

Nimmt man zum Beispiel die Interpretation von einem dunklen Smasher wie „Theresa’s Sound-World“, so ist man überrascht, welche farbigen Modulationen doch noch aus diesem düsteren Brachialwerk herausgeholt werden können. Interessant wird es, vergleicht man jeweils die Geschwindigkeiten von Original und Remake: „Bei viele Stücken waren die Originale einfach zu langsam. Wir haben nicht diesen verstärkten Druck, den eine Rockband auf die Platte bringen kann“, sagt Stefan Rusconi – also wurden die Stücke einfach schneller gemacht und auf diese Weise Druck erzeugt, oder man liefert eine Improvisation, die Langeweile außen vor lässt.

Vielleicht hat es geholfen, dass Bassist Fabian Gisler und Schlgzeuger Claudio Strüby eher weniger mit dem Material von Sonic Youth vertraut waren – nicht so vertraut jedenfalls wie Pianist Stefan Rusconi selbst, der seit 15 Jahren ein eifriger Hörer der Noise-Band ist. So konnte man einen extrem aufmerksamen Dialog mit dem Original führen, von dem der Hörer dieser Platte noch lange zehren kann. Dazu finden sich auch drei Songs auf dem Album, die – inspiriert von Sonic Youth – tatsächlich aus Rusconis Feder stammen.

Tina Manske

Rusconi: It’s A Sonic Life. Sony Classical (Vertrieb: Sony Music).

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