Geschrieben am 27. November 2013 von für Musikmag

Soundcollage: Christmas Carols

It’s that time of year, folks – und deswegen hören wir, pünktlich zum Beginn der Weihnachtsmarktsaison, in zwei Weihnachtsalben rein. Von Tina Manske

maryjblige_amarychristmasÜberzuckert

Mit einem schönen Wortspiel-Titel und mit Augenzwinkern eröffnet Mary J. Blige ihren Reigen an traditionellen Weihnachtsliedern. Dies hier ist das Album – das Weihnachtsalbum, meine Güte! – einer amerikanischen Soulsängerin, und genauso klingt es auch, und natürlich geht es hier dickgezuckert zu. Wer also etwas gegen Oberflächlichkeit, Plastikweihnachtsbäume und Kunstschnee hat, sollte besser nicht weiterlesen.

Mary J. Blige spart wie erwartet nicht an fetter Produktion (Arrangements von David Foster) und lässt ausufernd die Modulationen ihrer außergewöhnlichen Stimme hören. Manchmal ist sie knapp davor, in komplettes Pathos abzurutschen (z. B. im Opener „Little Drummer Boy“, oder – Tiefpunkt – beim abschließenden „Silent Night“), bekommt aber meist die Kurve. Ab und an aber geht doch die Post ab, zum Beispiel bei „Rudolph The Red-nosed Reindeer“, für das eine gestandene Big Band ausgepackt wird – nicht nur Blige selbst ruft da am Ende begeistert: „That was fun!“

Auch musikalische Freunde hat sich Blige für die festliche Sause eingeladen: als Duettpartner sind mit dabei Barbara Streisand, Marc Anthony und Jessie J. Und Weihnachten, dieses Fest der guten Nachrichten, bleibt uns auch diesmal keine Freude schuldig: „Silent Night“, das schönste aller Weihnachtslieder, ist auch als überzuckertes Gutsle nicht kaputtzukriegen.

Mary J. Blige: A Mary Christmas. Verve (Universal).

brighteyes_achristmasalbumUnterzuckert

Ganz anders macht es natürlich Conor Oberst alias Bright Eyes. Die New York Times nennt „A Christmas Album“ „the saddest, sweetest holiday recording you hear all season“, und da können wir nur zustimmen. Das Album wurde bereits 2002 in limitierter Auflage im Saddle Creek Online Shop verkauft, wo es innerhalb kürzester Zeit vergriffen war. Umso schöner, dass man es jetzt wieder erstehen kann.

Bright Eyes gelingt mit „Little Drummer Boy“ eine der schönsten Bearbeitungen dieses traditionellen Titels – so düster, verschleppt und gänzlich jeglicher Hoffnung beraubt hat man diesen Song noch nicht gehört. Auch „Have Yourself A Merry Christmas“ klingt eher so, als würde Oberst das alles eher zynisch meinen. Auch hier sind viele illustre Gäste anwesend, von Maria Taylor (Azure Ray) über Gretta Cohn (Cursive) und Macey Taylor (Mystic Valley Band) bis Mike Mogis. „A Christmas Album“ ist viel zu schnell vorüber. Nur gute 30 Minuten dauert dieser empfehlenswerte Abstieg in die Düsternis der festlichen Tage.

Bright Eyes: A Christmas Album. Saddle Creek (Cargo).

Tina Manske

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