Geschrieben am 3. Dezember 2014 von für Musikmag

Soundcollage: Oldies but Goodies: Brian Eno, Joni Mitchell, The Who

Die Vorweihnachtszeit ist traditionellerweise auch die Zeit der Reissues und Best-ofs – hier sind ein paar davon:

brianeno_neroliBrian Eno: Reissues

Eine ganze Reihe von wunderbaren Reissues gibt es vom Altmeister des sophisticated elektronischen Kammerspiels und Ambient-Brain-One Brian Eno. Gerade eben durfte er in Karlsruhe den Giga-Hertz-Preis in Empfang nehmen und unter anderem in der Pforzheimer Zeitung davon schwärmen, wie gut Singen für die Seele sei; hier sind nun vier seiner Alben zum (Wieder-)Entdecken. „Nerve Net“, ursprünglich 1992 bei Opal erschienen, fokussiert sehr auf rhythmische und beatlastige Herangehensweisen, wie man schon beim geradezu poppigen Opener „Fractal Zoom“ merkt. Die ganze Zeit schielt diese Platte nach dem Dancefloor, aber es ist ein sehr hintergründiger und verdunkelter Blick, wie es sich für Eno gehört.

„The Shutov Assembly“ stammt ebenfalls aus dem Jahr 1992 (Opal) und war ursprünglich für den russischen Künstler Sergej Shutov zusammengestellt und ihm gewidmet, da sich Shutov in seiner kommunistischen Heimat ansonsten keinen Zugriff auf Eno-Musik verschaffen konnte. „The Shutov Assembly“ bezeugt in Enos Werk eine besonders dunkle Phase. Ruhiger wird es mit „Neroli“ (1993, All Saints), das sich in meditativer Weise mit dem Klang und Nachklang einzelner Töne beschäftigt. Das Stück, das etwa eine Stunde lang vor sich hin mäandert, ohne großes Ziel und ohne große Hast (obwohl – zumindest für Musiktheoretiker leicht erkennbar – einem Plan folgend), wirkt so beruhigend, dass es schon lange erfolgreich in Geburtskliniken angewandt wird.

Dagegen wirkt das jüngste Album „The Drop“, erschienen 1997 ebenfalls bei All Saints, leicht und spielerisch – obwohl auch hier die black keys betont werden. Zu den Alben, die allesamt großen Spaß machen, wurden für diese Edition bisher unveröffentlichte Songs und Neubearbeitungen hinzugefügt. Allen Issues ist gemein, dass sie Enos unglaubliches Talent für Arrangements und Stimmungen offenlegen. Unglaublich gut und eine echte Bereicherung.

Brian Eno: The Drop; Neroli; Nerve Net; The Shutov Assembly. Alle All Saints Records (Roughtrade).

jonimitchell_lovehasmanyfacesJoni Mitchell: Love Has Many Faces

Ebenfalls unglaubliche vier CDs legt uns die große kanadische Musikerin und Malerin Joni Mitchell zu Weihnachten liebevoll vor die Füße. Mitchell, gerade 71 Jahre alt geworden, hat höchstselbst 53 Songs ihrer langen Karriere ausgewählt und in neue Zusammenhänge gebracht, neu gemastert natürlich. „A Quartet, A Ballet, Waiting To Be Danced“ ist der Untertitel dieser also in vier Akte geteilten Zusammenschau einer ziemlich unvergleichlichen Karriere. Zwei Jahre hat sich Mitchell dafür Zeit genommen. Herausgekommen ist ein Tanzballet in vier Akten, ihre Beweglichkeit zwischen Folk, Klassik, Jazz und Blues sucht ihresgleichen.

Viele ihrer Hits sind dabei, natürlich das großartige „Blue“ ebenso wie Jazz à la „Nothing Can Be Done“, und aber auch solche Perlen wie das Stück „Tax Free“, bei dem ich jedes Mal wieder feuchte Augen bekomme angesichts des Flows, den Mitchell über einen vordergründig cleanen Synthieteppich entwickelt. In der Box enthalten sind 53 neue Gedichte sowie sechs Gemälde, nicht zu reden von autobiographischen Linernotes. Ein tolles Geschenk für Fans oder solche, die es werden sollten.

Joni Mitchell: Love Has Many Faces: A Quartet, A Ballet, Waiting To Be Danced. Rhino (Warner).

who-album-artThe Who: Who Hits 50

Sie sind einen langen Weg gegangen: Nach den Beatles und den Rolling Stones kann nun auch die dritte große britische Band ihren 50sten Geburtstag feiern. Von ihren Anfängen in den 50er-Jahren als Band mir dem Namen The High Numbers bis hin zu aktuellen Arbeiten reicht die jetzt erschienene Best-Of-Platte „Who Hits 50“, die wie der Name schon sagt alle Hits enthält, vom ganz frühen „Zoot Suit“ über das großartige „The Seeker“ (das auch schon den Filmsoundtrack von „American Beauty“ veredelte) bis hin zu aktuellen Entwicklungen.

Und es zeigt sich mal wieder, das The Who immer zurecht die Sympathischen waren: wo die Rolling Stones zu sehr auf Macho machen und die Beatles manchmal mit Besserwisserei nerven, da sind The Who doch auch heute noch authentische Rock’n’Roller, die lieber spielen als groß Aufhebens zu machen. Es fehlt natürlich auch hier nicht das Booklet mit historischer Einordnung. Und auch wenn sie mit ihrem neuen Song „Be Lucky“ etwas arg offensichtlich ihren Hit „Who Are You“ wiederverwerten: „Who Hits 50“ ist äußerst unterhaltsam, und wir gratulieren recht herzlich!

The Who: Who Hits 50. Universal.

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