Danish Dynamite
Wie das Booklet dank Angabe der Gitarrengriffe beweist, benötigt dieses Quartett nicht viele Akkorde, um für abwechslungsreichen Groove zu sorgen. Von Jörg von Bilavsky
Verrückt sind sie nicht, die vier Dänen, die sich nach einem blauen Krankenwagen benannt haben, der in ihrer Heimat gewöhnlich psychisch besonders auffällig gewordene Mitbürger einsammelt – aber versessen auf die Rhythmen und Riffs der 60er. Auffällig geworden sind The Blue Van (dänisch: Den blå varevogn) auch. Schon vor fünf Jahren, und zwar äußerst positiv mit ihrem ersten Album „The Art Of Rolling“, das noch ziemlich erdig und ungeschliffen daherkam.
Ihr dritter Longplayer „Man Up“ hingegen ist soundtechnisch ausgefeilter, musikalisch aber immer noch so ungestüm wie eh und je. Sie rocken im Studio, als ob sie vor Tausenden von Fans aufspielten. Sänger und Leadgitarrist Steffen Westmark und Drummer von Per Jørgensen singen und spielen mit echter Hingabe, einem echten Live-Feeling. Und wie das Booklet dank Angabe der Gitarrengriffe beweist, brauchen sie nicht viele Akkorde, um für abwechslungsreichen Groove zu sorgen.
Nicht auf Hits programmiert
Vom Hocker reißt der am Uptempo vorbeischrammende Song „In Love With Myself“ ebenso wie das rhythmisch mitreißende „Man Up“ oder „There Goes My Love“. Gefühlvoll, mit ordentlich Schmalz in der jaulenden Stimme, geht es das Quartett im langsamen, aber kraftvollen „True“ an, nachdenklich und ironisch in dem folkig angehauchten „Trees“. Der Opener „Be Home Soon“ erinnert streckenweise an den Glamrock der „Fratellis“ aus Glasgow oder der „Killers“ aus Las Vegas.
Alles in allem ist der Sound von „Blue Van“ und die Stimme von Westmark rauer und weniger auf erwartbare Hits programmiert wie bei den etablierten Rockern aus Großbritannien und den USA. Dennoch unterlegen ihre Songs mittlerweile bekannte TV-Serien wie „Beverly Hills 9210“ oder „CSI NY“. Zum Glück färbt der inhaltliche Mainstream dieser Serien nicht auf ihre Musik ab. The Blue Van sind erfolgreich, ohne kommerziell zu werden. Hoffentlich bleibt es so.
Jörg von Bilavsky
The Blue Van: Man Up. Iceberg Records (Vertrieb: InterGroove).