Really fresh!
– Dass die 1980er-Jahre auch eine Dekade der musikalischen Innovation und des Über-den Tellerrand-Schauens wurde, ist nicht zuletzt Labels wie Celluloid zu verdanken, meint Tina Manske.
Selbst wer den Gründer des Labels Celluloid nicht kennt, kennt doch mindestens ein Stück, an dem er maßgeblich beteiligt war: der Hook des Herbie-Hancock-Hits „Rockit“ war nämlich die Idee von Jean Karakos. Es war wahrscheinlich einer der größten kommerziellen Erfolge und gab Karakos und seinen Mitstreitern die Mittel an die Hand, den frühen Hip-Hop zu ergründen und nach vorne zu bringen.
Gegründet wurde Celluloid in den späten 70ern in Frankreich, aber erst mit den Reisen, die Karakos ins vor künstlerischer Energie berstende New York unternahm, erhielt es seine Form als avantgardistisches Bollwerk, das bis 1987 bestand. New Wave und Postpunk erfuhren durch Celluloid die entscheidenden Impulse und machten insgesamt die 80er-Jahre musikalisch zu einem erträglichen Jahrzehnt. Aber auch die afrikanischen Beats rund um Fela Kuti und Afrika Bambaataa wurden durch Celluloid in westlichen Ländern bekannt gemacht. So erschien hier Mani Dibangos „Electric Africa“ und Mandingos Klassiker „Harima“. Mit „Change The Beat“ veröffentlicht das Label Strut nun eine Art „Best-of“ dieser Jahre.
Zu den vielen Höhepunkten gehört beispielsweise die Band Timezone, eine Kollaboration von Afrika Bambaataa mit John Lydon von PIL und Bill Laswell – noch heute ein kraftvoller Ausdruck des damaligen Starts von Rap-Rock. „Ihre Hymnen „Wildstyle“ und „World Destruction“ sind echte Meilensteine, über die man sich nur tanzend bewegen kann. Nich fehlen darf natürlich auch Fab 5 Freddy und sein „Change The Beat“, dem die Compilation ihren Namen verdankt – ein Hit aus dem Jahr 1982, der damals das Hip-Hop-Genre auf links drehte. Es ist ganz sicher eines der meistgesampleten Stücke der Musikgeschichte; leider ist das abschließende „Ahh, this stuff is really fresh“, das sich auf unzähligen Tracks gemixt wiederfand (auch auf „Rockit“), auf der hier enthaltenen Version nicht zu hören.
Insgesamt sind auf der empfehlenswerten Doppel-CD 26 Tracks versammelt, weitere Künstler sind u. a. Richard Hell & The Voidoids, Material, Toure Kunda, Snakefinger, Sapho und The Last Poets.
Tina Manske
Various: Change the Beat. The Celluloid Records Story 1980-1987. Strut (!K7/Alive). Zur Homepage von Strut Records.