Geschrieben am 2. November 2016 von für Musikmag

Veronique Vincent & Aksak Maboul: 16 Visions of Ex-Futur

veronique-vincent-aksak-maboul-16-visions-of-ex-futur-cover-bearbeitetZeitlose Qualität

Vor gut zwei Jahren haben wir an dieser Stelle das Album “Ex-Futur” vorgestellt – das lange Zeit verschollene bzw. bewusst auf Eis gelegte Album der belgischen Band Aksak Maboul mit Sängerin Véronique Vincent. „Ex-Futur“ sollte seinerzeit, also in den frühen Achtziger Jahren den Schritt Aksak Mabouls von der Avantgarde-Wave-Noise-Truppe zur Elektro-Popband markieren – das fanden Bandgründer Marc Hollander und KollegInnen dann aber doch irgendwie zu verrückt und gründeten lieber gleich eine neue Band: The Honeymoon Killers, die dank Mme Vincents exaltierter Auftritte die Lieblingsgruppe von Leuten wurden, die auch Rip, Rig & Panic oder Elli & Jacno mochten.

Der (Re-?)Release von „Ex-Futur“ im Jahr 2014 wurde mehr als wohlwollend aufgenommen, ließ sich das Album doch als missing link zwischen z.B. Punk und Nouvelle Vague verstehen, als sehr vitale Stimme aus der Vergangenheit, die auch heute noch aufrührerisch klingt. Die Songs sind poppig, aber nicht zu süß, immer mit dem gewissen „twist“, einem schrägen Extra – und völlig alterslos. Vor allem KünstlerInnen reagierten begeistert auf die längst fällige Veröffentlichung, und so entstand die Idee, ein Album mit Interpretationen der mehr als dreißig Jahre alten Stücke aufzunehmen – in Kooperation mit den Original-Bandmitgliedern wie eben Marc Hollander, Vincent Kenis und Véronique Vincent.

An den „16 Visions of Ex-Futur“ ist ein wirklich illustrer Zirkel beteiligt: der finnische Singer-/Songwriter Jaakko Eine Kalevi singt „I’m Always Crying“ relativ werksgetreu – auch Lena Willikens, Elektrokünstlerin aus Düsseldorf widmet sich diesem Song, dreht ihn aber förmlich von innen nach außen. Die französische Band Aquaserge kümmert sich sehr liebevoll um „Endormons-nous“, und Laetitia Sadier singt „Afflux de Luxe“ so zart, als sei es ein Song von Stereo Lab. Burnt Friedman, Nite Jewel und Hello Skinny verweisen mit ihren Bearbeitungen auf Aksak Mabouls Geschichte als avanciertes Projekt aus dem Umfeld der belgischen Rock-in-Opposition-Szene. Kurzum: Coveralben und Neuinterpretationen sind oft uninspiriert und verzichtbar.

Auf „16 Visions…“ trifft das in keinem Moment zu – was an der zeitlosen Qualität der ursprünglichen Songs liegt, ebenso aber an den „Visionen“ der jungen KünstlerInnen und dem lässigen Know-How der UrheberInnen.

Christina Mohr

Veronique Vincent & Aksak Maboul: 16 Visions of Ex-Futur. Crammed Discs.