Geschrieben am 22. Oktober 2014 von für Musikmag

Wanda: Amore

wanda_amoreAuf die Goschn

Es gibt diese Platten, die legt man auf und man weiß, für die nächste halbe Stunde kann mich die Welt da draußen mal, da werde ich mich einfach gut fühlen. Das Debütalbum der Wiener Band Wanda ist genau so eine Platte. Durchgestartet als Vorband des ebenso zu lobenden Nino aus Wien, gehen Wanda jetzt so richtig in die Vollen. Wo soll man anfangen, die Großartigkeit dieser Band zu beschreiben?

Bei den Texten eventuell, die zu zitieren man gar nicht genug bekommen kann: „Ich bin ein zweifacher Typ, aber nur ein Hirn“ („Luzia“); „Wannst bsoffn wirst redst immer nur von ihr“… „Und jedes mal stellst du deinen Kragen auf / und jedes Mal haut’s ihn wieder zamm“(„Auseinandergehn ist schwer“ – das Klaviersolo!); „Baby, du weißt ganz genau dass’s uns auf die Goschn haun / denn mir san schwach“ („Stehngelassene Weinflaschen“ – soooo geht realistische Gesellschaftskritik!); „Sterben wirst du leider in Wien / da gehörst du hin“ („Bleib wo du warst“); „Wenn ich am Boden bin wird nach oben hin alles kleiner / wenn ich zwanzig bin vielleicht noch nicht, aber mit dreißig steh ich allein da“ („Wenn ich zwanzig bin“); „Und die Straßen ziehn an uns vorbei / mein Gott, ist das schön“ („Easy Baby“, inklusive musikalischem „Dschingis-Khan“-Zitat)…

Und das sind nur die Texte. Aufgehoben ist das alles in einer unglaublich mitreißenden Popmusik, die zwischen Falco und The Clash mäandert, mit ungemein sympathischen Strizzi-Gehabe. Hier werden Piano- und Gitarrensoli präsentiert, ganz ohne Prätention. Marco Michael Wandas Gesang ist dabei so unverwechselbar und pointiert, dass man nach zwei, drei Songs an der Nadel bzw. an seinen Lippen hängt.

Wie österreichische Künstler, der was auf sich hält, machen auch Wanda den Tod und das Geschäkere mit ihm zu einem essentiellen Bestandteil des Lebens. Man fragt sich wirklich und mit großer Bewunderung, wie sie das machen, all die Bilderbuchs und Ninos und Wandas – hätte der Bundesvision Song Contest auch nur einen einzigen Künstler, der diesen Austropoppern das Wasser reichen könnte, die Welt diesseits der Alpen wäre eine bessere. Ganz klar: es ist Liebe.

Tina Manske

Wanda: Amore. Problembär Records (Rough Trade).