Geschrieben am 25. Januar 2012 von für Musikmag

Wiley: Evolve Or Be Extinct

Wieder bei den Wurzeln

— Näher als auf seinem neuen Album ist Wiley den Dance-Charts wohl noch nie gekommen; auf der anderen Seite sind seine Songs auch wieder näher an der kalten Coolness und dem heruntergezippten Sound der frühen Jahre, findet Tina Manske.

Erst letztes Jahr sind mit dem weithin gefeierten „100% Publishing” und „Chill Out Zone” zwei Longplayer des Grime-Helden Richard Cowie aka Wiley herausgekommen, und kaum ist es 2012, erscheint schon der nächste. Mit „Evolve Or Be Extinct” kehrt Wiley zu Big Dada zurück, die 2004 sein Debüt herausbrachten. Nachdem er in den letzten Jahren Major-Hopping betrieb, ist er nun also wieder bei seinen Wurzeln, und das steht ihm gut, denn das gibt ihm Freiheit. „Evolve Or Be Extinct” hat aber tatsächlich genauso viel zu tun mit Entwicklung: Näher als mit den Singles „Link Up” und insbesondere dem 4-to-the-floor-Stomper „Boom Blast” ist Wiley den Dance-Charts wohl noch nie gekommen. Auf der anderen Seite sind Songs wie „I’m Skanking” oder „Weirdo” näher an der kalten Coolness und dem heruntergezippten Sound der frühen Jahre.

Und natürlich hat er auch mit seinem mittlerweile neunten Album wieder jede Menge zu sagen, weshalb er seine Lyrics wie gehabt in schwindelerregender Geschwindigkeit herunterrattert, während die Beats gnadenlos nach vorne treiben. Dieses Mal geht es unter anderem um: den zum Scheitern verurteilten Versuch, in London-City ein Taxis zu bestellen, die Narbe in seinem Gesicht, sowie Auseinandersetzungen mit dem Zoll (inkl. Urinprobe) und der Einwanderungsbehörde…

Dem Mann mangelt es nicht an Selbstbewusstsein, das sollte man mittlerweile begriffen haben. Schon möglich, dass es manchen sauer aufstößt, wie sehr sich hier einer selbst in den Mittelpunkt seiner Erzählungen stellt. Tatsächlich gibt Wiley mit „Evolve Or Be Extinct” einen bisher ungeahnten Einblick in seine persönlichen Verhältnisse und psychischen Befindlichkeiten. Kein Wunder, dass er darauf bestand, das Album an seinem Geburtstag zu veröffentlichen.

„This Is Just An Album” beendet das Album, und Wiley erklärt in diesem sehr minimalistischen Track, dass die Erlöse aus „Evolve Or Be Extinct” einmal die Schulgebühren seiner Kinder bezahlen sollen. Er lässt keinen Zweifel daran, dass er sich auch in Zukunft weiter entwickeln will.

Tina Manske

Wiley: Evolve Or Be Extinct. Big Dada (Rough Trade). Die Band bei Facebook.

 

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