Pick of the Week N° 11
– Seit Jahren bibliographiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag jede Woche ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.
Forshaw, Barry: Death in a Cold Climate
Die Stellung, die Publizist und Krimikritiker Dr. Thomas Wörtche in der Krimiszene in Deutschland resp. den deutschsprachigen Ländern innehat, hält sein englisches Pendant in Großbritannien: Barry Forshaw ist „UK’s principal expert on crime fiction“, wie Kollegen und Presse urteilen. Für seine neueste Publikation „Death in a Cold Climate“ hat Barry Forshow mehr als 200 englische Übersetzungen skandinavischer Krimis analysiert. Ganz offensichtlich sind auch Krimileser in Großbritannien der skandinavischen Kriminalliteratur erlegen. Der skandinavische Kriminalroman sei „eine Goldgrube“, wie ein schwedischer Literaturagent gegenüber Barry Forshaw behauptete. In 14 Kapiteln, untergliedert nach Schweden, Norwegen, Island, Finnland und Dänemarkt, liefert Forshaw dem englischen Publikum einen Überblick über angesagte skandinavische Krimiautoren und gibt gleichzeitig Hintergrundinformationen zur Politik und Kultur der skandinavischen Länder. Ein fünfzehntes Kapitel beschäftigt sich mit Kino- und TV-Adaptionen. In die Texte hat Forshaw seine Recherche-Interviews mit AutorInnen, VerlegerInnen und ÜbersetzerInnen eingebaut und so einen lebendig geschriebenen „Guide to Scandinavian Crime Fiction“ geschaffen.
- Inhalt: Crime and the left / The Cracks Appear: Henning Mankell / Sweden: The Dream Darkens / Sweden: Foreign Policy and Unreliable Narratives / Last Orders: The Larsson Phenomenon / The Fight Back: Anti-Larsson Writers / Criminals and Criminologists / Norway: Crime and Context / Norway and Nesbø / Iceland: Crime and Context / Fringe Benefits: Icelandic Woes / Finland: Crime and Context / Death in Denmark / Danish Uncertainties / Film and TV Adaptions. Eine Bibliographie der Primärtexte und ein Index erschließen „Death in a Cold Climate“.
Barry Forshaw ist Autor und Journalist, der sich auf Kriminalliteratur spezialisiert hat. Er schreibt regelmäßig für „The Independent“, „The Daily Express, „The Times“ und „Good Book Guide“. Seine Bücher z.B. „The Man Who Left Too Soon. The Biography of Stieg Larsson“ oder „The Rough Guide to Crime Fiction“ sind Bestseller wie auch Standardliteratur des Genres. Zudem ist Barry Forshaw Herausgeber des „Crime Time“ Magazins (das nach der 52. Print-Ausgabe nur noch online weitergeführt wird) und zur Zeit Zweiter Vorsitzender der „CWA“ (Crime Writers’ Association). www.crimetime.co.uk
Smith, Andres/Hughes, William (ed): The Victorian Gothic
Bei dem „Edinburgh Companion to the Victorian Gothic“ handelt es sich um eine erste multidisziplinäre Untersuchung zu diversen Aspekten des „Victorian Gothic“. Die 14 Essays wurden von auf ihrem Forschungsgebiet anerkannten Experten geschrieben. So wird u.a. ein Blick auf verschiedene Themen im Konttext zur Victorina Gothic Literature geworfen, wie Medizin, Wissenschaft, Queer Theory, Imperialismus, Nationalismus, Fin de Siècle, Gender und natürlich die „Ghost Stories“. „The Victorian Gothic“ bietet somit einen kompletten Überblick über die verschiedenen Ausformungen der Victorian Gothic Literature.
- Inhalt: Andrew Smith & William Hughes: Introduction – Locating the Victorian Gothic / Martin Willis: Realism and the Victorian Gothic – Objects of Terror Transformed / Laurence Talairach-Vielmas: Sensation Fiction – A Peep Behind the Veil / Jarlath Killeen: Victorian Gothic Pulp Fiction / Diane Long Hoeveler: Victorian Gothic Drama / Caroline Franklin & Michael Franklin: Victorian Gothic Poetry – The Corpse’s Text / Nick Freeman: The Victorian Ghost Story / Avril Homer: Victorian Gothic and National Identity / Carol Margaret Davison: The Victorian Gothic and Gender / Ardel Thomas: Queer Victorian Gothic / Andrew Smith: Victorian Gothic Death / Kelly Hurley: Science and the Gothic / William Hughes: Victorian Medicine and the Gothic / Patrick Brantlinger: Imperial Gothic / Vicky Margree & Bryony Randall: Fin de Siècle Gothic.
Andrew Smith ist Professor für English Studies an der Univeristy of Glamorgan
William Hughes ist Professor für Gothic Studies an der Bath Spa University.
Brandstätter, Manuela Maria: Kriminalserien und Unterhaltung
Im deutschen wie auch im österreichischen Fernsehen vergeht kein Tag oder kein Abend ohne einen Kriminalfilm oder eine TV-Krimi-Serie. Krimis sind äußerst beliebt, egal ob als Kriminalroman, Kriminalfilm oder TV-Krimi-Serie. Wie die Kriminalliteratur zeichnen sich auch die TV-Krimi-Serien durch ihre Vielfalt aus. Sei es als Polizeifilm, als Thriller, als Adaption eines Detektivromans oder in einer Variante einer der diversen Unterarten des Genres. Manuela Maria Brandstätter hat für ihre vorliegende Untersuchung jeweils vier deutsche und vier amerikanische Krimiserien – jeweils aus verschiedenen Kategorien – analysiert. Sie geht den Fragen nach, ob es genrespezifische Merkmale dieser Krimiserien gibt, wie sie die Themen Globalisierung und Ökonomie behandeln und wie sie sich unterscheiden. Für ihre Untersuchung und die jeweilige Inhaltsanalyse wählte sie folgende Serien für Deutschland/Österreich aus: „Alarm für Cobra 11“, „Der Bulle von Tölz“, „Die Cleveren“ und „Im Namen des Gesetzes“. Zum Vergleich aus den USA entschied sie sich für: „Columbo“, „CSI – Den Tätern auf der Spur“, „Law & Order“ und „Nash Bridges“. Recht ausführlich ist das „Literatur- und Quellenverzeichnis“ inklusive Internetquellen im Anhang. Ihr gut strukturiertes „Kategoriensystem und Codebuch Inhaltsanalyse `Kriminalserien`“ erschließt ihre Arbeit.
- Inhalt: Das Genre des „Krimis“ – Thematik und Besonderheiten / Genrespezifische Merkmale des Krimis / (Medien-) Ökonomische Merkmale des Krimis / Erkenntnisinteresse und Fragestellung / Methodische Herangehensweise / Untersuchungsdesign / Kategoriensystem und Analyse / Darstellung und Interpretation der Ergebnisse / Zusammenfassung der Ergebnisse.
Manuela Maria Brandstätter ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich E-Business des Instituts für Betriebswirtschaftslehre der Universität Wien.
Thomas Przybilka
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