Geschrieben am 10. August 2013 von für Bücher, Crimemag, Film/Fernsehen

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 18

pick handPick of the Week N° 18

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Claude_Mesplède_30 Ans d’écrits sur le polarClaude Mesplède: 30 Ans d’écrits sur le polar. 1982‒2012

In der Vergangenheit hatte ich schon mehrfach das Vergnügen, an dieser Stelle auf Bücher des französischen Literaturkritikers Claude Mesplède hinzuweisen. Wer in Frankreich etwas über Kriminalliteratur erfahren möchte oder darüber berichten will, kommt an Claude Mesplède nicht vorbei. Den Platz den Thomas Wörtche, für das Genre im deutschen Sprachraum einnimmt, den hat Claude Mesplède seit über drei Dekaden in Frankreich besetzt. Jetzt legt er mit dem ersten Band von „30 Ans d’écrits sur le polar“ einen Rückblick auf seine Veröffentlichungen aus dieser Zeit vor. Aneinandergereiht würden seine Artikel, Essays, Interviews oder Lexika-Beiträge unzählige Kilometer Regalmeter bedecken. Unter anderem ist es seiner unermüdlichen publizistischen Arbeit zu verdanken, dass in Frankreich eine solide Basis für die literaturkritische und damit auch wissenschaftliche Betrachtung des Genres geschaffen wurde. Neben seinen vielen Artikeln gelten seine Bücher inzwischen als Standardwerke zur französischsprachigen Kriminalliteratur.

Der vorliegende erste Band gibt Einblicke in die Geschichte und die Entwicklung des Krimis in Frankreich, zeichnet Porträts wichtiger internationaler Krimiautoren (Joseph Bialot, James Lee Burke, Jim Thompson und vieler anderer) oder versammelt einige seiner Interviews (z. B. mit Robin Cook oder James Ellroy). „30 Ans d’écrits sur le polar“ wird, wie z.B. schon sein zweibändiges Werk „Dictionnaire des littératures policières“, bald ein wichtiges und unverzichtbares Nachschlagewerk zur Kriminalliteratur in Frankreich darstellen.

Inhalt: Sommaire / Essai: La série noire / Portraits / Entretiens / Reportage / Prise de parole / Chroniques / Fiction / Paroles amies / Chanson

Claude Mesplède wurde am 11. Januar 1939 in Saint-Laurent-de-la-Pree geboren. Er arbeitete als Techniker in der Flugzeugwartung beim Air France und begann sehr früh Kriminalromane zu sammeln. Nach eigener Auskunft ist sein Haus inzwischen für seine Sammlung zu klein, so dass die Bücher in angemieteten Garagen untergebracht sind. Seit 1981 publizierte er eine Unzahl von Artikeln zum Genre. Er gilt in Frankreich als die Schlüsselfigur in Sachen Kriminalliteratur. Zwischen 1995 und 1998 war er Präsident der Vereinigung „813“ (813 – Les amis des littératures policières) und seit 2008 ist er Vorsitzender des Vereins „Toulouse Polars du Sud“. Claude Mesplède lebt in Toulouse.

Claude Mesplède: 30 Ans d’écrits sur le polar. 1982‒2012. Vol. 1. Chroniques, Fiction, Entretiens, Essays. 2013. 376 Seiten. Éditions Krakoen. 2-36794-015-0 / 978-2-36794-015-1. 18,00 Euro.

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Sergio_Gonzales_RodriguezSergio González Rodríguez: Femicide Machine

Auf der mexikanischen Seite des Rio Grande, an der Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika, liegt Ciudad Juárez/Chihuahua, eine Stadt mit mehr als 1,4 Millionen Einwohnern und zugleich die beängstigendste Stadt des Landes. Seit 1993 wurden hier mehr als 1.000 Frauen umgebracht. Mit dem Auffinden von Alma Chavira Farel, 13 Jahre jung, beginnt am 23.1.1993 diese schreckliche Zählung. Alma Chavira Farel wurde vor ihrem Tode vergewaltigt, verprügelt und dann erwürgt. Die polizeilichen Ermittler beginnen mit ihrem Tod die offizielle Statistik des Grauens, das Ciudad Juárez seitdem fest umkrallt hat und den Beginn einer weltweit noch nie dagewesenen Mordserie darstellt.

Der gewaltsame Tod der mehr als 1.000 jungen Frauen, das Alter liegt zwischen 12 und 30 Jahren, die seit dem 21.1.1993 dieser Mordserie zum Opfer fielen, konnte nie aufgeklärt werden. Zu den Tätern, denn es müssen mehrere sein, führen keine Spuren, und sie morden weiter. Allein im Juni 2012 wurden, laut Angaben der New York Times, sechzig weitere Opfer in der Grenzstadt gefunden. Pro Tag werden allein in dieser Stadt sieben Menschen ermordet (landesweit liegt die Zahl der ermordeten Personen bei ca. 50.000 pro Jahr!).

Der mexikanische Journalist Sergio Gonzáles Rodríguez beschreibt Taten, Opfer und Ermittlungsarbeiten dieser Serienmorde in seinem Buch „Femicide Machine“. „Femicide“ ist ein Kunstwort, das die Amerikaner auf Grund dieser unglaublichen Mordserie prägten – eine Zusammensetzung aus „female“ und „homicide“. Ciudad Juárez hat sich mit diesen Serienmorden den traurigen Ruf der gefährlichsten Stadt der Welt gesichert.

Sergio González Rodríguez ist Journalist, Schriftsteller und Essayist. Er recherchiert seit Jahren zu Verbindungen zwischen organisierter Kriminalität, lokalen Unternehmen und lokalen wie föderalen Behörden.

Sergio González Rodríguez: Femicide Machine. 2012. 133 Seiten. MIT Press (Semótext-e- Intervention Series, Bd. 11). 1-58435-110-1 / 978-1-58435-110-8. 12,95 US $.

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Frederic_Brun_James_Bond_GirlsFrédéric Brun: Die James Bond Girls

Der Begriff „Bond Girl“ ist weltweit im allgemeinen Sprachgebrauch verankert. Die jeweiligen Castings der weiblichen Haupt- und Nebenrollen zu den neuen Bond-Filmen werden regelmäßig in großen oder kleinen Artikeln in den Printmedien vermerkt. Die Damen sollen nicht nur schön, sondern auch sexy sein – und dies sind sie ohne jede Ausnahme (Ausreißerin war nur Bonds Widersacherin Colonel Rosa Klebb, dargestellt von der Österreicherin Lotte Lenya).

Zum 50. Jubiläum der Bond-Film-Reihe legt der Verlag Edel Germany einen – nomen est omen – so edel wie prachtvoll ausgestatteten, großformatigen Bild/Text-Band vor, der alle Bond Girls bis „Skyfall“ ausführlich vorstellt. Aufregend waren nicht allen die Maßnahmen Bonds zur Weltrettung und die technischen Spielereien, die ihm Q dafür mit auf den Weg gab – aufregend waren auch die Damen, die als „Eye-catcher“ 007 zur Seite standen oder gegen ihn agierten. Frédéric Brun konzipierte diesen Band, ordnete ihn in fünf Kategorien und präsentiert sie alle. Jedem Teil ist ein ausführlicher Text vorangestellt, der neben Hintergrund- und Insiderinformation auch ausführliche Vorstellungen der jeweiligen Schaupielerinnen liefert. Nebenbei bemerkt, es ist fast selbstverständlich, dass Ursula Andress in ihrem weißen Bikini („007 jagt Dr. No“) das Titelcover dieses formidablen Bandes schmückt. Die Fotos wurden übrigens vom „Club James Bond France“ zur Verfügung gestellt und das Vorwort schrieb Caterina Murino, Bond-Girl von Daniel Craig („Casion Royale“). Wer sich also über die Entwicklung der Bond-Girl-Rolle in den letzten 50 Jahren informieren möchte, wird mit diesem Band bestens bedient.

Inhalt: Vorwort / Einführung / Die Gespielinnen / Die Gegnerinnen / Die Spioninnen / Die Opfer / Die alter egos / Anhang (Register – Filme / Schauspielerinnen / James Bond Girls)

Frédéric Brun versteht sich in erster Linie als James-Bond-Fan. Als Kolumnist schreibt er für verschiedene Magazine, außerdem ist er Verfasser zweier Biografien über Steve McQueen und Frank Sinatra.

Frédéric Brun: Die James Bond Girls. 2012. 191 Seiten. 200 s/w- und Farbfotos. Vorwort von Caterina Murino (Les James Bond Girls, Ü. v. Maja Ueberle-Pfaff & Anne Braun). Edel Germany GmbH. 3-8419-0186-7 / 978-3-8419-0186-6. 29,95 Euro.

Thomas Przybilka

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