Geschrieben am 17. August 2013 von für Bücher, Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 19

pick handPick of the Week N° 19

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag unregelmäßig ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Erin_Carlston_Double _AgentsErin G. Carlston: Double Agents. Espionage, Literature, and Liminal Citizens

Dünnes Eis oder höchst interessant? Dies mag der Leser entscheiden, wenn er den Ansatzpunkt der Überlegungen von Erin G. Carlston kennenlernt. Ihre Frage bzw. ihr Ausgangspunkt in „Double Agents“ lautet: Warum waren männliche homosexuelle Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts so fasziniert von Spionage und Verrat? Sie nennt sie die „unsichtbaren Anderen“ (Invisible Others) und zählt neben Kommunisten auch gleich Juden dazu. In einem Sozialwesen großgeworden, dort angekommen und eine arrivierte Stellung bezogen – und dennoch überwirft man sich mit der „Hand die einen füttert“ gnadenlos. Carlston bezieht sich z. B. auf die Dreyfus-Affäre in Frankreich, auf den Club der berühmt-berüchtigten Fünf in Großbritannien (Philby und Co.), die ihr Insider-Wissen in die ehemalige Sowjet Union transferierten, oder auf das Ehepaar Rosenberg in den USA. Neben der Lektüre von Marcel Proust, W.H. Audens Lyrik und Tony Kushners Theaterstück „Angels in America“ hat sie auch nicht-literarische Dokumente, wie zum Beispiel Protokolle von Gerichtsverhandlungen, in ihre Überlegungen einfließen lassen. „Carlston directly links twenthieth-century tensions around citizenship to the social and political concerns of three generations of influential writers“.

Inhalt: 1. Citizens, Aliens and Traitors / 2. The Dreyfus Affair / 3. Secret Dossiers / 4. Truth Breathing Down the Neck of Fiction / 5. The Ganelon Type / 6. Strictly a Jewish Show / 7. Conclusion, Notes, Bibliography, Index

Erin G. Carlston ist Associate Professor für Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of North Carolina in Chapel Hill; sie ist Leiterin des Carolina Center for Jewish Studies. Neben Artikeln u.a. zur amerikanischen Literaturgeschichte legte sie zuletzt vor: „Thinking Fascism. Sapphic Modernism and Fascist Modernity“ (1998, Stanford University Press).
Erin G. Carlston: Double Agents. Espionage, Literature, and Liminal Citizens. 2013. 336 Seiten. Columbia University Press (Gay and Lesbian Studies). Hardcover 978-0-231-13672-3. 62,00 £ / Paperback 978-0-231-13673-0. 20,50 £

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Román_Setton_Los orígenes de la narrativa policial en la ArgentinaRomán Setton: Los orígenes de la narrativa policial en la Argentina

Raul Waleis/Luis V. Varela, Paul Groussac, Eduardo L. Holmberg, Carlos Olivera, Horacio Quiroga und Vicente Rossi – die Namen dieser Autoren stehen für die Anfänge der Kriminalliteratur Argentiniens. Román Setton untersucht anhand ausgewählter Texte dieser Autoren die Geschichte der nationalen argentinischen Kriminalliteratur in Bezug auf ehemalige Traditionen dieses Genres, zugleich zeichnet er ein Bild der zeitgenössischen „Polizeiliteratur“ und stellt diese in den Kontext zu den Anfängen ausgewählter europäischer Kriminalliteraturen (E.T.A. Hoffmann, Gaboriau, Dickens, Doyle, Chesterton u.a.). Erfreulich ist – neben einer Aufstellung der Primärliteratur – die überaus umfangreiche Bibliographie weiterführender Literatur, die diese Untersuchung beschließt.

Inhalt: Historiografia del género poliical en la Argentina / Establecimiento de la novela-problema como paradigma de la literatura policial y de la literatura agentina en general / Los limites del género: la narrativa policial argentina entre 1877 y 1912 / La literatura policial de Raúl Waleis / Luis V. Varela (1845-1991): comienzo del policial en la Argentina y en la lengua castellana / El policial y sus márgenes: Carlos Olivera (1858-1910) y Carlos Monsalve (1859-1940) / Paul Groussac (1848-1929) / Eduardo Ladislao Holmberg (1852-1937) / Horacio Quiroga (1878-1937) / Aventuras y casos de Mr. Le Blond / Vicente Rossi (1871-1945 / Bibliografía (I. Fuentes / II. Antologías de narrativa policial y fantástica / III. Bibliografía critica, histórica y teórica.

Román Setton lehrt deutsche und argentinische Literatur sowie Komparatistik an der Universität von Buenos Aires; er hat zahlreiche Abhandlungen und Aufsätze zur argentinischen und deutschen Literatur veröffentlicht sowie Essays zum Kriminalliteratur und zum Kriminalfilm.
Román Setton: Die Anfänge der Detektivliteratur in Argentinien. Rezeption und Umgestaltung der deutschen, englischen und französischen Gattungsmuster. In: HeLix – Heidelberger Beiträge zur Romanischen Literaturwissenschaft. 2011. Bd. 4. 24 Seiten. 5 s/w Abbildungen. ISSN 2191-642X (Internetversion). Eine Kurzfassung in deutscher Sprache der o. g. Analyse, gleichfalls mit einer relativ ausführlichen Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur.
Román Setton: Los orígenes de la narrativa policial en la Argentina. Recepción y transformación de modelos genéricos alemanes, franceses e ingleses. 2012. 285 Seiten. Iberoamericana / Vervuert (Historia y Crítica de la Lieratura, Bd. 57). 3-86527-718-7 / 978-3-86527-718-3. 36,00 Euro.

Pick

Crimezone_MagazineRobert Van der Meiren (Red.): Crimezone Magazine

Wer sich bisher über die Krimiszene unserer niederländischen Nachbarn informierten wollte, konnte dies nur über die Website crimezone.nl tun. Seit Herbst 2012 gibt es jetzt Zusammenfassungen von Artikeln, Interviews und Buchbesprechungen als Printversion in der Zeitschrift „Crimezone Magazine“. Bisher Zeit liegen 4 Ausgaben vor (1 & 2 / 2012 und 3 & 4 / 2013), der Umfang des Magazins variiert zwischen 98 bis 130 Seiten zum Preis von je 4,95 Euro (zzgl. Porto) im handlichen Paperback-Format.

Robert Van der Meiren (Red.): Crimezone Magazine. 2012 & 2013. Crimezone. ISSN 2213-6622. 4,95 Euro.

Thomas Przybilka

Zum BoKASBonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur).

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