Geschrieben am 29. August 2012 von für Bücher, Litmag

Axel Hacke: Oberst von Huhn bittet zu Tisch

Frikadellen zwitschern einen Stil

– Ein großer Fan von Axel Hacke bin ich nicht. Normalerweise ist er mir zu konsensual, zu zielgruppenorientiert, zu Witz-komm-raus-du-bis-umzingelt, zu Ich-erklär-euch-jetzt-mal-die-Pointe. Von Thomas Wörtche

Anyway, alle diese Untugenden finden wir auch in seinem neuesten Sampler, in dem er sich sprachliche Unglücke in culinaricis vornimmt. Aber es sei verziehen, das Büchlein ist ein Thesaurus absolut komischer Sachen, die sozusagen rechts und links vom Tische fielen.

Was haben wir uns alle schon beömmelt, wenn wir am Gemüsestand auf dem Markt Schilder gesehen haben, die „Oberschienen“ anpreisen oder „Pilse“ – da fühlen wir uns so richtig überlegen (Degradationstheorie des Komischen), aber lustig ist es doch, wenn einer auf die Schnauze fällt, hier zumindest sprachlich.

Egal, ein monströses Gericht auf einer Dubliner Speisekarte, für die lieben deutschen Gäste sorgfältig übersetzt, heißt also: „Oberst von Huhn und Breitet sich drastisch in einer Weißweincreme Aus, mit Penne Nudeln Federn und Parmesankäse“, was natürlich eine Google-(o.ä.)-Übersetzung ist von: „Supreme of chicken and mushroom in a white wine creme, with penne pasta nibs and parmesan cheese“. Google-Übersetzungen sind eben kreuzkomisch und in Ess-Dingen erst recht: „Fleisch bumst Chirpan Stil“ („Meat balls Chirpan style“).

Obwohl ich ja die Verschreiber, Irrtümer, die Formulierungsfallen und Blüten schöner finde: unschlagbar die Werbung für gastronomische Wild-Wochen: „Totes vom Wald bei uns lebendig“. Oder die großartig-ahnungslos-schicke Aufgeblasenheit „Feng Shui vom Schwein“. Überzeugend auch die Kölner Straßenbahnbehörde: „Bitte beachten Sie das Verzehrverbot auf Kölner Stadtgebiet.“ Richtig klasse albern sind Sachen wie „Paprikaschotten“, „Erben mit Bauchspeck“, „Gordon bleu“, „Gebacken Hackefleisch“, „Snitchel Giegar“, „Snitchel Tisgoiner“ oder „Vermischen Sie sich mit Hackfleisch“. Jetzt ist aber Schluss, Sie sollen sich ja an Hackes Brevier erfreuen, das Material in Hülle und Fülle aufhäuft. Theoriefrei, exegesenresistent, nix als blödeln galore …

Thomas Wörtche

Axel Hacke: Oberst von Huhn bittet zu Tisch. Speisedeutsch für Anfänger. Mit Zeichnungen von Dirk Schmidt. München: Antje Kunstmann 2012. 109 Seiten. 14 Euro. Verlags– und Autoreninformationen sowie Leseprobe.

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