Ratgeber für Weltverbesserer
– Ein Journalist, ein Kabarettist und ein katholischer Pfarrer haben sich ein Jahr lang jeden Freitag im Pfarrhaus eines Kölner Arbeiterstadtteils getroffen, um sich Gedanken zu machen, wie man die Welt verbessern kann. Was sie dabei zusammengetragen haben, ist von umwerfender Fantasie und Ermutigung. Von Carl Wilhelm Macke
Am liebsten möchte man das Buch in großer Auflage in jeder Schule, jedem Rathaus, jedem Bürgertreff und – warum nicht – in allen Foyers von Banken auslegen. Man kann eh nix ändern an der Wirtschaftskrise, deren Ursachen wir so genau nicht kapieren, die aber irgendwie, da sind wir uns einig, letztlich nur den Banken zu dicken Profiten verhilft.
Dagegen kann man und sollte man protestieren, wo immer es möglich ist. Aber wenn sich dann trotzdem nichts bewegt? Bleibt also nichts weiter übrig, als zu jammern und auf bessere Zeiten zu hoffen? Von wegen – irgendwas geht immer. Jedenfalls sind davon die drei wackeren Kölner Autoren überzeugt und präsentieren ihr uns Ermutigungsbuch (schon in der zehnten Auflage!).
Die Vorschläge sind oft von verblüffender Einfachheit. Man kann sich ein Beispiel nehmen an einer Gewohnheit in italienischen Bars, einen Espresso doppelt zu bezahlen, damit ein bedürftiger Gast einen Kaffee umsonst trinken kann. Oder man sponsert für bedürftige Eltern den oft sehr kostenaufwendigen Schulanfang der Kinder inklusive Schultüte. Statt bei Partys nur irgendwelche Songs aus der Konserve abzududeln, empfehlen die Autoren mal mit Straßenmusikern Kontakt aufzunehmen. Die sind oft musikalisch nicht von schlechten Eltern. Und man kann sie damit „am Kacken halten“, wie der Rheinländer zu sagen pflegt.
Überhaupt spürt man bei jedem vorgestellten kleinen Weltverbesserungsvorschlag den rheinisch-kölschen Hintergrund der Autoren. Das Buch ist garantiert frei von jedem Jammerton, der für die Autoren nicht einmal auf dem Friedhof angesagt ist. Hier, wo die Erinnerung an die Toten auch fast immer die noch Lebenden zum Erzählen animiert, fehlen kleine Cafe-Bars, in denen die Trauernden gemeinsam und bei einem Capuccino der Verstorbenen gedenken.
Im Großen wird durch diese vielen, manchmal auch erfrischend naiven Ideen die Welt nicht verändert, aber im Kleinen, im alltäglichen Leben ändert sich schon etwas. „Die Welt steht ohnehin nicht mehr lang“, heißt es in einem Wiener Gassenhauer. Aber bis zum Untergang wollen wir sie doch etwas besser machen. „Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich.“ Stammt von Goethe und der wollte ja die Welt auch schon besser machen.
Carl Wilhelm Macke
Jürgen Becker, Franz Meurer, Martin Stankowski: Von wegen nix zu machen … Werkzeugkiste für Weltverbesserer. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2011. 202 Seiten.