Geschrieben am 25. Februar 2012 von für Bücher, Crimemag

Bo Sanders: Die Maya-Prophezeiung

Schön schaurig

– Bekanntlich geht ja bald die Welt unter, spätestens im kommenden Dezember. Anlass zu allerlei Unfug, nicht nur auf dem Buchmarkt. Eva Karnofsky hat die Probe aufs Exempel gemacht und war positiv überrascht:

Nicht selten kommt Krampf dabei heraus, wenn ein Roman auf ein Datum hin geschrieben wird. Bo Sanders ist jedoch mit ihrer „Maya Prophezeiung“, die für den 21. Dezember 2012 den Weltuntergang vorhersagt, ein recht ordentlicher, unterhaltsamer Thriller gelungen, bei dem den Leser nicht ständig das ungute Gefühl beschleicht, dass der Verlag lediglich ein Ereignis „besetzen“ wollte.

Sanders‘ Held ist der bärbeißig-griesgrämige Kommissar Max Lukas vom LKA Berlin. Zwei Flaschen Wein und zuvor ein paar Bierchen sind für ihn kein Gegner, seit seine Frau eine Kugel niederstreckte, die eigentlich für ihn bestimmt war. Nur sein kriminalistischer Instinkt bewahrt Lukas immer wieder davor, wegen seines Alkoholismus den Job zu verlieren.

Als in einem alten Bunker am Rande von Berlin die Leiche der Verlegerin und Journalistin Sara Christen gefunden wird, die man, auf einen Stuhl gefesselt, hat verdursten lassen, schaltet Lukas die Ethnologin Klara Kemper ein. Denn der Mörder hat auf dem Rücken der Toten eine mysteriöse Botschaft mit der Ankündigung eines zweiten Mordes sowie den Namen einer grönländischen Schamanin hinterlassen, über die Kemper geforscht hat. Zunächst zeigt Kemper kein Interesse an dem Fall; doch als sie entdeckt, dass es sich bei der Toten um ihre Mutter handelt, die die Familie kurz nach ihrer Geburt verlassen hat, ist sie bereit, Lukas zu unterstützen.

Maya-Prophezeiung, die …

Die Ermittlungen führen die beiden zunächst nach London, sie kommen jedoch zu spät, um den nächsten Mord zu verhindern. Das zweite Opfer gehörte in seiner Jugend gemeinsam mit Klaras Mutter einer esoterischen Frauengruppe an, die sich damals auf Island um die grönländische Schamanin geschart hatte. Und aktuell verband die beiden Toten, dass sie gegen die auf der Maya-Prophezeiung basierenden Weltuntergangsszenarien einer Berliner Sekte Front gemacht hatten. Klaras Vater weiß mehr über die Frauengruppe, doch seine Demenz erschwert die Nachforschungen. Bo Sanders führt den Leser in ein Dickicht von krankhafter Eifersucht, religiöser Verblendung und Habgier, das zu lichten Klara und Max ebenfalls fast das Leben kostet. Und weil die beiden trotz – oder wegen – ihrer vielen Schwächen so sympathisch daherkommen, zittert man mit ihnen.

Sanders legt viele Fäden aus, die sie am Ende alle sauber zusammenbringt. Sie spielt allerdings zu oft und daher wenig glaubwürdig mit dem Zufall. Es genügt schon, dass die erste Tote ausgerechnet Klaras Mutter ist. Dass Klara wie Max mit Suchtproblemen kämpft, weil sie ihren Freund durch einen Unfall verloren hat, dass die Ex-Frau des Auftragsmörders auf der Suche nach Trost ausgerechnet bei der Berliner Sekte landet, für die ihr Verflossener killt und dann auch noch Max‘ Schwester das Heim für Demenzkranke leitet, in das Klaras Vater gebracht wird – das sind ein paar Zufälle zu viel. Der Spannung tut dies allerdings keinen Abbruch. Die Autorin schreibt chronologisch und aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, der es versteht, den Leser bei der Stange zu halten, lenkt er doch den Blick immer dann auf einen neuen Schauplatz, wenn es brenzlig wird.

 … und die Moral von der Geschicht‘?

Bo Sanders ist selbst von Beruf Ethnologin und in puncto Maya-Prophezeiung sehr bewandert. Für all jene, die der Vorhersage der Mayas Glauben schenken könnten, ordnet die Autorin sie historisch ein. Will man dem Roman eine Botschaft zuschreiben, dann lautet sie, nicht dem Spiel mit der Angst aufzusitzen, wie es nicht nur Bo Sanders‘ fiktive Berliner Sekte gewinnbringend betreibt.

Die „Maya Prophezeiung“ ist Bo Sanders‘ Erstling und sie hat darin bewiesen, dass sie sich wunderbar schaurige Morde ausdenken kann. Es spricht auch nichts dagegen, Kommissar Lukas mit einem neuen Fall zu betrauen.

Eva Karnofsky

Bo Sanders: Die Maya-Prophezeiung. Roman. München und Zürich: Piper 2012. 381 Seiten. 9,99 Euro. Verlagsinformationen zum Buch. Zur Homepage von Eva Karnofsky.

Tags :