Kein Kommentar
Pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft in diesem Jahr bringt der Pendragon Verlag D. B. Blettenbergs Roman Land der guten Hoffnung in einer Neuauflage heraus – mit dem fragwürdigen Zusatz „Südafrika-Krimi“. An Aktualität hat der erstmals 2006 erschienene Roman nichts verloren. Es geht um ein Land, das auch fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Apartheid-Regimes noch immer unter dessen Nachwirkungen leidet. Joachim Feldmann empfiehlt …
Im Herbst 2003 reist Friedrich Wilhelm Tempow im Auftrag des reichen Reeders Carsten nach Südafrika. Der Privatdetektiv, dessen Spezialgebiet es ist, Menschen auch gegen deren Willen ausfindig zu machen, soll den Mann aufspüren, der vor einigen Jahren Carstens Tochter Rena entführt und ein Lösegeld in Millionenhöhe erpresst hat. Schon bald merkt Tempow, dass sich auch andere Parteien für den Fall interessieren. Noch in Deutschland heftet sich ein Verfolger an seine Fersen, und nach seiner Ankunft in Südafrika wird er offenbar von einer jungen Frau beschattet. Doch das irritiert ihn wenig. Als routiniertem Ermittler gelingt es Tempow relativ schnell, dem mutmaßlichen Täter auf die Spur zu kommen. Bevor er ihn allerdings tatsächlich ausfindig machen kann, stirbt eine seiner Kontaktpersonen unter mysteriösen Umständen. Und seine Verfolgerin entpuppt sich als Rena Carsten, die ein ureigenes Interesse hat, ihren Entführer wiederzusehen.
Die Toten ruhen nicht
Nichts ist, wie es zunächst scheint, in diesem Roman. Tempow, der auch als Ich-Erzähler souveräner wirkt, als er es tatsächlich ist, wird zum Spielball in einem groß angelegten Täuschungsmanöver. Erst spät erfährt er, wer wirklich hinter der Entführung steckte. Und plötzlich sieht er sich mit einer Geschichte konfrontiert, die bis in die Zeit der Apartheid zurückreicht. Aus früheren Gegnern sind Komplizen geworden, die ihre im bewaffneten Kampf erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nun gewinnbringender einsetzen wollen. Auf der anderen Seite steht die sogenannte Wahrheitskommission, deren Versöhnungsarbeit darauf beruht, dass man die Toten (im wahrsten Sinne des Wortes) eben nicht ruhen lässt.
Auf poetische Gerechtigkeit jedoch wartet man vergebens. Zwar überlebt der Hauptschurke das Ende des Romans nicht, doch die Welt, die hier geschildert wird, ist mitnichten wieder in Ordnung. In der Firma bleibe alles beim Alten, versteht es sein ehemaliger Geschäftspartner, zweifelnde Mitarbeiter zu überzeugen. Und Tempow, der diese Geschichte erzählt, ohne moralisch zu urteilen, erspart sich auch hier einen Kommentar.
Wer diesen bemerkenswerten Spannungsroman liest, weiß, warum das nicht nötig ist.
Joachim Feldmann
D. B. Blettenberg: Land der guten Hoffnung. Roman.
Bielefeld: Pendragon 2010. 287 Seiten. 10,95 Euro.