Skurriler Schnüffler
Die Krimis des Züricher Unions-Verlages bieten den Lesern immer wieder die schöne Gelegenheit, Cops, Agenten und Privatdetektive rund um die Welt bei ihren Ermittlungen zu begleiten – vom Bosporus bis Bangkok, vom Zuckerhut über Havanna bis Anchorage. Mit Jaime Bunda aus Angola ist nun ein weiterer schillernder Vertreter dieser Zunft hinzugekommen.
Jaime Bunda – man achte auf die natürlich nicht zufällige Klangverwandtschaft mit James Bond – ist ein schwergewichtiger, schildkrötenlangsamer Praktikant bei angolanischen Geheimdienst SIG, er ist ein „Bulle vom Bunker“. Nach dem Mord an einem 14jährigen Mädchen bekommt Bunda seinen ersten Fall zugewiesen, von dem niemand annimmt, dass er ihn lösen wird – außer ihm selbst selbstverständlich: „Also gut, er würde unter Beweis stellen, dass seine Idole Spillane, Chandler und Stanley Gordon völlig Recht hatten und dass es kein vollkommenes Verbrechen gibt, höchstens unvollkommene Ermittler.“
Sumpf aus Korruption
Mit einer abstrusen Logik und einer haarsträubenden Ermittlungstaktik macht sich Bunda eifrig ans Werk und gerät dabei in einen Sumpf aus Korruption – und plötzlich hat er einen ganz dicken Fisch an der Angel. Über viele, durchaus auch private Irrwege, unzählige Drinks und opulente Mahle wie Maniokbrei mit Büffelfleisch kommt die skurrile Spürnase schließlich zu einen unerwarteten Erfolg.
Mit seinem ersten Ausflug in das Krimi-Genre bietet uns der angolanische Erfolgsautor Pepetela nicht nur einen vergnüglichen und spannenden Plot, sondern auch viel Lokal- und Sozialkolorit aus seiner von zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen erschütterten Heimat. Intelligent spielt der ehemalige Widerstandskämpfer und heutige Professor für Soziologie an der Universität in Luanda dabei auch mit einem ständig augenzwinkernd intervenierenden Autor und verschiedenen Erzähler-Stimmen.
Karsten Herrmann
Pepetela: Jaime Bunda, Geheimagent. Aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita. Unionsverlag 2004, Gebunden. 380 Seiten. 19,90 Euro.