Geschrieben am 8. März 2010 von für Bücher, Litmag

Tommy Jaud: Hummeldumm

Voll abgekackt

Tommy Jaud präsentiert sich mit Hummeldumm auf der Höhe seines Schaffens. Mutig: Der schriftstellernde Komödiant schreckt auch vor kotigen Kalauern nicht zurück. Der Lohn seiner Mühen: Ein Blick auf die Spiegel-Bestsellerliste von oben. Ulrich Noller schaut in die Charts.

Aus dem Nichts an die Spitze der Bestsellerliste – das muss Tommy Jaud erst einmal jemand nachmachen: Hummeldumm, so heißt der neue „Comedyroman“ des Autors von Vollidiot, Millionär und Resturlaub; allesamt Erfolgstitel nach dem Muster trotteliger Tollpatsch unter trotteligeren Dumpfbacken sucht sein Glück; ein verlässliches Erfolgsrezept, so scheint’s.

Diesmal führt die Story in eine ehemalige Kolonie, nach Namibia, wo der Ich-Erzähler samt seiner Freundin einen Gruppenurlaub inklusive Abenteuerrundreise überstehen muss; wobei, klar, weniger Land und Leute denn die bekloppten Mitreisenden eigentliches Thema der Geschichte sind. Und, natürlich, die Beziehung der beiden Hauptfiguren, die letztlich für den Spannungsbogen sorgt: Wird sie denn nun trotz allen Irrsinns halten oder nicht?

Depperte Düsseldorfer, hohle Österreicher, dumpfe Ossis und krachige Bayern, bei dem Personal um einen kalauernden Kölner herum kann eigentlich nichts schief gehen; auch wenn man, wie Tommy Jaud, neben Dutzenden Rohrkrachern nicht mehr Potenzial als für zwei, drei gute Witze hat – auf 303 Seiten. Egal, zur Not wird dann eben am Schluss, wo’s besonders dünn zu werden droht, noch ein Schuss Tränendrüse dazugepackt, für die Weibchen unter den Lesern, kann ja nicht schaden …

Hummeldumm? Bauernschlau!

Ein Comedyroman? Jedenfalls keine satirische Perle. Da wird nichts erzählt, da wird nichts entwickelt; da findet sich keine subtile Ironie und auch keine lustige Situationskomik. Stattdessen wird von vorne bis hinten volle Pulle mit dem Holzhammer auf die Tube gekloppt, so dass ein hohler Kracher den nächsten jagt. Höhepunkt dieser Tour de Gag à la Tommy Jaud: Der Held kackt einer Mitreisenden, die ihn nervt, in den Rucksack. Klasse, oder?

So pubertär muss man also sein, um aus dem Stand die Spitze der Bestsellerliste zu bespringen. Hummeldumm? Eher bauernschlau: Eine Pappnase wird in den Ring geschickt, um dünne Witzchen über die zu machen, die noch dümmer sind als er selbst, so dass es nicht nur garantiert keinem weh tut, sondern auch dem noch hohlsten Vollidioten das Gefühl gibt, selbst smarter zu sein als der Rest vom Fest – dieses Prinzip der Samstagabendfernsehcomedy treibt Tommy Jaud ausgerechnet auf dem Buchmarkt auf die Spitze und verdient sich dabei, im wahrsten Sinn des Wortes, dumm und dämlich. Selber Schuld, wer dafür seine Kohle opfert.

Ulrich Noller

Tommy Jaud: Hummeldumm.
Scherz Verlag 2010. 303 Seiten. 13,95 Euro.