Andreas H. Drescher

Mich-Milch (für Hendrik Rost)

Selbst meine Großeltern habe ich
Geplant von ihrem Stehen in Ehren
Breitstein an Eingehortet habe ich
Meine Großeltern wie es mir nicht
Gefiel gefiel Ich wusste sie besser
Sie und ihre Zeit An meinem Ver
Achten vorbei habe ich sie geplant
Ihre Netze über Fahrradspeichen
Den Regen in ihrer Hutkrempe für

Mi(l)ch

13. Mai 2014 14:41










Andreas H. Drescher

REGEN-RABE (für Christine Langer)

Ein Brot halten
Wo noch Schnee ist noch
Eine Pflaume in den Händen drehen
Wo die Schere eisig an den Fingerbeeren klebte

Der Geruch nach Brot
Der Geruch nach Pflaume
Ohne die Angst vor Schimmel
Ohne die Angst vor einer faulen Stelle

Den Regen aufsteigen sehen


Den Raben als Schwung vor der Taggrenze

12. Mai 2014 09:27










Andreas H. Drescher

DER SÜDEN V

Künftig war er also im Norden zu Hause, unser heller Gast. Wie gut, dass er uns alle in den Vordersteven seilte. So blieb uns erspart, ihm zuprosten zu müssen. Das Tau des Bruchbandes war es, das uns den Schaum von den Hälsen troff, im Tau waren wir zu Hause. Denn nur in ihm waren wir uns gegenseitig Prost und Steuernummer. Gischt und Süden blinzelten wir uns reichlich fort. Wettermarken? Wir setzten keine mehr! Wasserherren waren wir, verkleinert und landmürbe zwar, doch schon vom leisen Seegang so geschätzt, dass uns sogar der Wagemut schon ausgewogen war. Ab, ab, abhanden. So saßen wir, schwerer als nötig, einer gegen des anderen Schulter an. Bierbänkelein. Wettermarker ohne Wetter. So hasten wir dahin. So schwierig das auch scheint im Sitzen.

9. Mai 2014 11:18










Andreas H. Drescher

DER SÜDEN III

Ein Unhold ist er also geworden, unser Süden. Er war es einfach leid, dieses Gedudel unserer Stand-Musik. So rülpste er Synkopen hinein. So rülpste er noch unserem Lachen Lachen in den Schlaf. Und trug er uns schnarchend in den Vordersteven. So war er der Unhold unseres Abstandes geworden. Lange setzte er uns und setzte uns zu dort unten. Bis wir selbst den Vordersteven noch als Bierbank lernten. So hörte sein Groll nicht auf. Das war sein Vorsprung. Unser Gesang hatte sich bald tot gesegelt unter Deck. Einmal um Sonne und Mond herum. Die letzten Funken. An denen hatten wir uns beiderseits verhoben. Deshalb schaffte er uns das Große Bruchband her. Das Große Bruchband für uns alle, das besonders tief in unsere Leisten drang. In die Leisten unserer Leistungen. Einmal Unhold, immer Unhold, ganz von diesem Bruchband an. Funkenflug als Nachzahlung, Steuernachzahlung der Windrichtung, Nachzahlung des Südens.

5. Mai 2014 07:46










Andreas H. Drescher

DER SÜDEN I

Nun steht der Süden selber auf aus seinen Garben, um uns die Bierbänke unter den Ärschen fortzuziehen. So werden wir zu Helden unserer Fluchten. In Booten aus Garben, Kähnen aus Garben, Dampfern aus Garben, die sich selbst ausbrennen. So kommen wir doch noch unter die Wolken. Als Dampferschornsteinfunkenfunkeln. Steuerbefreit und endlich losgekommen. Das ist er, der gerechte Dank für all die Wohltaten, die wir ihm schon früh erwiesen. Schließlich haben wir aus seinen Garben den Hopfen unserer Altstadtfeste gedroschen. Da sind sie, unsere Deutlichkeit und unsere guten Taten: Bierstände mit und ohne Pfand. War denn der Vordersteven unserer letzten Fahrt schon durch den bauchigen Schein unserer Halbliterhumpen zu sehen? Lag unser Fahrzeug da schon fest vertäut hinter dem Hafenhaferschaum? Vielleicht. Vielleicht war der Bauch des falschen Dampfers unser Bauch. Allein ist unser Bierstandkreis also, vollkommen allein.

24. April 2014 00:37










Andreas H. Drescher

EIN ENORMES PFERD

Ein enormes Pferd
Mit abgeriebenen Augen

Ins Salz seines eigenen
Schattens gestellt

Zwischen all s
eine Richtungen

Der verhärmte Greis darauf
Ist kaum zu sehen

„Was geht über ein grünes Auge?“,
sagt er:„Und ein blindes!“

Das stößt ihn auf Trab
Das stößt ihm auf vor diesem Nichts aus Heu

So ritt er aus
vor Tagen schon

V
O
R
T
A
G
E
T
R
A
G
E
N

2. April 2014 23:03










Andreas H. Drescher

Frühling

Frühling Das Orange
der jungen Amsel
schnäbel als bestünde

es zur Hälfte aus Musik

11. März 2014 09:07










Andreas H. Drescher

SONDERMARKEN

Das Reißen unter meinem linken Schulterblatt war ein sehr frommes Reißen. Bis heute Morgen. Denn von heute Morgen an arbeitet sich das Nicht-mehr-ganz-so-Fromme auf einer Welle aus mittel-hohem Adrenalin durch mich hindurch.

Genau in Richtung dieses frühen Abends, als ich ihren Koffer die elf Stufen zur Post hinauf schleppte. Den Stoff-Koffer, den die alte Dame mit den aufgelösten Haaren auf ein Metallgestell mit zu kleinen Rädern geschnallt hatte.

Oben angekommen, bedankte sie sich nicht, nestelte nur fahrig am leicht verrutschten Expander herum und drehte mir dabei so konsequent den Rücken zu, als wolle sie verhindern, dass ich ihr noch einmal meine Hilfe anbot.

Ich kümmerte mich nicht darum, ich machte mir schon Sorgen um meine Schulter, in der gerade auf der neunten der elf Stufen ein merkwürdig metallisches Springen zu verzeichnen gewesen war.

Schon beim Anheben hatte ich mich verschätzt. Der Koffer war weit schwerer gewesen, als ich erwartet hatte.

Erst nachts begann das Reißen, weckte mich und war selbst auch von drei Aspirin nicht mehr zum Einschlafen zu bringen.

Ich hatte nur diesen einen Trost: eben den, dass es ein frommes Reißen war, eines direkt aus der Menschenfreundlichkeit.

Natürlich war ich ein wenig irritiert, als sie mir noch häufiger mit ihrem Koffer in der Stadt begegnete, aber ich ließ mich davon nicht anfechten.

Bis heute Morgen. Denn heute Morgen war ich gleich nach dem Termin beim Chiropraktiker noch auf der Post, um Sondermarken zu kaufen.

Da zerrte die Alte mit den wirren Haaren ihren Koffer diesmal ganz ohne Hilfe die elf Stufen herauf, und die Postlerin flüsterte:

„Sie nimmt ihre Bücher mit, wenn sie aus dem Haus geht. Aus Angst, die werden ihr gestohlen!“

18. Dezember 2013 10:23










Andreas H. Drescher

ABER DIE NACHT

Als wäre das Geh
ör
auf einmal frei
gelassen
um Zik
ad
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zu zu
hören
vielleicht auch wen
ig
er
als Zikaden vor der
Stimme als riefe s
ich
ein
er aus aus ihrem Sch
rillen um endlich aus
dem
Takt
zu kommen aber w
elch
em
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in
ten
könnte ein Bach s
ein
ein
gleichseitiger Bach
der
drei
klingt drei klingt drei
kling
t der sich fort w
er
end
selber stimmen muss
Was
für
ein Knirschen aber
vor
dem Ob
erton ein Knirschen
wie
ein
Schuss und dann h
er
aus
geschraubt bis er
tat
säch
lich anspringt

„Schon entlassen… spekuliert… ein Ausbau… der Experten… Klima…
Ökonom… ein Nischendasein… Anteil… Null zu Null… Regenpunkte…“

11. Dezember 2013 23:20










Andreas H. Drescher

Gerhards Dreckiges Dutzend

Ist das nun ein mondsüchtiges Ende? Eines, in dem Gerhard in Dieter, Hildegard in Bärbel – und Dieter und Bärbel in Günther verschwinden, um sich selbst zu zausen? Wahrscheinlich! Denn Gurkenkönig ist doch, wer zuletzt noch steht und fuchtelt! Der Neueste hat also stets gewonnen. Und Ihro Majestät bleibt unbenommen, mitten im Spiel sich selbst als Grotte einzubläuen und zu sich als zu seinen Verschwundenen abzutauchen. Die große Tatenlosigkeit unter dem Fuchteln ist sich also ein ganz neues Yucatán. Vollmond des Einschlags vor dem Schlusspfiff. Erleichert – und doch mit einem Zug ins Melancholische, wie er Mond-Monarchen zusteht. Als Günthers Gutschrift dann.

22. November 2013 16:42










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