Hans Thill
Das Sandwich
ein Stück Fleisch, gar geritten in einer Pause zwischen Pferd und Kartenspiel, in den Sand gefallen, verspeist zwischen einer Schnitte und einem Brot. Derweil erkalten die Kartoffeln eine Nacht lang, dann sind sie fest. Das Sandwich weiß nichts von all dem, es kennt nichtmal den Lord mit Zeigefinger und Daumen, der mit vollem Mund blufft. Useful knowledge, connaissance utile, la parole du maître, alles reine Erfindung wie der Wankelmotor
27. Mai 2013 22:14
Hans Thill
Mütze
Sie mag heißen wie sie heißt. Das gilt auch für Hans Test. Hat nicht schon ein anderer den Namen getragen, der das Akkordeon schaukelte und nun unter den Tränen der Welt begraben liegt? Viele wurden so genannt, nennen sich so. Die Mütze ist schick gestrickt oder aus Luft gehäkelt. Fischer würden an einem Netz flicken. Wir sehen sie mit Hochachtung, legen den Apfel auf den Kopf des Sohnes. Der nickt ein, ein glücklicher Knick der Geschichte.
22. April 2013 22:37
Hans Thill
Große Flasche
Etwas für Penner und Leute, die sich am Wind wärmen müssen. Es gibt auch Sprachen für große wie für kleine Flaschen. Die Engländer benötigen viel Flüssigkeit, um die Süße hinunterzuspülen, die ihre Sprache im Mund zurückläßt. Die Franzosen möchten ihre Worte immer auf der Zunge behalten. Schwer zu sagen, wer mutiger ist.
28. März 2013 12:33
Hans Thill
Kleine Flasche
Auf italienisch eine große Niederlage. Hans Test hat das Messen eingestellt. Die Mengen beunruhigen ihn nicht mehr. Aber die Tönung einer Flüssigkeit wird deutlicher, je kleiner die Flasche ist. So wie das Taxameter die Zeit mißt. So wie Meister Roubaud aus Hochachtung neben dem Urmeter liegt.
12. März 2013 11:38
Hans Thill
Handy
Hans Test fällt auf, daß das Handy durch eine Schnittstelle aufgeladen wird, durch die es auch seine Daten abgibt. Für diese Dinger sind Mund und Anus eins. Bei digitalen Geräten ist ohnehin alles Finger.
8. März 2013 23:03
Hans Thill
Stromzähler
Er misst den elektrischen Fluß nach seiner Heftigkeit (Intensität) wie ein Taxameter die Schritte und Stunden zerkleinert. Der Stromzähler hat keinen Namen und ist an den rot gerahmten Stellen hinterm Komma zu erkennen, die ihn leserlich machen.
2. März 2013 13:37
Hans Thill
Die Fasenacht kommt mit Gekreisch
Thill zeigt der Wörter heisses Fleisch
(Mainzer Poetikdozentur der Akademie der Wissenschaften
und der Literatur an der Johannes Gutenberg-Universität
Mainz mit Hans Thill
Öffentliche Vorlesung: ›Der Text als Test‹
den 8. Februar 2013, 14 Uhr c.t., P2)
6. Februar 2013 18:04
Hans Thill
Die alte Zwölf wird kleingeschnitten,
mit kühlem Brot in einer Wurst
gegessen. Die Berge schmelzen
nicht. Eine Hand, durchs
Fenster eingeflogen, faltet
Taschentücher, Jogginghosen.
Es gibt ein Drittes, heisst es Hunger,
heisst es Nebel? Ein Vogel hat
unzählige Körper, schwer für
die Luft. Das Wetter geht mit
lauten Bäumen durch die Stadt
nach dem heurigen Kalender:
Baktun Katun Tun.
13, 31, 44
Le vieux douze sera haché, mangé
avec le pain froid d´aujourdhui
dans une saucisse. Les montagnes
ne fondront pas. Une main
entrera la fenêtre à plier
mouchoirs et pantalons
en coton. Il y a un troisième,
qui s´appelle faim ou
brouillard 44. L´oiseau a
autant de corps que l´air
pourra porter. Le temps
traverse les cités des arbres
sonores selon un calendrier
en papier:
Baktun Katun Tun.
13, 31, 44
Old twelve will be sliced, eaten
in a saussage with cool bread.
Mountains won´t melt.
A hand flies through the window
to fold a handkerchief
and saggy pants.
Tertium datur, mud on your face.
A bird has as many bodies as
the air could wear. The weather
goes through wooden cities
following a calender
without feasts:
Baktun Katun Tun.
3. Januar 2013 00:09
Hans Thill
und nur als Stuten werden wir begehrt.
wenn ich nur für einen Zentimeter Zeit
(nackte Sekunden) das Grasland hätte
aus den Jahren vor Erfindung des Jägerzauns,
als die Wiese aber blühte wie immer schon.
Wenn. Ich übe wiehern und wie man das
Begehren zerkleinert. Schreiben Sie hier den
Betrag in Worten. Der Kavalier genießt,
ein Anderer müsste schuften als Kanake
längs oder quer
Et leur désir en nous n’étreint que la cavale.
23. November 2012 12:23
Hans Thill
das uns entlockte Schreien ist ein Wiehern,
oft haben sie nicht mal einen Namen.
So gehen sie in jede Richtung, die ihnen
nahrhaft erscheint. Ich habe das Wasser noch
im einen Ohr, im anderen ein Klavier auf
Hufen. Gieß mir Henna auf mein Haar,
sag mir Befehle, die ich
nicht verstehe
Le cri qu’il nous arrache est un hennissement.
9. November 2012 14:01