Lost Voices
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Gerhard Moerner (1894-1917)

Autor / Redaktion: 

Gerhard Klaus Müller-Rastatt (= Gerhard Moerner) : gefallen am 15. April 1917 im Schützengraben bei Lombartzyde.
Albert Ehrenstein widmete ihm das Gedicht „Kriegsland“, er schrieb es im Jahr 1916 bei Konstanz, als er versuchte über Land die Grenze zur Schweiz zu überwinden.  Julius Bab berichtet die Anekdote, Gerhard Moerner habe sein Gedicht „Liebt mich – liebt mich nicht“ eine Stunde vor seinem Tod geschrieben.

191? Lieder eines schwarzen Pierrots, Lüdeking ( auf 300 Exemplaren angelegter Privatdruck)
1914 erschien ein dünner Band „ Gedichte“, 9 Bl.
1916 erschien der Gedichtband „Devotionalien“. 22 Bl..
1917 erschien der Band „Aus dem Felde“, 41 Seiten – alle im Hamburger Kugelverlag, der mit Bruno Quandt, Günther Mürr (= Pseudonym für Günther Müller; er ist der Bruder von Gerhard Moerner) und Hans Ehrenbaum-Degele weitere hochtalentierte Expressionisten am Start hat. Das bewährte Rezept: schmale Hefte, kleine Auflage – „Kugelblätter“ nannte sich die Reihe. Moerners Vater Carl Müller-Rastatt veröffentlichte unter dem Namen „Carl Müller“ dort ebenso einen Band „Verse“ (und 1917 einen Privatdruck: „Auf den Tod Gerhard Moerners“).  Der Verlag ist sein Geschenk an die Söhne, ihre Leidenschaft für die junge expressionistische Literatur ausleben zu können. Während die „Rhythmen“  des älteren Sohns und  STURM-Autors Günther Mürr als Versuch wahrgenommen werden „unter Momberts Einfluß, visionäre Ekstasen zu formen“, urteilt die Zeitschrift für Bücherfreunde 1914: „Der andere Sohn, Gerhard Moerner, offenbart sich als ein seltsam formal begabtes Talent, die Strophen seiner Gedichte fließen.“

 

Nacht im Schützengraben
 

Tief will sich der Himmel neigen,
Schwer von seiner Sternenlast.
Runde Leuchtraketen steigen
Auf zu seinem Blaudamast.

Rückwärts ist mein Kopf geglitten
Auf den Sand der Schulterwehr
Und mir ist, als wär ich mitten
In dem weißen Silbermeer.

Schüsse fallen, Rufe kommen,
Meine Hand kühlt kühlen Wind,
Und ich weiß kaum, traumbenommen,
Noch, was Stern, was Augen sind.

aus: „Aus dem Felde“. Gedichte. Kugelverlag, Hamburg 1917.

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