Die Beschlagnahmung der Demokratie
Jacques Rancière ist einer der anregendsten Denker unserer Zeit – und nie einer, der der Pointe die Wahrheit opfert, wie man es manchem Denker unserer Tage, etwa Slavoj Žižek, den er darob auch erwähnt, nachsagen könnte. Stattdessen bietet er minutiöse Analysen dessen, wie Politik als Zur-Sprache-Bringen oder „rupture” die „Beschlagnahmung der Demokratie” einerseits kritisiert, dekonstruiert und bekämpft – und andererseits zuweilen einbegreift, darin wie auch in anderen Momenten mehrere Legitimationen statt bloß einer aufweisend: und die Spannungen darob austragend.
Vielleicht ist dies zuallererst, was Politik ausmacht, jedenfalls wünschbare Politik. Denn die Utopie sieht Rancière, aber eben nicht als System, wie er an Alain Badiou und Žižek moniert, sondern in eben jenem Offenen, im Sich-Artikulieren. Im Prekariat beispielsweise, das sich bildend nicht Rattenfängern zuläuft, sondern wieder einmahnt, worum es Politik geht – als Weg, als Ziel, als die „Mischungen dieser Macht von allen”…
Souverän entwickelt dies Rancière auch im vorliegenden Band, einem Gespräch mit dem Wiener Philosophen und Verleger Engelmann. Man folgt ihm gerne. Empfehlenswert!
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