Chelsea Hotel
Foto: Schauspiel Stuttgart
Um das New Yorker Chelsea Hotel und seine Bewohner ranken sich unzählige Mythen, Halbwahrheiten und Gerüchte. Als ein utopisches Wohnprojekt entstanden, das Künstler und Arbeiter in perfekter Symbiose zusammenführen sollte, wurde das Chelsea im Laufe der Jahrzehnte die Heimat von Künstlern und Bohemiens, die hier für wenig Geld abseits der Mainstream-Kultur einen Unterschlupf fanden. Das Hotel verwandelte sich in ein kreatives Gewächshaus, das einige der wichtigsten Vertreter amerikanischer (Gegenwarts-)Kunst hervorbrachte und beherbergte – eine „culture factory on hyper drive“. In einer einzigartigen Atmosphäre unaufhaltsamen Zerfalls wurde im Chelsea Hotel auf bürgerliche Konventionen gepfiffen, hier teilten sich Pimps mit Beat Poeten den Fahrstuhl, Drag Queens und Pulitzerpreisträger feierten mit Trickbetrügern und Performancekünstlern — ein wildes Treiben, das zur Inspiration für Künstler und Kunstwerke aller Art wurde. Dylan Thomas, Frank O. Hara und Edgar Lee Masters schrieben Gedichte, Sam Shepard und Patti Smith verfassten hier gemeinsam das Theaterstück Cowboy Mouth, Leonhard Cohen, Iggy Pop und Bob Dylan komponierten und lebten im Chelsea, aber auch Antonín Dvořák war dem Hotel und seinem Gründer Philip Hubert verbunden. Über das Treiben der Künstler, Dealer, Spieler wachte Hotelmanager Stanley Bard, der schon mal ein Gemälde an Stelle der ausstehenden Miete entgegen nahm und das Hotel gezielt zu einem Knotenpunkt künstlerischen Schaffens machte. Das Chelsea wurde ein Zufluchtsort für Außenseiter und Exzentriker und, wie Arthur Miller es nach seinem dortigen Aufenthalt beschrieb, eine „Bastion des Surrealen“.
Inspiriert von den hier entstandenen Songs und Kunstwerken erweckt derzeit das Ensemble des Schauspiel Stuttgart das Chelsea Hotel mit einer Konzert-Performance wieder zum Leben.
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