Apokalypse now?
Man muß nicht betonen, daß Roger Willemsen einer der geistreichsten und lesenswertesten Analytiker unserer Zeit war und sein Verlust bis heute spürbar ist. Nun ist mit seiner Zukunftrede – Wer wir waren – sein letzter Text erschienen, ob sein „Vermächtnis” (60), wie es im Nachwort heißt, als wäre nicht jeder Text von Bestand das irgendwie, das ist eine andere Frage.
Es ist ein Abschied, doch nicht allein jener des Todkranken, sondern unserer, wenn es so kommt, wie Willemsen es für möglich hält – und mit Trump ist das Finsterste nicht unwahrscheinlicher geworden. Wir hasten der Zukunft nach, doch „sind wir gerade da am altmodischsten, wo wir uns selber überschreiten wollen”, während im Entscheidenden, das oft klein sein mag, aber tatsächlich in die Zukunft weist, sich die „Ironie” als „Immunschicht des Uneigentlichen” etablierte.
Die Ironie ist freilich besser, als Willemsen da nahelegt, der überhaupt mit dem Apokalyptischen zwar nicht den Witz verloren hat, aber manchmal das Differenzierte – vielleicht ist es doch der Wille zum Vermächtnis, der andere Texte dann eher zu selbigem macht, während hier Phrase und Brillantes koexistieren, ehe Willemsen dann doch der Zukunft das Wort redet, aus dem Anfang her:
„Seine (des Frühmenschen, M.H.) Zukunft muss ihm unvorstellbar gewesen sein. Sie ist es noch.”
Fixpoetry 2017
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Fixpoetry.com und der Urheber
Dieser Artikel ist ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Sie dürfen den Artikel jedoch gerne verlinken. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Kommentare
Gewitzt
Ich bin nicht sicher, ob seine Idee, unsere Gegenwart scheinbar aus der Zukunft zu betrachten, richtig geglückt ist. Dennoch ist es schön, dass er gewitzt zum Handeln aufruft. Eine längere Kritik zum Hörbuch gibt es hier: http://popshot.over-blog.de/2016/12/roger-willemsen-wer-wir-waren-hoerbu...
Neuen Kommentar schreiben