Mehrecho
Buchcover
Angela Schader entdeckt die Wiederentdeckung von Renata Adler - heute in der NZZ:
„Geboren wurde sie 1938 in Mailand als Tochter eines vor dem Naziregime geflüchteten jüdischen Ehepaars; die Familie zog später in die USA, wo die Heranwachsende am Elite-College Bryn Mawr und später in Harvard studierte, dann an der Pariser Sorbonne, unter anderem beim Linguisten Roman Jakobson und bei Claude Lévi-Strauss. Die steile Aszendenz der Hochbegabten setzte sich ab 1962 beim prestigereichen «New Yorker» fort, für den sie, mit einem kurzen Unterbruch, fast vier Jahrzehnte als Reporterin tätig war. 1980 brachte sie die Kollegenschaft erstmals gegen sich auf, als sie in der «New York Review of Books» das Buch einer «New Yorker»-Kollegin nachgerade exekutierte; 1999 kam es über einer nicht minder vernichtenden Publikation, in der Adler ihrem Unmut über die Entwicklungen beim «New Yorker» Luft machte, zum Bruch mit dem langjährigen Arbeitgeber. Auch anderweitig schlossen sich die Türen vor der brillanten, aber kompromisslosen Autorin.
Ist es Zufall, dass diese literarische Stimme, lässig, geschmeidig und rasch zupackend wie ein Panther, gerade jetzt wieder auf vermehrtes Echo stösst? Ist man vielleicht etwas übersättigt von den Kohorten robuster Familiengeschichten, welche uns die Absolventen der Creative-Writing-Schulen in den letzten Dezennien vorlegten? Wenn sich Alternativen wie Renata Adlers 1976 erschienener Erstlingsroman «Speedboat» zeigen, der nach der Neuauflage in den USA nun auch auf Deutsch wieder greifbar ist, dann kann man nur hoffen, dass das aus der Vergangenheit hergezauberte Exempel Schule macht.“
Renata Adler: Rennboot. Aus dem amerikanischen Englisch von Marianne Frisch. Suhrkamp 2014.
Neuen Kommentar schreiben