Albert Michel (1891-1915)
kaufmännischer Angestellter und „jüdischer Handlungsreisender“ (wie ihn Johannes R. Becher tituliert) aus Allach, der 1912 bei Bachmair in München Schwabing den nur 24-seitigen Gedichtband „Frühling“ veröffentlichte. Michel hatte sich dort selbst vorgestellt und bereits eine Liste mit Vorbestellung vorgelegt. Der Verlag war 1911 von Heinrich F.S. Bachmair in Berlin gegründet worden, um dem Freund Johannes R. Becher eine Publikationsmöglichkeit zu geben, veröffentlichte dann ab 1912 von Schwabing aus und war vor allem als Verlag kurzlebiger Zeitschriften wie „die neue Kunst“ und „Revolution“ ein Sprachrohr des Frühexpressionismus.
Nur wenige Bücher erschienen, u.a. von Else Lasker-Schüler & Albert Michel (der mit Becher befreundet war), dann wurde der Verlag versteigert. Max Steinebach, der in München in der Baaderstraße Mühsams „KAIN“ druckte, übernahm die Titel in sein Programm und 1914 erschien bei ihm dann Michels zweiter Band „Bergtod“ (teils auch mit Gedichten in bayerischer Mundart).
Becher widmete Michel das Gedicht „Getötetem Feind“, das im August 1915 in den „weißen Blättern“ erschien. Es findet in Bechers „Verbrüderung“ , seinem Band der Reihe „Der jüngste Tag“ und dort findet man Michels Todestag „um den 30. Juli herum“ datiert – er fiel in am 16. Juni 1915 in den Argonnen in Frankreich.
Kreaturen
So sinken wir, und steigen Tag und Stunde,
Vom Laster aufgeackert, welke Hautskelette.
Ein Schuß, und aufwärts zerrt die Kette,
Und alle Muskeln steh’n im Vordergrunde.
So sinken wir, und steigen jede Stunde.
Visionen peitschen uns und werden Hauch und Blut,
Und stürzen ein zu Asche mürber Glut,
Und singen fromm mit reinem Kindermunde!
Aus: Die Aktion. Jg. 5, Nr. 13, 20. März 1915, S. 164
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