Freitag, 12. September 2014
Der Hinterbliebene
Wilibald, der Hinterbliebene, war ein Halsabschneider, obwohl er Hälse gar nicht abschnitt, sondern mehr … durchtrennte. Aber auch das tat er nicht leichten Herzens, nur dann nämlich, wenn ihn jemand erkannte. So war jedes: “Wilibald, Du?!” ein Todesurteil. Schon bald hatte er sämtliche Verwandten und Freunde auf dem Gewissen, das bei ihm nicht nach Lavendel roch, sondern nach Schwefel. Wilibald, der Hinterbliebene hatte bald nur noch sich selbst, hatte sich seine Räuberkarriere anders vorgestellt, irgendwie veredelt durch den Ruch, kein Schaf in einer Klemmfalle zu sein, sich im Golde zu spiegeln, mit den bestrumpften Weibern zu liegen, Fleischklumpen mit Wein zu spülen. Irgendwann dämmerte ihm, daß er vor lauter Halsabschneiderei das Wesentlich vergessen hatte: das Geld der Geschnittenen zu behalten.
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