Samstag, 6. September 2014

Die Tür

Das Türschloß rastet ein und die Glocke brummt los. Beides hört sich an wie eine endgültige Wahrheit. Kaum wurde die Tür gschlossen, forderte etwas, das anscheinlich davor stand, ein erneutes Öffnen. Die Vorstufe wäre ein Zufruf gewesen, denn wer immer jetzt auf der Glocke stand, mußte ihn auf das Haus zugehen gesehen haben. Das Schellen an der freien Luft; die dort nicht vorhandene Tür wäre eventuell sein Unwille gewesen, darauf reagieren zu müssen, den abweisenden Rücken noch etwas höher zu tragen, was durch das Aufplustern der Schultern zuwege gebracht werden kann.
Während er die Stimme hinter sich hört, wirft sich der halbdunkle Flur vor sein Gesicht.
"Dreh dich doch bitte zu mir um, oder soll ich mit deinem Rücken sprechen." Er kennt die Stimme nicht, hat sie noch niemals gehört, will sich auch gerne umdrehen, allein es gelingt ihm nicht. Mein Rücken, das bin also nicht ich, denkt er. Ich bin scheinbar nur mein Gesicht, der Rest ist nur zum Transport meiner fünf Sinne gedacht. Niemand will mit einem Rücken reden, weil er keine Entscheidungen treffen kann.
Er steht da und starrt in den Flur, etwas Licht dringt aus den halbgeöffneten Zimmertüren. Er will einen Schritt hinein in den Wohnraum machen, aber auch das bleibt nur ein Wunsch, der nichts zu seiner Erfüllung beiträgt.
Jetzt spürt er die Faustschläge gegen seinen Rücken schlagen, kurz darauf ein Gefühl, das er nicht einzuordnen vermag. Als würde sich etwas in seine linke Niere bohren, sich dort drehen. Bald weiß er, auch wenn er es nicht sehen kann, daß da jemand versucht, die Türklinke zu betätigen, in der Hoffnung, es wäre nicht abgesperrt. Aber es ist abgesperrt, sein ganzer Körper ist starr, sein Rücken breit und unnachgiebig, seine linke Niere bewegt sich ganz unnütz auf und ab.

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