Leben und Sterben im Wohnzimmerpark

Ich liege auf dem Sofa, seitlich, den Kopf auf der Lehne. Der Fernseher schnattert, er gackert durch das Zimmer, aufgeregt steigt er aus seinem Teich. Dabei wollte ich doch hier in meinem Wohnzimmerpark liegen und ruhen, auf meinen Füßen eine Decke, auf dem Tisch eine Zeitung, daneben ein Teller mit Brotkrumen, die ich den Zeitungsenten in die Schnäbel werfen wollte.

Niemand im Park zu sehen, keine Seele weit und breit, auch A nicht, die an der Arbeit ist. Da ich krank bin, ein wenig mit Kopfschmerzen gesegnet, mit einem wunden Hals, rühre ich mich kaum, ja, jede Rührung scheint mir unangebracht, auch wenn im Fernsehteich gerade gestorben wird. Man trägt zu Grabe, muss doch auch eine Leiche mit einem Bett und einem Zuhause versehen werden. In Gräbern liegt man sich dünn, man erschläft sich eine Menge Platz, bis man sich irgendwann kaum noch erkennt. Eine Autotür schlägt, ein Gespräch im Treppenhaus verebbt. Der Park gehört in diesen Stunden ganz mir und meinen schweifenden Gedanken, die quer über die Stirn ziehen.

Ich könnte meine Füße in den Redefluss eines Nachrichtensprechers hängen, auf einem eingebildeten Halm kauen, während aus der Ferne die Dampfer um die Wette tuten. Das werde ich nicht tun, weil ich viel zu sehr mit dem Nichtstun beschäftigt bin. Unbeschäftigt bin ich. Ganz und gar nimmt es mich gefangen, stresst mich bereits. Es bindet mich und meinen Kopf an die Lehne des Sofas, meiner Parkbank.

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