Kleine Abendmeditation
Ich bin mir an diesem Tag aus dem Weg gegangen.
Sah ich mich liegen, die Zehen wippend, weil ich vielleicht Musik hörte oder einem gartenschlauchähnlichen Geräusch lauschte, das in meinen Ohren eine seltsam traurige Melodie spielte, setzte ich vorsichtig – so wie man unbezahlbare Vasen abstellt – Fuß für Fuß sacht auf, mich rasch in die Küche stehlend, um mich dort auf einem Küchenstuhl abzusetzen. Irgendwo musste ich ja mit mir hin.
Dort saß ich dann mit einer heißen Schokolade, den Mund mit Süßigkeiten gefüllt, ein überlaufendes Lebensmittellager, bis sie plötzlich hilfesuchend seitlich an den Lippen zu sehen waren, sich streckend, winkend, um sich schließlich todesmutig auf den Tisch zu stürzen, der bereits von zahllosen anderen gebrochenen Bröselleibern übersät war. Stille lag über den Körpern. Ein Massaker hatte sich ereignet, man könnte von einem Völkermord sprechen, würde man damit das Wort nicht entwerten, was hiermit nicht geschehen soll, und nicht geschehen ist. Sprache ist kein Leichtsinn, sondern ein Schwersinn.
Und dann denke ich darüber nach und schüttele den Kopf, jetzt fallen noch mehr Krümel, so kann ich das nicht stehen (und liegen) lassen. Natürlich ist die Sprache ein Leichtsinn, ein Bruder Leichtfuß, der über alles laufen kann, auch über glühende Kohlen – probieren Sie es doch aus.