Studenten in dualen Studiengängen scheinen wahre Alleskönner zu sein: Im Hörsaal glänzen die meisten durch beste Leistungen und Zensuren – und das obwohl sie parallel zum Studium allesamt arbeiten, natürlich auch in den Semesterferien. Chapeau! Gut, über die Notengebung lässt sich streiten, denn oft werden die so genannten Dualis in Unternehmen ausgebildet, die als Kooperationspartner viel Geld an die dazugehörigen Hochschulen zahlen spenden. Das erzeugt einen gewissen Druck auf die ausbildenden Institute tatsächlich Top-Kandidaten hervorzubringen. Allerdings ist es auch so: Wer heute eine duale Ausbildung anstrebt, muss inzwischen immer öfter beste Abiturnoten vorweisen können und auch im Assessment-Center bestehen.

Derzeit existieren über 700 duale Studiengänge an deutschen Hochschulen und Berufsakademien. Zum Vergleich: 2003 waren es noch knapp 300, wie Kerstin Mucke vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), in ihrem Buch schreibt. Nach Informationen des Internetportals AusbildungPlus werden vor allem Studiengänge im Bereich der Wirtschaftswissenschaften angeboten, mehr als 300 duale Studiengänge kombinieren ein BWL-Studium mit einer kaufmännischen Ausbildung. Mit deutlichem Abstand folgen Fachrichtungen wie Informatik, Maschinenbau oder Elektrotechnik.

    Aber lohnt sich die Doppelbelastung eines dualen Studiums?

Lassen Sie mich der Frage systematisch auf den Grund gehen und die Vor- beziehungsweise Nachteile zunächst einander gegenüber stellen:

VORTEILE NACHTEILE
  • Die Studiengebühren werden vom Arbeitgeber bezahlt.
  • Ein Nebenjob ist nicht nötig, dafür gibt es ein monatliches Gehalt.
  • Der Job danach wird (oft) vertraglich zugesichert.
  • Die Teilnehmer können sich ganz auf die Studieninhalte konzentrieren.
  • Die Einarbeitungszeit wird durch die Praxisnähe verkürzt.
  • Mit der Jobübernahme besitzt man bereits ein Netzwerk innerhalb des Unternehmens.
  • Der Blick über den Tellerrand ist eingeschränkt (kein studium generale).
  • Es gibt keine Möglichkeit andere Unternehmen durch Praktika kennenzulernen.
  • Man ist an ein Unternehmen gebunden und von diesem abhängig.
  • Die Doppelbelastung schränkt das typische Studentenleben ein.
  • Semesterferien gibt es praktisch nicht, sondern nur rund 30 Urlaubstage im Jahr.

Image

Hinzu kommt allerdings, dass das duale Studium bei vielen Unternehmen ein sehr gutes Image hat – auch oder gerade wegen der Doppelbelastung der Studenten. Inna Brilz etwa absolvierte parallel zur ihrer Lehre als Bauzeichnerin an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule in Nürnberg ein Studium der Architektur. Im Interview mit der Zeitschrift Abi spricht sie aus, was offenbar viele Personalverantwortliche denken:

In Bewerbungsgesprächen habe ich gemerkt, dass das duale Studium als große Leistung anerkannt wird.

Die Chance sei, durch den gezeigten Einsatzwillen und das große Engagement im Vorstellungsgespräch zu punkten, ähnlich wie Absolventen von Fernstudiengängen oder Kommilitonen mit zahlreichen Praktika, berufsbezogenen Nebenjobs und Auslandssemestern. Fleiß und Belastbarkeit sind noch immer Tugenden, die bei der Bewerbung enormen Einfluss haben.

Bewerbung

Diese Tugenden sind jedoch kein Monopol der Dualis. Wie bereits erwähnt: Absolventen herkömmlicher Studiengänge können diese Fähigkeiten ebenso beweisen – etwa indem sie sich auf eigene Faust einen berufsbezogenen Nebenjob suchen, damit ihr Studium finanzieren oder trotz verschärfter Studienbedingungen durch die Bologna-Reform die gleichen Bestnoten erbringen, wie ihre dualen Kommilitonen.

Man kann also nicht nicht sagen, dass die Vorteile des dualen Studiums klar überwiegen würden. Letztlich bleibt es eine individuelle Entscheidung – vor der Interessierte allerdings ein paar Punkte klären sollten. Bevor der dazugehörige Arbeitsvertrag unterschrieben wird, sollten zum Beispiel die Verpflichtungen, die mit einem dualen Studiengang einhergehen, geprüft werden. Wichtige Fragen hierbei:

  • Muss ich nach dem Studium im Unternehmen bleiben?
  • Nach wie vielen Jahren kann ich das Unternehmen wechseln?
  • Falls ich vorher wechseln möchte: Wie viel Geld muss ich dann bezahlen, um mich “freizukaufen”?
  • Habe ich einen festen Betreuer?
  • Bekomme ich regelmäßig Feedback durch einen Mentor oder Förderer im Unternehmen?