Es gibt wohl nichts Schlimmeres als einen harten anstrengenden Bewerbungsprozess erfolgreich zu durchlaufen, um dann in den ersten Monaten des neuen Jobs festzustellen, dass man im falschen Unternehmen angeheuert hat: die Arbeit ist öde, das Betriebsklima mies, der Chef ein eitler Fatzke und die Kollegen, nunja, so anziehend wie eine Schnapsfahne zum Frühstück. Der einzige Impuls: Flucht. Ich bin ein Star – holt mich hier raus!

Keine Frage, die kulturelle Kompatibilität zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist essenziell für eine langfristige Beziehung. Leider achten viele Bewerber bei ihrer Jobsuche und -auswahl vor allem auf Kriterien wie Position, Bezahlung, Karriereaussichten. Alles nicht unwichtig, keine Frage. Aber für eine gründliche Auswahl ist das zu wenig.

Das Internet mit seinen zahlreichen Möglichkeiten bietet inzwischen eine ganze Reihe von Option, den Bewerbungsprozess herum zu drehen – und damit meine ich jetzt gar nicht mal solche Aktionen wie die von Brett Rounsaville oder klassische Arbeitgeber-Bewertungsportale. Es gibt noch mehr, was Sie tun können, um herauszufinden, welche Arbeitgeber der Beste ist:

Soziale Netzwerke

Schöpfen Sie die Möglichkeiten von Netzwerken wie Xing, Linkedin, Twitter oder Unternehmensblogs voll aus:

  • Beobachten. Schauen Sie sich die Seiten der Mitarbeiterblogs genau an: Wie wirken die auf Sie? Authentisch oder zensiert? Wie stellen sich der Arbeitgeber und seine Belegschaft dar? Nur von der Schokoladenseite, wird nur gelobhudelt oder spricht man ehrlich und offen über den Job dort. All das kann bereits wichtige Hinweise über den Zustand des Ladens geben.
  • Anfreunden. Suchen Sie gezielt den Kontakt zu Mitarbeitern Ihres Zielunternehmens und freunden Sie sich mit ihnen an. Anschließend können Sie versuchen, über diese Schiene Informationen aus erster Hand über Arbeitsklima, Unternehmenslage oder Ihren künftigen Chef zu erhalten.
  • Verabreden. Gerade via Twitter können Sie sich schnell mal – etwa auf einer Messe oder Konferenz – mit einem Mitarbeiter des Arbeitgebers in spe verabreden und beobachten, wie der- oder diejenige sich dabei so gibt. Es ist gar nicht so schlimm, wenn das Treffen einen offiziellen Charakter behält: Je steifer und zugeknöpfter sich der Mitarbeiter dabei gibt, desto lauter sollten Ihre Alarmglocken schrillen.

Drei Dinge, die man über das Unternehmen schon im Bewerbunsggespräch lernt

Aber auch der Bewerbungsprozess selbst liefert einige wichtige Indizien, wie es um das Unternehmen wirklich steht. Etwa:

  1. Transparenz Schon der Auswahlprozess selbst und ob man Sie über alle Stufen dabei aktiv informiert, offenbart, wie professionell der Arbeitgeber, vor allem aber die Personalabteilung in spe arbeitet. Ebenso: Verrät man Ihnen auch, wo die Problemfelder des neuen Jobs liegen – oder versucht man Ihnen nur eine Arbeit zu verkaufen?
  2. Betriebsklima Stellt man Ihnen zum Vorstellungsgespräch ein Glas Wasser hin? Oder vielleicht sogar Kaffee oder Kekse? Allein diese simple Geste sagt viel darüber aus, ob man Mitarbeiter hier als Kapital oder als Kostenstelle begreift. Genauso: Wie herzlich und respektvoll werden Sie begrüßt? Ist der Dialog eher ein Gespräch oder ein Stressinterview?
  3. Verlässlichkeit Wenn der Personaler verspricht, sich am Montag zu melden und tut das nicht, zeugt das weder von einem manierlichen Umgang, noch von einem gut organisierten Auswahlprozess. Ihr Alarmsystem sollte aufschrillen, wenn Sie zudem ein Verfahren nach dem anderen durchlaufen sollen. Irgendwann muss man sich entscheiden können!

Der Toiletten-Test

klopapierUnd wenn Sie schon bis zum Vorstellungsgespräch vordringen, vergessen Sie nicht, die Erfrischungsräume zu inspizieren. Kein Witz! Kennen Sie die Toilettenpapier-Theorie? Sie besagt, dass man sich nur anschauen müsse, wie gepflegt das stille Örtchen ist – schon erkennt man die wahre Firmenkultur. Sind etwa die Mitarbeiter selbst dafür verantwortlich, dass die Klorollen gewechselt werden beziehungsweise dem Nachfolger ein benutzbares WC hinterlassen wird und geschieht dies nicht, so sagt das: Hier denkt jeder nur an sich. Ein einziges Hauen und Stechen. Und da der Fisch vom Kopf stinkt, hausen in der Teppichetage vermutlich ebensolche Egomanen.