Die Deutsche Telekom hat heute für kräftig medialen Wirbel gesorgt: Bis 2015 sollen bei dem Unternehmen 30 Prozent der Führungskräfte weiblich sein – im mittleren Management ebenso wie im Top-Management. Zum Vergleich: Bisher sind es erst 13 Prozent. Zur Durchsetzung dieses Plans will die Telekom daher eine Frauenquote einführen, was einige Satiriker heute zur Pointe verleitet hat, so erkläre sich endlich auch das Rosa im Firmenlogo.

Das Dax-Unternehmen prescht damit kräftig vor in Sachen Gleichberechtigung und Chancengleichheit, schließlich gibt es bisher in nahezu keinem der 30 Dax-Vorstände eine Frau, Aunahme: Barbara Kux bei Siemens. Damit lautet die Regel in Deutschland: Je höher die Position, desto wahrscheinlicher ist der Inhaber ein Mann.

Keine Frage, das ist ungerecht, riecht verdächtig nach Diskriminierung und passt ins Bild: Schon länger ist nachgewiesen, dass Frauen selbst in gleichen Berufen und Positionen rund 23 Prozent weniger verdienen als Männer. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kam 2009 gar zum Ergebnis, dass es in den 100 größten Unternehmen in Deutschland nur 2,5 Prozent weibliche Vorstände gibt und 10 Prozent weibliche Aufsichtsräte – die Mehrheit entsandt von den Gewerkschaften. Aber deswegen Frauenquoten einführen?

    Nein.

Jede Quote – ob bezogen auf Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder Alter – ist nur eine andere Form der Diskriminierung. Das ist so, als wolle man Zahnschmerzen mit Bonbons heilen. Wer Frauenquoten einführt, diskriminiert damit dann eben Männer. Ungerecht bleibt es so oder so. Und es ist auch noch zum Nachteil des Unternehmens.

Die Vergabe von Positionen sollte ausschließlich über die fachliche und persönliche Eignung eines Kandidaten erfolgen. Der oder die Beste sollte am Ende den Job bekommen – egal, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Wer hier mit einer Quote hantiert, riskiert nur Mittelmaß: Der schlechtere Bewerber wird bevorzugt, weil er (oder sie) ein gerade unterrepräsentiertes Merkmal erfüllt, das jedoch weder unmittelbar mit den Anforderungen des Jobs, noch mit seiner individuellen Leistungsfähigkeit zusammenhängt. Wozu soll das gut sein?

Der Telekom-Vorstoß ist daher vor allem eines: ein PR-Signal. Es soll zeigen: Seht her, liebe Frauen, wir sind zwar eine High-Tech-Bude, aber wir wollen nicht nur Männer einstellen. Im Gegenteil: Wir fördern Frauen sogar! Es ist eine geschickte Maßnahme zum Employer Branding, gut getimt und mit erwünschter medialer Wirkung. Dass es eine wichtige Diskussion neu entfacht, ist sicher ebenfalls löblich. Trotzdem heilt der Zweck nicht das Mittel.

Und so wird die Mehrheit der anderen Dax-Unternehmen dem Telekom-Beispiel zum Glück auch nicht folgen. Zwar wollen alle großen Unternehmen in den nächsten Jahren ihren Frauenanteil im Management steigern (was gut ist) – die Mehrheit jedoch ohne Quote (was klug ist).

Adidas zum Beispiel will keine Frauenquote einführen – hier liegt der Frauenanteil im Management schon bei 31 Prozent – ganz ohne Quote.

Auch bei BASF sind keine Quoten geplant. O-Ton: „Unser Ansatz bei der Stellenbesetzung setzt auf unterschiedliche Kompetenzen und Hintergründe. Hierfür definieren wir keine festgelegten Quoten. Denn jede Stelle soll mit dem am besten geeigneten Kandidaten besetzt werden.“

Und auch bei BMW verzichtet man bewusst auf eine Frauenquote, Zitat: „Es wäre zu kurz gegriffen, sich diesem Thema mit einer Quote anzunähern. Wir stellen in diesem Jahr etwa 400 Akademiker allein in Deutschland ein. Da hilft es wenig, wenn man eine Frauenquote von 30 Prozent festlegt, aber die für uns relevanten Fächer deutlich weniger als 20 Prozent weibliche Absolventen hervorbringen.“

Ohnehin wird die Demografie viel von den derzeit herrschenden Verhältnissen in den kommenden Jahren verschieben. Mehr Mädchen als Jungen machen heute Abitur, mehr Frauen schließen ein Studium ab, noch dazu mit oft besseren Noten. Der Frauenanteil bei den Absolventen wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge liegt aktuell etwa bei rund 60 Prozent. Und da junge Nachwuchskräfte insgesamt in Deutschland rar werden, können die Unternehmen gar nicht anders, als Frauen mehr als bisher zu fördern und breiter in allen Ebenen und Positionen einzusetzen.

Das Problem taucht vielmehr an einer ganz anderen Stelle auf – ist aber auch dort nicht durch eine Quote zu lösen: Frauen sind nach wie vor in besonders nachgefragten technischen Studiengängen wie Elektrotechnik, Maschinenbau oder Informatik unterrepräsentiert. Deshalb trifft die Nachfrage von Seiten der Wirtschaft hier noch immer auf ein vermindertes Angebot. Ziel muss deshalb sein, mehr Frauen für diese Berufe zu begeistern – aber auch in diesen Berufen Arbeits(zeit)modelle zu schaffen, die den Bedürfnissen von Frauen im Beruf gerechter werden.

Das sind sicher keine Sofortmaßnahmen, dafür wirken sie nachhaltiger – und gerechter.