Es ist Montag, draußen drängeln die Wolken am Himmel. Der Mann, der gerade einen Job zu vergeben hat, nennen wir ihn Rick, sitzt in seinem Büro vor seinem Telefon. Die Jobagentur hat Rick vor ein paar Tagen die Nummern von ein paar Arbeitslosen vermittelt. Es sind 23 Namen, die auf seiner Liste stehen. Rick wählt die erste Nummer. Es klingelt, dann meldet sich ein Mann.

„Hallo?“
„Guten Tag, mein Name ist Rick. Die Arbeitsagentur hat mir Ihre Nummer gegeben. Ist Frau soundso zuhause?“
„Ach, Sie rufen wegen meiner Frau an! Ja, die sucht tatsächlich einen Job. Einen Moment bitte…“

Rick hört Schritte, dann Stimmen. Der Mann kommt ans Telefon zurück.

„Tja, also, meine Frau hat erst gestern einen Job gefunden. Kann man nichts machen.“

Rick streicht die Nummer von seinem Zettel und wählt die nächste. Er lässt es klingeln. Fünfmal. Zehnmal. Keiner hebt ab. Auch als er es später noch ein paar Mal probiert, ändert sich das nicht.

Dasselbe geschieht mit den Nummern drei, vier und fünf auf seiner Liste. Er streicht auch sie durch. …Neun, Fünf, Fünf, Drei… Es klingelt.

„Hallo?“

Eine Frau meldet sich. Es ist eine, die auf seinem Zettel steht. Rick stellt sich kurz vor, dann beschreibt er den Job, lobt dessen Vorzüge. Das Gespräch dauert fünf Minuten. Dann legt die Frau einfach mittendrin auf.

Auch die nächsten Anrufe verlaufen so. Einige der Vermittelten lassen sich verleugnen, andere legen unvermittelt auf. Wieder andere sagen, sie hätten schon einen Job – irgendwas mit Teilzeit oder als Aushilfe, irgendwo. Manche sagen auch, der Job sei nicht familienfreundlich, zu weit weg und schlecht bezahlt. Letztlich klingen doch alle Begründungen nach Ausrede. Einige machen sich nicht einmal die Mühe, Ausflüchte zu erfinden. Die sagen Rick ganz unverblümt, dass sie gerade keine Lust haben zu arbeiten. Vielleicht wollen sie auch erst noch ein paar Kinder bekommen. Sowas.

Am Ende des Tages hat Rick alle 23 Nummern durchtelefoniert, die auf seiner Liste standen. Er dachte, wer sich als Arbeitswilliger von der Jobagentur vermitteln lässt, sei wenigstens willens, sich das Angebot erst einmal anzuhören. Er dachte, dass von 23 potenziellen Mitarbeitern wenigstens fünf zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen würden. Das war wohl zu optimistisch. Vielleicht war es auch zu naiv. Von den 23 Arbeitswilligen hatte jedenfalls nicht einer Interesse. Telefoniert hat er am Ende mit 14 von ihnen, vier legten mittendrin auf, die anderen gaben ihm auf die eine oder andere Art einen Korb. Rick weiß nicht, ob er das melden soll. Das bedeutet doch nur wieder Aufwand, Ärger, Papierkram. Dabei versucht er doch nur jemandem einen Job zu geben.

Morgen wird Rick einen neuen Versuch starten. Auch das ist Deutschland.