Ein Interview mit Anette Ehl, Vierfach-Mutter und Unternehmerin
Anette Ehl hat nach einer Schneiderlehre in Hamburg BWL studiert, aber nach dem Studium nicht mehr als Angestellte gearbeitet. Sie lebt in Meerbusch bei Neuss, ist verheiratet und Mutter von vier Kindern und hat sich kürzlich selbstständig gemacht – weil es für Frauen in ihrer Situation in Deutschland kaum Alternativen gibt. Schon deshalb ist ihr Beispiel berichtenswert – und weil es Mut macht. Anette und ich kennen uns seit Jahren und sind privat befreundet.
Anette, du bist seit kurzem Unternehmerin, warum?
Als Mutter von vier Kindern ist es nicht leicht, einen perfekten Arbeitgeber zu finden. Meine Kinder sind sieben, neun, elf und 13 Jahre alt. Ich selbst bin Betriebswirtin, aber schon längere Zeit aus der Excel-Welt raus. Das macht den Wiedereinstieg schwierig. Noch schwieriger wird es dadurch, dass ich von einem Arbeitgeber viel Flexibilität erwarte: Ich möchte nicht mehr auf ein Au-pair angewiesen sein, sondern zu Hause sein, wenn mich die Kinder brauchen. Gleichzeitig soll meine Arbeit abwechslungsreich und herausfordernd sein. Ich wollte etwas anderes haben, als die üblichen Halbtags-Jobs.
Deshalb betreibst du jetzt einen Online-Shop für … Waveboards. Was bitte sind Waveboards?
So ein Waveboard sieht aus wie ein Skateboard mit Wespentaille, aber mit nur zwei Rollen – so als hätte man ein Skateboard einer Abmagerungskur unterzogen. Das Waveboard hat kein durchgehendes Brett, sondern die beiden Bretthälften sind durch eine Achse miteinander verbunden. Dadurch lassen sich Vorder- und Hinterteil gegeneinander bewegen, und so gewinnt das Rollbrett auch an Schwung. Beim sogenannten Streetsurfen kommt „die Welle“ also aus der Hüfte, man swingt für den nötigen Schwung.
Wie kamst du denn auf dieses kuriose Gerät?
Entdeckt hat es mein ältester Sohn: Bei unserem Familienurlaub auf Texel sah er einen Nachbarjungen mit so einem Waveboard. Mein Sohn war sofort begeistert und wollte das Waveboard unbedingt ausprobieren. Zurück in Deutschland suchten wir dann den Zweirollen-Flitzer – in Sportgeschäften, Kaufhäusern und im Internet. Aber erst auf einer US-Seite wurden wir fündig. Als wir das Brett dann importiert hatten, waren die Kinder nicht mehr davon zu lösen (im Video zu sehen ist Sohn Nummer zwei, Anm. d. Red.). Das Waveboard war die Attraktion in unserer Straße – die halbe Nachbarschaft lernte Streetsurfen. Und immer wieder wurden wir gefragt, wo man die Bretter kaufen könne. Wir konnten aber immer wieder nur auf die amerikanische Webseite verweisen.
Und da hast du dir überlegt, das in Deutschland anzubieten?
Nein, da noch nicht. Aber im Sommer darauf verbrachten wir unseren Familienurlaub in Kalifornien – Steffen, mein Mann, arbeitet ja für ein amerikanisches Unternehmen -, und da waren wir überwältigt: Dort gehört das Waveboard an allen Ecken zum Alltagsbild. Das gab schließlich den Ausschlag, dass es dafür wohl auch in Deutschland eine große Nachfrage geben könnte. Ich suchte mir dann einen Importeur und musste mich erst einmal in die Welt des Internet-Handels einarbeiten. Gemeinsam mit einer Webagentur in Meerbusch haben wir dann den Online-Shop Waveboard24 aufgesetzt und gelauncht.
Und wie hat die Familie darauf reagiert?
Begeistert. Die sind inzwischen alle Teil des Unternehmens: Am Mittagstisch wird das Shopdesign diskutiert und verbessert, beim Abendbrot werden die neuen Bestellungen gefeiert und dazwischen werden die neuesten akrobatischen Moves für das dazugehörige Blog durchgesprochen, die irgendein Kalifornier gerade wieder bei Youtube hochgeladen hat. Auch für mich ist das eine perfekte Lösung: Während die Kinder tagsüber durchs Haus turnen und der Haushalt meine Aufmerksamkeit einfordert, sitze ich abends vor dem Laptop und recherchiere im Internet, wie ich den Shop für Suchmaschinen optimieren kann, wie die Funsport-Branche tickt oder welche neuen Waveboard-Modelle es gibt.
Und? Hat sich die Investition gelohnt?
Ohja. Die Anfangskosten für einen solchen Shop sind erstaunlich gering. Nach nur drei Monaten haben wir schon den Break-even erreicht. Seitdem fahren wir schöne Gewinne ein. Als Geschäftsführerin meiner eigenen kleinen Firma habe ich maximale Flexibilität zwischen Notebook und Nudelholz, und die Tätigkeit bringt mehr Spaß, als ich mir je von einer Arbeit hätte träumen lassen.
Ernest
Hallo Frau Ehl,
die richtige Entscheidung für die Selbstständigkeit! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit dem Online-Shop :-)
Hans-Günter Martin
Das ist ein interessanter Erfahrungsbericht. Es wäre schön, davon häufiger bei Ihnen zu lesen, denn immer mehr Kollegen sind auf der Suche nach einer Gründungsidee. Grüsse HGM
Voodoo
Hallo Frau Ehl
Auch von mir viel, viel, erfolg mit Ihrem Projekt
Anette Ehl
Hallo zusammen,
vielen Dank für die netten Wünsche!
Wir arbeiten dran, dass sie eintreffen mögen … ;)
Anette Ehl
Frank Vigitoris
Immer wieder gut zu sehen, wenn jemand seine Ideen und Träume auch umsetzt. Dabei ist es egal, ob das aus einer Not geboren ist, oder einfach weil man was tun möchte.
Viel Glück und Erfolg.
Dagmar Seo
Ja, genau. Ich habe in meinem Bekanntenkreis auch 2 Freundinnen, die etwas ähnliches probiert haben. Die waren danach wie ausgewechselt, weil Sie eine neue Aufgabe hatten.
Viel Glück!
Web München
Ich bin 2-fache Mutter und habe mich mit Webdesign selbstständig gemacht. Ich kann das von Zuhause machen und bin so immer für meine Kinder da. Außerdem benötigte ich fast keine Investitionsmittel.