Ob der Lebenslauf amerikanisch – also mit der aktuellen Position zuerst – oder chronologisch verfasst wird, ist letztlich eine Geschmacksfrage. Wichtiger ist, dass das Profil und die Eignung des Bewerbers schnell erfasst werden können – was wiederum für die amerikanische Variante spricht. Bedenken Sie beim Verfassen des Lebenslaufs immer: Personaler müssen teilweise hunderte solcher Bewerbungsmappen lesen und passende Bewerber vorsortieren. Die wenigsten investieren daher jeweils mehr als vier Minuten pro Bewerbung. Das Wesentliche muss also sofort ins Auge springen.
Eins noch vorweg: Seit Herbst 2010 testen fünf Großunternehmen, darunter Procter & Gamble, L’Oréal und die Deutsche Telekom ein Jahr lang die sogenannte anonyme Bewerbung. Dabei werden eingehende Bewerbungsunterlagen von der Antidiskriminierungsstelle (ADS) des Bundes zuvor von Angaben zu Nationalität, Alter, Geschlecht, Familienstand sowie Namen der Bewerber befreit. Ziel: Allein die Leistung und Qualifikation soll den Ausschlag für die Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten geben. Ob sich die anonyme Bewerbung durchsetzen wird, darf aber bezweifelt werden. Bei einer Umfrage der Jobportals Monster unter rund 4000 Arbeitnehmern bezweifelten 60 Prozent, dass sich Chancengleichheit dadurch verbessert. Auch in der Wirtschaft ist der Modellversuch mehrheitlich umstritten. Die meisten Unternehmen monieren den damit verbundenen Mehraufwand sowie die Kosten. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, erklärte etwa, dass die ADS-Initiative die Vielfaltsbemühungen der Unternehmen konterkariere. Überdies, so weitere Kritiker, seien persönliche Merkmale auch über Umwege zu ermitteln. So könne beispielsweise das ungefähre Alter anhand der Berufserfahrung und Zeugnisse ermittelt werden, private Aktivitäten sowie Zivil- und Wehrdienste wiederum könnten Aufschluss über das Geschlecht geben.
Wie aber sieht nun der optimale Lebenslauf aus?
Die Formalia
Die A.H.A.-Methode
- Aufgabe. Beschreiben Sie knapp (!), mit welcher Herausforderung Sie im Job konfrotiert wurden, ein Projekt, eine Personalie…
- Handlung. Fassen Sie im Lebenslauf zusammen, wie Sie vorgegangen sind, um das Problem zu lösen: Was waren Ihre konkreten Maßnahmen?
- Abschluss. Versuchen Sie das Resultat zu quantifizieren: Um wie viel Prozent stieg der Umsatz, verbesserte sich die Produktivität?
- Aufbau. Die tabellarische Form ist heute Standard und erfüllt diese Anforderungen perfekt: links Zeitangaben, rechts Fakten. Bitte keinen optischen Firlefanz! Ein Lebenslauf ist eine reine Faktensammlung, keine Prosa. Sein schöpferische Talent an der Stelle beweisen zu wollen, eignet sich allenfalls für Kreativberufe oder bei einer Initiativbewerbung, der sich Personalverantwortliche ausgiebiger widmen können. Ansonsten reichen Stichworte zu den einzelnen Lebensabschnitten.
- Inhalt. Persönliche Kommentare zu einzelnenen Punkten sind im Lebenslauf tabu. Genauso eine Anrede eingangs oder Grußformel zum Schluss. Was in die Vita dagegen unbedingt rein muss, sind:
- Persönliche Daten (Name, Geburtstag und -ort, Anschrift, Familienstand, Staatsangehörigkeit).
- Werdegang und Berufserfahrung. Mutige können noch diesen Tipp befolgen: unter die persönlichen Angaben, gleich eine Zeile mit der angestrebten Position einfügen. Das betont den Anspruch auf die ausgeschriebene Stelle. Dann aber sollte sofort das stärkste Argument dafür folgen: Bei Absolventen sind es die Ausbildung und Studienschwerpunkte die darauf hinführen, bei Jobwechslern die aktuelle Position, bei Arbeitsuchenden ihre besonderen Qualifikationen.
- Besondere Qualifikationen (Weiterbildung, Kenntnisse, Fähigkeiten, Sprachen).
- Ausbildung (dazu gehört auch evtl. geleisteter Wehr- oder Ersatzdienst).
- Interessen (Mitgliedschaften, soziale Dienste – aber keine Hobbies!).
Alles zeitlich exakt eingeordnet und vor allem lückenlos aneinander gereiht. Sonst wecken Sie den Verdacht, Sie wollten peinliche Stationen vertuschen. Spätestens im Vorstellungsgespräch kommt das aber dann zur Sprache.
- Zeitangaben. Monatsangaben reichen in der Regel, also zum Beispiel:
06/2003 – 06/2006 Ausbildung zum Bankkaufmann in der Kreissparkasse Köln. - Tabus. Die folgenden Punkte gehören dagegen keinesfalls in einen Lebenslauf: Informationen, die für den angestrebten Job nicht relevant sind (unnötiger Leseballast!), Familieninformationen (Mutter: Hausfrau, Vater: Studienrat), Gehaltsvorstellungen (gehören – falls sie gefordert waren – ins Anschreiben oder sind Thema im Vorstellungsgespräch) sowie religiöse und politische Ansichten.
- Schluss. Formal muss der Lebenslauf mit Ort, Datum und einer Unterschrift versehen werden. Das unterstreicht, dass die gemachten Angaben der Wahrheit entsprechen. Obacht: Falsche Angaben können auch nach der Probezeit zur fristlosen Kündigung führen. Seien Sie dabei also besonders sorgfält – auch für den Fall, dass man später nach einem billigen Kündigungsgrund sucht, falls Sie in Ungnade gefallen sind.
Wie verkaufen Sie Arbeitslosigkeit im Lebenslauf?
Du sollst nicht lügen, lautet ein biblisches Gebot, das auch so uneingeschränkt auf den Lebenslauf zutrifft. Gefälschte Zeugnisse, gekaufte akademische Titel oder nie absolvierte Arbeitsstationen sind keine Kavaliersdelikte oder Notlügen, sondern Betrug. Der kann bis hin zur Urkundenfälschung reichen und bietet damit immer einen veritablen Grund für eine fristlose Kündigung. Schlimmstenfalls kann das sogar zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Von dieser Art der Lebenslauf-Politur sollten Sie also strikt die Finger lassen.
Gegen andere kosmetische Eingriffe ist weniger einzuwenden: Chronische Krankheiten zum Beispiel, die keinen Einfluss auf den Job haben, brauchen Sie nicht zu erwähnen. Gleiches gilt für erfolgreiche Aufenthalte in einer Suchtklinik. Auch können Sie sich durch geschickte Darstellung in ein etwas besseres Licht rücken – etwa, wenn Sie Ihre bisherigen Erfolge durch Zahlen untermauern wollen. Wirken diese in absoluter Form nicht ganz so überzeugend, dann machen Sie eben Prozentangaben oder verweisen auf Ranglisten. Waren Sie im Job nicht die Nummer 1? Dann konstatieren Sie eben, dass Sie unter den Top 5 des Unternehmens waren. Wenn Sie nicht für den absoluten Marktführer gearbeitet haben, verwenden Sie ähnliche Vergleiche wie unter den drei führenden Unternehmen der Branche.
Deutlich schwieriger wird es, wenn Sie versuchen eine längere Arbeitslosigkeit oder unfreiwillige Kündigung zu kaschieren. Eine Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half unter rund 6000 Personalmanagern aus dem Jahr 2009 hat ergeben: Bis zu 7,6 Monate ohne Job gestehen deutsche Personaler Arbeitssuchenden zu, bevor dies als Makel auslegen. Das gilt erst recht in Krisenzeiten.
Eine solch lange Auszeit zu retuschieren, ist allerdings so gut wie unmöglich. Lügen sollten Sie auf keinen Fall. Wie gesagt: Bewusst falsche Angaben im Lebenslauf sind ein schwerer Täuschungsversuch, der das Vertrauen des Arbeitgebers irreperabel zerstört. So sehen das jedenfalls die Arbeitsrichter, Folge: fristlose Kündigung. Und da Personaler heute stets lückenlose Lebensläufe einfordern sowie einen geübten Blick für Lücken haben, wird es schwer, das zu verschleiern. Allerdings sollten Sie zunächst unterscheiden, warum Sie gefeuert wurden:
- Unverschuldet. Wurde Ihre Abteilung dicht gemacht, etwa infolge einer Firmenfusion? Baute das Unternehmen im großen Stil Stellen ab, etwa weil es in eine wirtschaftliche Schieflage geriet? Hat Ihr Ex-Arbeitgeber Konkurs gemacht? Glück im Pech: kein Makel. In diesem Fall können Sie Ihre Entlassung erhobenen Hauptes erwähnen und der Bewerbung womöglich einen Pressebericht als Beleg beifügen. Im Lebenlauf reicht dann die Formulierung: 10/2005 bis 11/2007 – Abteilungsleiter bei der Flop AG (Kündigung wegen Insolvenz). Es ist schließlich nicht Ihre Schuld gewesen, dass Sie den Job verloren haben.
- Selbstverschuldet. Ob wegen Antipathie, Dummheit oder mangelnder Leistung spielt dabei keine Rolle. Sie wurden entlassen, Punkt. Ein Lebenslauf beschränkt sich nunmal auf die Fakten und daran lässt sich wenig beschönigen. Jede noch so gewundene Beteuerung oder Begründung beweist nur: Sie haben ein schlechtes Gewissen und machen sich deswegen Sorgen (vermutlich sogar zurecht). Dann lieber bei den Fakten bleiben.
Dennoch können ein wenig Schadensbegrenzung betreiben und den hässlichen Fleck in der Vita zumindest etwas aufpolieren. Folgende drei Methoden stehen Ihnen dabei zur Auswahl (oder Kombination):
- Layout. Da Sie den Lebenslauf chronologisch oder mit der aktuellen Position zuerst aufbauen können, sollten Sie die Reihenfolge so wählen, dass Ihre bisherigen (guten) Leistung dort als Erstes auftauchen und die Sache mit der Kündigung möglichst erst auf der zweiten Seite. Beginnen Sie stattdessen etwa mit besonderen Leistungen, bisher herausragenden Erfolgen – notfalls auch mit Ihren Interessen oder sozialem Engagement.
- Formulierung. Falls Ihre Arbeitslosigkeit immer noch aktuell ist, dann bezeichnen Sie sich bitte nicht als arbeitslos, sondern als arbeitssuchend – das klingt aktiver. Noch besser ist es, wenn Sie aus Ihrer Not eine Tugend machen und diese ins Positive drehen. Etwa so: 4/2008 bis 6/2008 – Berufliche Neuorientierung mit dem Ziel einer neuen Position im Bereich Vertriebsleitung. Das wirkt sofort selbstbewusster, engagierter und zeigt obendrein Ihre Zielorientierung.
- Erwähnen. Und mehr nicht. Hüten Sie sich vor Erklärungen oder Rechtfertigungsversuchen. Die haben im Lebenslauf nichts verloren und wirken immer negativ. Erst recht, wenn Sie versuchen, die Schuld auf andere – einen miesen Chef, mobbende Kollegen oder generelle Antipathien – zu schieben. Auch wenn es stimmt: Verlieren Sie darüber kein Wort!
Wie bewerben sich Überqualifizierte?
Zugegeben, der Fall dürfte selten vorkommen, aber wenn es passiert, stehen Sie womöglich genauso rat- und hilflos vor verschlossener Tür wie jemand, der gerade gefeuert wurde. Die Rede ist von einer offensichtlichen Überqualifizierung. Diese kann Ihnen entweder bewusst sein, noch bevor Sie Ihre Unterlagen abschicken. Oder aber es ist die erste Reaktion auf Ihre Bewerbung. Ärgerlich ist natürlich beides: Da bringt man schon Bestnoten, Motivation und alle erforderlichen Talente mit – und dann ist es dem Arbeitgeber in spe auch nicht recht, weil es zu viel des Guten war. Sich doof zu stellen, hat jetzt keinen Sinn, das wirkt nach Koketterie. Und betteln wäre peinlich.
Aber schauen wir uns die Sache einmal genauer an: Was heißt das eigentlich, überqualifiziert zu sein? Tatsächlich sagt Ihnen der ablehnende Personaler oder Ihr Gewissen damit nur das – jedoch etwas verblümter:
- Das Gehalt, das wir Ihnen zahlen können, wird nicht Ihrem bisherigen oder Ihren Vorstellungen entsprechen.
- Sie werden sich in dem neuen Job langweilen.
- Oder Sie werden kündigen, sobald Sie etwas Besseres gefunden haben.
- Sie werden sich kaum von jemand führen lassen, der weniger Erfahrung hat als Sie.
- Sie haben sich auf den falschen Job beworben.
Gehen wir mal davon aus, dass alles bis auf den letzten Punkt zutrifft, Ihnen das bewusst ist, und Sie den Job dennoch haben möchten (andernfalls sollten Sie sich wirklich woanders bewerben). Dann haben Sie nur eine Chance: Sie müssen aktiv gegen diese Vorurteile argumentieren. In der 1993 erschienenen Hollywood-Romanze “Ein unmoralisches Angebot” gibt es eine ähnliche Szene, ein Vorstellungsgespräch, in dem Hauptdarsteller Woody Harrelson mit dem selben Vorwurf konfrontiert wird. Seine Antwort in dem Streifen lautet: “Fein, dann beuten Sie mich eben aus.” Das ist Kino! In der Realität wird das nicht funktionieren. Hier müssen Sie gezielt Vorurteile, und seien sie noch so haltlos, ausräumen.
Allerdings signalisiert die Aussage, Sie seien überqualifiziert, noch etwas ganz anderes: Verhandlungsbereitschaft. Die Ankündigung zur Absage baut lediglich ein Bedrohungsszenario auf. Würde der Personaler Ihnen wirklich absagen wollen, hätte er es längst getan. Macht er aber nicht. Also will er Sie womöglich doch haben, ist sich aber unsicher und die Konditionen stimmen noch nicht. Das gilt auch für den Fall, dass Sie diese Reaktion beim Verfassen Ihrer Bewerbung antizipieren. Ihr Ziel muss es deshalb sein, auf etwaige Konzessionen bereits in die Bewerbungsunterlagen einzubauen. Denkbar sind dabei folgende Kompromisse:
- Stichwort Gehalt. Sie gehen mit Ihren Gehaltsvorstellungen proaktiv runter. Allerdings nicht zu weit, das würde Ihren Wert sonst infrage stellen. Fünf bis zehn Prozent sind das Äußerste. Und das Entgegenkommen sollten Sie unbedingt an weitere Bedingungen knüpfen – etwa eine deutliche Gehaltserhöhung in ein paar Jahren oder eine höhere Prämie. Sie haben auch nichts zu verschenken! Sagen Sie ehrlich: “Ich habe lange Zeit viel Geld verdient. Inzwischen aber habe ich für mich herausgefunden, dass mir ein Job, der mich wirklich begeistert und mir Spaß macht, wichtiger ist. Und dieser Job begeistert mich wirklich. Es macht mir nichts aus, wenn Sie weniger bezahlen können.”
- Versichern Sie Ihre Loyalität. Machen Sie deutlich, dass es sich bei diesem Angebot um Ihren absoluten Traumjob und Wunscharbeitgeber handelt – und eben nicht um eine Verlegenheitslösung.
- Stichwort Hierarchie und Erfahrung. Sie könnten auch so argumentieren: “Ich suche aktuell nach einer Position mit weniger Verantwortung, weil ich mich in den nächsten Jahren mehr um meine Familie kümmern möchte (oder muss).”
- Oder Sie beweisen Ihre Lernwilligkeit. Es fällt dem einen oder anderen Personaler womöglich nicht ganz leicht zu glauben, dass Sie als Ex-Senior-Manager sich für eine einfache Management-Position begeistern können. Erst recht, wenn Sie eine Ich-habs-voll-drauf-Attitüde an den Tag legen. Zeigen Sie, dass das Gegenteil stimmt: Sie suchen eine neue Herausforderung, wollen noch Neues lernen und sind sich sicher genau das in diesem Job zu finden. Mag sein, dass der Job ein paar Schulterklappen weniger bietet – aber, hey, dafür ist die Aufgabe dreimal herausfordernder! Eine andere mögliche Begründung: “Ich möchte meiner Laufbahn eine neue Entwicklung geben. Und ich weiß, dass ich dazu nicht gleich an der Spitze einsteigen kann. Ich bin sicher auch hier neue spannende Herausforderungen zu entdecken…”
Das sind aber bitte alles nur Anregungen. Sie sollten diese auf keinen Fall abschreiben oder schablonenartig auswendig lernen und im Vorstellungsgespräch herunterbeten. Das überzeugt keinen und fällt immer auf. Ihre ganz persönlichen Argumente müssen Sie schon selbst finden und formulieren. Entscheidend ist aber, dass Sie diese rechtzeitig anbringen, sonst werden Sie womöglich erst gar nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Und selbst wenn ein Hauch Restzweifel beim Personaler bleibt – sehen Sie es positiv: Sie bieten mehr als er erhofft hat!
Twitter - 140 Tools, Tipps und Tricks
Einsplus - Tipps und Plugins für Google+
Corporate Blogs - 30 Themenideen
Shitstorm - So bändigen Sie ihn
55 Symptome - Sind Sie Social Media süchtig?
Gefällt mir - Omas Tipps für Social Media
Monitoring - Die wichtigsten Tipps und Tools
Dossier - So bauen Sie Ihre Eigenmarke im Netz
Leitlinien - Die 10 Social Media Gebote
Linkedin - 11 nützliche Tools für Ihr Profil
Xing - 10 Tipps für das perfekte Profil