frauenNeulich bekam ich wieder so eine Pressemitteilung, Tenor: Mehr Frauen in Ingenieurstudiengängen. Die Frauenfrage ist ein heikles Thema. Die Frauenfrage besteht darin, dass die Frauen mit ihrem Los und der gesellschaftlichen Rollenverteilung unzufrieden sind. Deshalb gibt es seit den achtziger Jahren Frauenquoten. Die Frauenquoten sollten die Gleichstellung von Männern und Frauen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sicherstellen. Das war ein Flop. In vielen so genannten Männerberufen liegt der Frauenanteil noch heute deutlich unter 20 Prozent, in Chefetagen sowieso. Trotzdem ist die Frauenquote in meinen Augen eine biologische Konstante. Im Tierreich etwa gibt es bis heute eine klare Rollenverteilung: Er jagt – mal Beute, mal Weiber –, sie frisst und kriegt seine Kinder. Alle sind glücklich, keiner meckert. Trotzdem gibt es Frauenquoten. Nämlich bei der Geburtenrate.

Faszinierend daran finde ich die Tatsache, dass manche Tiere manipulieren können, welches Geschlecht ihre Nachkommen haben. Bei den meisten Reptilien zum Beispiel entscheiden nicht X- oder Y-Chromosom im Samen über das Geschlecht, sondern die Temperatur der Eier beim Ausbrüten. Es ist sogar empirisch nachgewiesen, dass Weibchen so instinktiv die Frauenquote beim Nachwuchs regulieren. Echt wahr.

Im Tierreich hat das ökonomische Gründe. Bei den meisten Arten ist es so: Samen sind billige Massenware, befruchtungsfähige Eier dagegen knapp. Also kämpfen die Männchen um die knappe Ressource Ei. Damit ist der Fortpflanzungserfolg der Weibchen praktisch garantiert. Bei den Männchen der nichtmonogamen Arten, also (fast) allen, läuft das anders: Wenige Paschas zeugen Hunderte Nachkommen, der Rest guckt in die Röhre. Allenfalls.

Will nun das Weibchen seinen Reproduktionserfolg maximieren, ist eine Söhne/Töchter-Quote von 100 : 0 zunächst keine schlechte Idee. Gesunde, sexy Söhne zeugen viele Enkel und geben so die Gene der Großmutter zahlreich weiter. Töchter können das nicht, sie haben weniger Eier. Dafür sind sie eine sichere Investition. Schließlich pflanzen sich Weibchen fast immer fort – auch hässliche Krähen. So gesehen wäre also die bessere Strategie die Gleichstellung: 50 Prozent Jungs, 50 Prozent Mädchen. Bei den meisten Arten passiert genau das. Wenn trotzdem zwei Prozent mehr Söhne geboren werden, liegt das daran, dass ihre Chancen zu überleben statistisch geringer sind.

Aus der Evolutionsbiologie weiß man aber, dass die beste Strategie ist, seine Strategie öfter zu wechseln. Sind die Zeiten schlecht, geht man besser auf Nummer sicher, diskriminiert Männer und gebiert Quotenfrauen. Sexy Söhne aufzuziehen, die später den Tokio-Hotel-Fanbus schwängern, um Oma Freude zu machen, kostet mehr Kraft, Zeit und Energie. Ich habe jetzt gelesen, empirische Daten von Reh-Populationen zeigen, dass Ricken diesen Zusammenhang tatsächlich verstehen und danach handeln. Sie bevorzugen in bestimmten Zeiten den Nachwuchs wegen seines Geschlechts und nicht wegen seiner Qualifikation. Trotz Quote also Diskriminierung.

Bei Homo sapiens läuft das in etwa genauso. Die gesellschaftliche Macht der Menschenmänner ist eine unbestreitbare Tatsache. Mir ist aufgefallen, das gilt aber nur draußen, in der globalen Wildnis. Drinnen, daheim herrscht Big Mama. In lange bestehenden Partnerschaften sind fast immer die Frauen das dominierende Element. Alternde Ehemänner befinden sich häufig in einem mentalen Zustand eines ausgeglühten Autowracks und werden diskrimiiniert. Vielleicht ist das eine Art biologischer Ausgleich für die Ungerechtigkeit in jüngeren Jahren.

Was ich damit aber eigentlich sagen will: Quoten sind Quatsch.