Kann man Macht riechen? Und wie schmeckt eigentlich Freiheit? Nun, ganz einfach: Freiheit schmeckt nach Minze mit ein wenig Honigmelone und duftet dabei nach Meersalz und Wiese. Macht dagegen riecht nach Pfeife und Weihrauch – und schmeckt nach Muskat mit Whiskey…
Nein, ich habe nicht zu tief ins Whiskey-Glas geschaut. Dahinter steckt eine Studie (“Five-Sense-Branding”) der Berliner Agentur diffferent. Deren Mitarbeiter wollten herausfinden, welche olfaktorischen und gustatorischen Assoziationen Menschen mit bestimmten Begriffen verbinden. Befragt wurden dazu rund 600 Verbraucher – online, persönlich und auf Workshops. Ziel des Ganzen war Markenprodukte anschließend mit allen Sinnen erlebbar zu machen und so die Markebindung zu erhöhen. Man kann das aber freilich auch persönlich ummünzen. Jedenfalls ist die Vorstellung schon ziemlich drollig, sich ein wenig Tabak hinters Ohr zu reiben, damit man nach Macht riecht. Andererseits: Vielleicht können Sie Ihr Image beim Chef ja steigern, indem Sie Ihr Büro künftig mit Kaffee beduften (Leistung) oder sie bieten ihm ein paar Butterkekse an und gewinnen so sein Wohlwollen.
Im Ernst: Der Schmonzes hat durchaus auch einen wissenschaftlich-theoretischen Hintergrund. So hat der Psychologe Shalom H. Schwartz einmal zehn Werte ermittelt, die alle Nationen, Kulturen und Sprachen gemein haben (.pdf). Diese sind: Ausgewogenheit, Freiheit, Lebensfreude, Leistung, Macht, Norm, Sicherheit, Spannung, Tradition und Wohlwollen. Mit ihnen verbindet jeder Mensch, egal wo auf diesem Planeten, irgendwelche Bilder, Gefühle, Geräusche, Gerüche und Geschmäcker. Das variiert zwar von Region zu Region. In unseren Breitengraden jedoch wird etwa Freiheit oft mit einer Taube oder einem Segelboot assoziiert. Entsprechend hören wir eine Brandung, Meeresrauschen, Möwengekreische oder den brausenden Wind, wir riechen das Salz in der Luft und fühlen die kühle Brise auf der Haut. So zumindest die Theorie. In der Empirie kommt dann heraus, dass Freiheit nach Meersalz riecht.
Bevor Sie nun weiterlesen und in der folgenden Tabelle nachschauen, welche Gerüche und Geschmäcker die Menschen laut Studie mit den zehn Schwartz’schen Werten verbinden, gönnen Sie sich doch den Spaß und überlegen Sie kurz selbst, wonach für Sie zum Beispiel Spannung riecht oder Ausgewogenheit schmeckt…
Wert | Geruch | Geschmack |
---|---|---|
Ausgewogenheit | Lavendel, Basilikum | Reis, Mineralwasser |
Freiheit | Meersalz, Wiese | Minze, Honigmelone |
Lebensfreude | Gummibärchen, Erdbeerbonbons | Erdbeeren, Nutella |
Leistung | Pfeffer, Kaffee | Traubenzucker, Müsliriegel |
Macht | Pfeife, Weihrauch | Whiskey, Muskat |
Norm | Benzin, Wachsmalstifte | Toastbrot, Graubrot mit Butter |
Sicherheit | Kamille, Feuchtigkeitscreme | Petersilie, Kamillentee |
Spannung | Gewürznelken, Earl-Grey-Tee | Ingwer, Physalis |
Tradition | Tannennadeln, Zimt | Leberwurst, Salzstangen |
Wohlwollen | Birne, Kokosnuss | Vanillesoße, Butterkekse |
Jan Schmidt
Das ist ja eine klasse Studie! Für mich zum Beispiel riecht Spannung allerdings eher nach Schweiß und schmeckt salzig. Lebensfreude schmeckt dagegen nach Champagner und riecht bei mir nach Zitrone.
Ich hasse dafür Leberwurst. Da ich Traditionen aber auch nicht sonderlich leiden kann, passt das dann schon wieder gut.
Nicola
Was die Leute immer so erforschen. Aber ein Versuch war es mir auch wert. Bei mir schmeckt Freiheit nach Pfefferminz und Tradition nach Apfelmus. Macht riecht irgendwie männlich und Sicherheit duftet nach Kernseife. Bei den anderen Werten hab ich mich schwer getan.
derherold
Sei ca 5 Wochen denke ich über *environmental branding* nach.: wie sieht das (für Kunden) ideale Maklerbüro aus ? Welche Farben, welche Haptik sollte/könnte eingesetzt werden, um die Position der DL-Marke zu unterstützen ?
Geruchs- und Geschmackssinn erweitern den 3D-Ansatz von *Showrooms* der Konsumgüterindustrie zur fünfdimensionalen Betrachtung. Wenn ich es richtig sehe, sollten Kamillentee und Müsliriegel zum Verzehr angeboten werden, sowie beim Geruch Kaffee und Feuchtigkeitscreme gezielt verwendet werden.
Gerhard Zirkel
Na bevor man sich Gedanken über *environmental branding* macht, sollte man erst einmal Räume für Menschen schaffen. Da hapert es nämlich noch gewaltig. Nicht nur bei Maklerbüros.
Der oben beschriebene Ansatz ist interessant, auch wenn er eigentlich alles andere als neu ist.
Gerhard Zirkel
derherold
Na, bevor sich sich langweilende Besserverdiener Gedanken über *feng shui* machen, sollte man erst einmal über Hunger und hohe Kindersterblichkeit in einigen Regionen dieses Planeten nachdenken. Da hapert es nämlich noch gewaltig. Nicht nur aus Sicht von Maklern. ;)
Die Konsumgütergüterindustrie betreibt doch längst 6D-Verfahren(inkl. Hören) bei der Produkterstellung … auch ohne Räume für Menschen. :)
Jochen Mai
Mit hungernden Kindern in Afrika bekommt man aber auch jede Idee gestoppt.
derherold
Brot statt Böller ! ;)
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