Zwei Drittel der Arbeitnehmer planen einen Jobwechsel innerhalb von fünf Jahren und nur jeder Fünfte ist mit seinem Chef zufrieden – die Bilanz deutscher Arbeitnehmer klingt nicht gerade rosig. Auf Nachfrage geben viele Arbeitnehmer an, dass ihr Job sie anödet und ihr Arbeitsalltag grau und trist aussieht. Dabei mangelt es den Angestellten oft gar nicht an Ideen, die sind durchaus vorhanden. Doch eng gefasste Unternehmensregeln und erzkonservative Chefs verhindern jegliche Kreativität. Die gute Nachricht: Sie können etwas dagegen tun. Das braucht jedoch Geduld und Durchhaltevermögen.

Kreativ trotz Regeln

Auch wenn Ihr Chef noch so konservativ ist und Sie sich in einem viel zu engen Korsett von Unternehmensregeln eingeengt fühlen, Sie haben dennoch Handlungsoptionen. Sicher, Ihren Chef oder die Regeln können Sie nicht oder nur sehr langsam ändern, doch Ihr eigenes Verhalten haben Sie zu 100 Prozent in der Hand. Und damit können Sie – die richtigen Strategien vorausgesetzt – viel erreichen und verändern.

Prüfen Sie den Ist-Stand

Bevor Sie sich jedoch Gedanken machen, wie Sie Ihre Handlungsspielräume erweitern, beantworten Sie bitte folgende Frage: Kennen Sie die Regeln Ihres Unternehmens überhaupt? Die Frage klingt vielleicht seltsam, immerhin fühlen Sie sich durch genau diese Regeln eingeschränkt. Lesen Sie trotzdem noch einmal nach, oft sind es gar nicht die offiziellen Regeln sondern Routinen und Gewohnheiten im Unternehmen, die Sie einschränken. Auch diese sind schwer zu ändern, dennoch ist es weniger riskant, hier Änderungen zu initiieren als sich im Grenzbereich der offiziellen Regeln zu bewegen.

Lernen Sie Ihren Chef kennen

Da neben den Regeln oft der eigene Chef die Grenzen vorgibt, ist es sinnvoll, mit ihm zu beginnen. Lernen Sie ihn kennen, versuchen Sie, seine Art der Entscheidungsfindung, seine Methoden und Vorgehensweise zu verstehen. Auf welche Qualitäten legt Ihr Chef wert, was ist ihm bei einem Projekt besonders wichtig, mit welchen Mitarbeitern kommt er besonders gut zu recht, welche Eigenschaften charakterisieren ihn am besten? All das sind Fragen, auf die Sie die Antworten herausfinden sollten. Denn nur wenn Sie die Denk- und Vorgehensweise Ihres Chefs vergehen, können Sie auch damit arbeiten.

Richten Sie sich an den Unternehmenszielen aus

Manchmal fühlen sich Mitarbeiter auch deshalb eingeschränkt, weil Sie selbst völlig andere Ziele verfolgen, als Ihre Abteilung oder Ihr Unternehmen. Davon ausgehend, dass Sie bei der Firma und in der Abteilung bleiben wollen, gibt es dafür eine einfache Lösung: Machen Sie sich die Unternehmens- oder Abteilungsziele zu eigen. Das bedeutet nicht, dass Sie sich verbiegen oder all zu sehr anpassen sollen. Doch es ist wichtig, dass Sie sich darüber im Klaren sind, was Ihr Unternehmen von Ihnen erwartet. Das Sie sich bei der Erfüllung der Ziele dann kreativ zeigen können, steht auf einem anderen Blatt.

Suchen Sie sich Verbündete

Oft sind es mehrere Mitarbeiter, die sich mehr Gestaltungsspielräume wünschen. Jeder Einzelne führt häufig einen aussichtslosen Kampf, schließen sich Mitarbeiter jedoch zusammen, können Sie Veränderungen bewirken. Wenn Sie Ihrem Vorgesetzten beispielsweise einen Vorschlag für ein neues Projekt oder eine neue Arbeitsmethode machen, wirkt es gleich viel besser wenn Sie sagen können “Mit Herrn Huber von der IT-Abteilung und Frau Mayer aus dem Einkauf habe ich bereits gesprochen, beide sagen mir, dass wir das realisieren können.” Sie zeigen nicht nur, dass Sie sich vorbereitet haben, sondern auch, dass Sie bereits über das Netzwerk und einen Teil der Ressourcen verfügen, die Sie für die Realisierung brauchen.

Geben Sie Impulse

Es gibt Chefs die komplett ausgearbeitete Konzepte erwarten, wenn Mitarbeiter einen Vorschlag machen. Doch viele Vorgesetzte reagieren mit Zurückhaltung und vielleicht sogar Blockade, wenn Sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Geben Sie daher Impulse und Denkanstöße, machen Sie Vorschläge, die in eine neue Richtung gehen und analysieren Sie die Reaktion Ihres Vorgesetzten. Zeigt er sich grundsätzlich aufgeschlossen, so können Sie die Richtung weiter angehen, stoßen Sie auf Ablehnung, müssen Sie eben einen neuen Ansatz ausprobieren. Auf jeden Fall gilt: Lassen Sie es langsam angehen, auch kleine Schritte führen irgendwann zum Erfolg.

Vermeiden Sie Risiken

Gerade bei eng gefassten Regeln und konservativen Chefs sind Risiken meist unerwünscht. Betonen Sie daher bei allen Vorschlägen, dass Sie das Risiko auf das absolute Minimum reduziert haben und bewusst auf Sicherheit setzten. Dadurch mag die Veränderung länger dauern, Ihre Chancen Gehör zu finden erhöhen sich jedoch signifikant.

Bleiben Sie dran

Wenn Sie sich mehr Freiräume und Handlungsspielräume erarbeiten wollen, brauchen Sie dafür einen langen Atem. Denken Sie daran, aus Sicht Ihres Arbeitgebers machen die Regeln, die Sie als einschränkend empfinden, durchaus Sinn und auch Ihr Chef ist von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt. Gehen Sie daher in kleinen Schritten vor, rechnen Sie mit Rückschlägen und auch mit der einen oder anderen Ablehnung. Wichtig ist die Richtung und Tendenz, in die sich Ihre Arbeitsbedingungen entwickeln, wenn diese stimmen, sollte Sie das zum weitermachen motivieren. Und wenn gar nichts fruchtet? Dann sollten Sie vielleicht doch einen Jobwechsel in Betracht ziehen. Das ist jedoch der allerletzte Schritt. Davor gilt: Gehen Sie es an und initiieren Sie Veränderungen. Wenn Sie es nicht tun, wer sollte sich sonst darum kümmern?

Jetzt sind Sie gefragt: Wie gehen Sie mit engen Regeln und konservativen Chefs um? Wir freuen uns auf Ihre Erfahrungen.