PräsentWas ist wohl das perfekte Geschenk? Nein, keine Angst, das wird jetzt keine Aufzählung von irgendwelchen Gimmicks, spezifischen Geschenktipps oder der Empfehlung meiner beiden Bücher (die natürlich hervorragende Geschenke wären). Ich frage allgemein: Was ist das charakteristische Merkmal eines perfekten Geschenks?

Im Blog des Verhaltensforschers Dan Ariely fand ich dazu eine wirklich schöne Definition:

Das perfekte Geschenk ist etwas, das jemand unbedingt haben will, aber ein schlechtes Gewissen hätte, es selbst zu kaufen.

Das Smarte an dieser Definition ist, dass es dabei gar nicht darum geht, jemanden mit einem Geschenk zu überraschen, von dem er vorher vielleicht gar nicht wusste, dass er oder sie es wollte. Auch spielt es keine Rolle, ob sich derjenige das Geschenk leisten kann oder nicht. Womöglich könnte er oder sie es sich leisten – gönnt es sich aber nicht. Wegen eines schlechten Gewissens. Man könnte also auch sagen: Das perfekte Geschenk verhindert oder beseitigt Schuldgefühle.

Klingt noch zu kompliziert? Vielleicht macht es folgendes Beispiel deutlicher, das ebenfalls von Ariely stammt: Stellen Sie sich eine Frau vor, die gerade durch die Stadt bummelt. Womöglich ist sie selbst gerade auf der Suche nach ein paar guten Weihnachts-Geschenken für ihre Liebsten. Da sieht sie auf einmal einen wunderschönen Wintermantel in einem Schaufenster. Sie geht in das Geschäft und nimmt den Mantel genauer unter die Lupe: So direkt vor Augen ist er sogar noch schöner als erwartet. Er würde perfekt zu ihren anderen Kleidern passen. Ein Traum eben. Dann blickt sie auf das Preisschild und erschrickt: Der Mantel ist doppel so teuer wie erwartet. Soooo viel? Für einen Mantel? “Nein”, sagt sich die Frau, “das geht nun wirklich nicht.” Etwas enttäuscht geht sie wieder aus dem Laden und später nach Hause. Ein paar Tage darauf, es ist Heilig Abend, packt sie ihre eigenen Geschenke aus – und siehe da: Ihr Liebster hat ihr exakt diesen Mantel gekauft und geschenkt. Was denken Sie, wie würde die Frau wohl reagieren?

  • Würde sie a) sagen: “Schatz, den Mantel habe ich mir schon vor ein paar Tagen angesehen und beschlossen, dass Preis und Leistung in keinem guten Verhältnis zueinander stehen. Bitte bringe ihn wieder zurück.”
  • Oder würde sie b) sagen: “Hab tausend Dank! Ich liebe den Mantel! Ich liebe dich!”

Zugegeben, die Frage ist eher rhetorischer Natur. Höchstwahrscheinlich lautet die richtige Antwort: b. Aber warum? Weil der Mantel genau das war, was sie wollte. Aber sie selbst hätte sich das nie gegönnt. Nun aber bekommt sie den Mantel doch noch – und braucht deswegen noch nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben.

Ein zweites Beispiel, das der Verhaltensforscher ebenfalls anfügt, entstammt einer typischen Restaurant-Situation: Angenommen, Sie gönnen sich ein vorzügliches Mahl. Ich meine, so richtig, richtig exquisit und lecker. Drei Gänge, dazu den perfekten Wein, hinterher noch etwas Süßes. Dann kommt die Rechnung. *urgs* Tja, Qualität hat eben ihren Preis! Sie haben nun zwei Möglichkeiten zu bezahlen: bar oder mit Ihrer Kreditkarte…

Die beiden Wissenschaftler Drazen Prelec and George Loewenstein fanden bereits 1998 heraus, dass die Barzahlung Ihr bis dahin wohl vorherrschendes Glücksgefühl deutlich reduzieren würde. Und zwar vor allem, weil in diesem Fall Konsum und Bezahlung relativ nah beisammen liegen. Bei der Kreditkartenzahlung wäre das anders. Sie könnten das vorzügliche Mahl noch ein wenig länger genießen – bis irgendwann die Abrechnung kommt.

Was das im Alltag heißt? Wenn Sie dieses Jahr nach einem perfekten Geschenk suchen, fragen Sie ruhig was sich Ihr oder Ihre Liebste(r) sehnlichst wünscht – und finden Sie unauffällig heraus, ob er oder sie sich das auch so leisten würde. Wenn nicht, insbesondere weil ihm oder ihr das zu teuer erscheint, haben Sie vielleicht schon das perfekte Geschenk gefunden…