Ein Gastbeitrag von der Autorin Bettina Stackelberg

Eines der am häufigsten genannten Ziele von Hochschulabsolventen ist Erfolg. Klar wollen Sie erfolgreich sein! Wozu sonst haben Sie die Mühen und die vielen Jahre des Studiums auf sich genommen? Es muss schon zu etwas nütze gewesen sein, schließlich will doch jeder Erfolg haben, oder?

Andererseits ist Erfolg sicher auch einer der schwammigsten Begriffe, der fürs Erste ganz und gar nicht als Ziel taugt, weil er viel zu ungenau ist. Was ist eigentlich für Sie persönlich Erfolg? Haben Sie sich darüber wirklich schon mal ganz in Ruhe Gedanken gemacht? Oder würden Sie jetzt, wie aus der Pistole geschossen, eher Allgemeinplätze nennen wie: Erfolg ist ein erfülltes Leben. Erfolg im Job ist Karriere, Geldverdienen und Weiterkommen. Erfolg ist, wenn ich gesellschaftlich hoch angesehen werde…

Alles schön und gut und für die meisten irgendwie zutreffend. Trotzdem ein ziemliches Blabla. Es gibt unfassbar viele Bücher, Artikel, Blogs und Untersuchungen dazu. Erfolg gilt als das Ziel schlechthin im Beruf. Jeder will erfolgreich sein und doch definiert es jeder anders.

Und erst dann, wenn Sie sich gelöst haben von der richtigen Definition, von dem, was man so sagt über Erfolg, erst dann kann Ihre eigene Vision von Erfolg zum perfekten Fixstern werden.

Diese Vision kann Ihnen den Weg weisen und Ihnen Orientierung geben. Dann können Sie sich auch Fragen beantworten wie:

  • So wie ich Erfolg definiere – werde ich in diesem Job erfolgreich werden können?
  • Was brauche ich für Eckpfeiler im Job, die wichtig sind für meinen Weg zum Erfolg?

Aber was ist für Sie Erfolg?

Gehen Sie auf die Suche nach der für Sie richtigen Definition und sortieren Sie dafür erstmal Vorprägungen und Vorurteile. Was haben Sie in Ihrem Elternhaus alles über das Thema Erfolg mitbekommen?

  • Wenn Sie Ihren Vater fragen würden: Was ist für ihn Erfolg?
  • Wenn Sie Ihre Mutter fragen würden: Was ist für sie Erfolg?
  • Würden Sie selbst sagen, dass Ihre Mutter/Ihr Vater erfolgreich ist/war?
  • Wenn ja – woran machen Sie das fest? Wenn nein, wie erkennen Sie dies?

Unsere Eltern haben uns viel mitgegeben: Wertevorstellungen, Ansichten, Lebenskonzepte – bewusst durch die Erziehung und unbewusst durchs Vorleben. So liegen die Wurzeln Ihrer Sicht von Erfolg auch in Ihrem Elternhaus.

Erwachsenwerden bedeutet jedoch auch, sich zu entscheiden, was wir mitnehmen in unser eigenes Leben und was wir bei unseren Eltern zurücklassen, beziehungsweise ihnen zurückgeben. Das, was für unsere Eltern Erfolg bedeutet, muss es nicht zwangsläufig für uns bedeuten. Wir haben das Recht, uns selbst zu entscheiden, uns auch ganz anders zu entscheiden.

Vielleicht wollen Sie die lange Tradition der Akademiker in Ihrer Familie nicht fortsetzen. Vielleicht wollen Sie der erste in einer langen Reihe von Angestellten sein, der sich selbständig macht. Vielleicht wollen Sie die Kanzlei Ihres Vaters gar nicht übernehmen. Sie dürfen sich selbst entscheiden!

Haben Sie den Mut zu einer eigenen Entscheidung!

Der Erfolg – so sieht ihn Ihr Freundeskreis

Betreiben Sie doch mal ein paar Feldstudien: Wie sehen andere in Ihrem Umkreis Erfolg? Fragen Sie wild durch die Gegend und lassen Sie sich inspirieren durch die verschiedenen Sichtweisen. Sammeln Sie verschiedene Meinungen und erweitern Sie dadurch Ihren Blick auf all das, was Erfolg sein kann. Lassen Sie sich überraschen von Menschen, denen Sie eine ganz andere Vision von Erfolg eher zugetraut hätten. Finden Sie dadurch neue Denkanstöße und Details, die Sie vielleicht noch gar nicht bedacht haben.

Machen Sie aber nicht den Fehler und vergleichen sich ständig mit anderen: viele Menschen, viele Meinungen! Keine ist besser oder schlechter oder richtiger – nur anders.

Auch hier gilt, wie bei Ihren Eltern: Die Vision von Erfolg Ihrer Freunde muss nicht die Ihre sein. Fragen Sie nach, holen Sie sich Anregungen und picken Sie sich schließlich die besonders schmackhaften Rosinen heraus.

Jetzt sind Sie dran…

Drei praktische Übungen um Ihren Erfolg zu definieren

Nehmen Sie sich zwei Stunden Zeit und Freiraum, und setzen Sie sich intensiv mit dem Thema Erfolg auseinander. Hier drei Möglichkeiten dazu:

  1. Brainstorming. Nehmen Sie sich ein großes Blatt Papier, stellen Sie sich die Uhr auf zehn Minuten und schreiben Sie, ohne viel nachzudenken, alles zügig auf, was Ihnen zum Thema Erfolg einfällt. Wichtig dabei: nicht nachdenken, nicht werten, nicht filtern, nicht interpretieren oder kommentieren! Erstmal geht’s tatsächlich nicht um Qualität, sondern um Quantität. Erst wenn die zehn Minuten verstrichen sind, geht’s ans Clustern, Streichen, Bewerten und Priorisieren. Der letzte Schritt dieser Übung: Wie lautet Ihr Erfolgssatz? Fassen Sie also in einem Satz zusammen, was für Sie Erfolg ist – kurz, knackig und aussagekräftig.
  2. Erfolgscollage. Kaufen Sie sich zwei oder drei Zeitschriften, mindestens eine davon möglichst mit großen Schriften und vielen Bildern, einen großen Fotokarton, Schere und Kleber. Legen Sie alles bereit und stimmen sich innerlich auf das Thema Erfolg ein. Erlauben Sie Ihrem Unterbewusstsein, Ihnen dabei zu helfen. Nun stellen Sie sich wieder die Uhr – auf 30 Minuten. Anschließend blättern Sie die Zeitschriften durch und reißen Sie all das raus, an dem Ihr Blick hängen bleibt. Ähnlich wie beim Brainstorming: nicht denken, werten, kommentieren – einfach machen! In den nächsten 30 Minuten kleben Sie aus den Teilen Ihre ganz persönliche Erfolgscollage. Hängen Sie dieses Bild an einem geschützten Platz auf, wo Ihr Blick oft darauf fallen wird. So kann Sie dieses Bild immer wieder an Ihre Erfolgsvision erinnern und sich in Ihrem Unterbewusstsein noch mehr manifestieren.
  3. Zukunftsbrief. Schreiben Sie einem guten Freund oder Ihrem Partner einen Brief mit dem heutigen Datum in fünf Jahren, also zum Beispiel 16. April 2017. In diesem Brief berichten Sie, wo Sie inzwischen stehen auf Ihrem Weg zum Erfolg. Nehmen Sie mit diesem Gedankenspiel die Zukunft vorweg und schreiben Sie möglichst konkret und plastisch, wie es Ihnen inzwischen ergangen ist, was Sie erreicht haben, welche Wege Sie eingeschlagen haben, welche Krisen Sie gemeistert und welche Erfolge bereits erreicht haben. Welche Menschen wichtig waren und sind für Ihren Erfolg, welche Entscheidungen Sie getroffen oder wieder verworfen haben.

All das ist Ihre ganz persönliche Vision von Erfolg!

Kein anderer sollte diese bewerten, kleinmachen oder kritisieren dürfen. Es geht eben nicht um die richtige, sondern um die für Sie passende – Ihre – Definition von Erfolg. Hier fließen Ihre Geschichte, Ihre Erfahrungen, Träume, Vorlieben und Abneigungen mit ein. Das ist einzigartig und steht nicht zur Diskussion.

Und noch etwas: Selbstverständlich kann und darf sich Ihr Bild vom Erfolg mit der Zeit auch verändern. Das ist nichts, was in Stein gemeißelt ist und für alle Ewigkeit gelten muss. Aktualisieren Sie also ruhig Ihr Bild hin und wieder. Dabei wünsche ich Ihnen, dass Ihr Ziel nicht so sehr Ruhm, Geld oder Ansehen ist. Tun Sie vor allem das, für das Sie wirklich brennen!

Über die Autorin

Bettina Stackelberg, Jahrgang 1965, unterstützt als Coach Menschen dabei, selbstbewusster zu werden. Sie ermutigt ihre Klienten dazu, Zugang zu ihren Ressourcen zu finden, Neues zu entdecken und mit Bewährtem zu verbinden. Die studierte Germanistin aus München ist seit über 20 Jahren Trainerin in der freien Wirtschaft (unter anderem für MAN, BMW und Siemens) und hält Vorträge auf bundesweiten Absolventenkongressen. Soeben ist ihr jüngstes Buch im Vahlen Verlag erschienen: Karrierestart für Hochschulabsolventen (Leseprobe). Die Karrierebibel veröffentlicht in einer dreiteiligen Artikelserie exklusiv Auszüge aus dem Buch.