Ein Interview mit dem Aachener Personalexperten Dirk Gratzel
Dirk Gratzel ist Rechtsanwalt aus Aachen und Co-Autor der Neuerscheinung “Launologie“, das er zusammen mit dem Management-Trainer Helmut Fuchs veröffentlicht hat (Leseprobe pdf). Ihre These: Der positiv eingestellte Mensch ist kreativer und ideenreicher, kann besser sehen und hören und ist ungleich erfolgreicher als derjenige, der ständig schlechte Laune hat. Einen kleinen Selbsttest zur eigenen Stimmung kann man übrigens hier (pdf) herunterladen und absolvieren
Hier noch eine kurze Hörprobe:
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Herr Gratzel, Ihr Buch heißt „Launologie“. Mit Verlaub, das klingt nach einer neuen Sekte. Was bitte ist denn ein Launologe?
Gilt gute Laune in Deutschland denn schon als sektiererisch? Im Ernst: Ein Launologe beschäftigt sich aktiv mit Stimmungen und Launen. Er geht den Ursachen und Wechselwirkungen für Launen auf den Grund und bemüht sich um ein aktives Stimmungsmanagement, das ihn heiter und gelassen durch große Teile seines Lebens trägt.
Aktives Stimmungsmanagement – wer betreibt denn so was? Geht es dabei nicht vielmehr um eine positive Grundhaltung?
Menschen, die gut gelaunt und positiv gestimmt durch das Leben ziehen, haben sich irgendwann – bewusst oder unbewusst – entschieden, ihre Aufmerksamkeit, ihre Konzentration und ihre Emotionen auf die positiven Dinge zu richten, die ihnen im Leben begegnen. Sie fragen sich bevorzugt, was gut an ihrer Lebenssituation ist, welche Chancen und Vorteile ihnen die Ereignisse bieten und wo das Angenehme, Herausfordernde oder Spannende steckt. Sie sind sensibel gegenüber dem Positiven und gelassen gegenüber dem Unabwendbaren. Bei den Miesepetern, mein Freund Helmut Fuchs würde sagen den Negaholikern ist das übrigens genau umgekehrt.
Sie widmen ein Kapitel Ihres Buches der Ernährung. Aber man kann sich Heiterkeit doch nicht herbei essen?
Zumindest nicht in zwei Minuten an der Pommesbude. Sicher aber ist: Sie können sich mit der falschen Ernährung die Laune ganz wunderbar dauerhaft vermiesen. Raffinierter Zucker, Fast Food, Weissmehl, die meterlangen Süssigkeitenregale der Discounter und unendliche viele industrielle Produkte strotzen nur so vor Substanzen, die auch das heiterste Gemüt in arge Mitleidenschaft ziehen. Sie wirken auf den Blutzucker- und Säure-Basen-Haushalt wie hoch dosierte Stimmungskiller. Testen Sie es selbst: Essen Sie eine Woche lang nur frisches Obst, Gemüse, frisches Fleisch und frischen Fisch, und ich verspreche Ihnen, Ihre gute Laune wird Sie begeistern. Machen Sie die harte Gegenprobe, mit Pommes, Pizza, Cola und ausschließlich Schokoriegeln als Zwischenmahlzeit, und dann reden wir weiter.
Lassen Sie uns jetzt schon weiterreden. Etwa über Routinen, beziehungsweise Veränderungen und welchen Einfluss diese auf unsere Stimmungen haben.
Routinen helfen uns, positive, nützliche, wünschenswerte Verhaltensweisen zu automatisieren, sie vielleicht sogar zu ritualisieren – was natürlich eine Veränderung bedeutet. Folglich steckt in beidem eine Chance. Entscheidend ist, dass wir Routinen wie Veränderung bewusst wahrnehmen. Dann gibt es in jeder scheinbar öden Routine ein Element, das uns zum geliebten Ritual werden kann, und in jeder Veränderung einen Aufbruch, der uns unseren Zielen und Wünschen näher bringt.
Sie schreiben auch über die 7 Tugenden der Launologie. Welche sollen das sein?
Es gibt ein paar universelle Grundwerte, die – jenseits von Moral, Weltanschauung oder Religion – in allen Kulturen und Völkern hoch geachtet werden, zum Beispiel die Gastfreundschaft, die Toleranz, die Höflichkeit. Sie sind eine archaische Erinnerung daran, dass wir als soziale Wesen nur im Verbund überleben können. Wenn wir diese üben, konzentrieren wir uns automatisch in einer positiven, wohlwollenden Weise auf unser Gegenüber. Darin liegt die existenzielle Sicherung unserer menschlichen Gemeinschaft und eine große Quelle der Zufriedenheit und der Dankbarkeit für beide Seiten.
Leider hat gute Laune die Eigenschaft, sich schnell zu verflüchtigen. Was kann man dagegen tun?
Wie bei allem im Leben, das wir gut können wollen: üben, üben, üben.
Und wie kann man gute Laune üben?
In dem wir uns ein, zwei, drei für uns schwierige Begebenheiten, Menschen, Arbeiten oder typische Lebenssituationen heraussuchen, die wir gezielt anders – positiv – angehen. Wie in einem Trainingslager der guten Stimmung. Fangen Sie am besten im Umgang mit sich selbst an. Beginnen Sie den Tag mit einem Lächeln, einer freundlichen oder gar überschwenglichen Begrüßung oder einem Lied vor dem Spiegel, als seien Sie einem guten, alten Freund begegnet – und Sie haben hervorragende Chancen, dass die erste Begegnung des Tages keinen Idioten, sondern einen angenehmen Zeitgenossen zu Ihnen befördert.
Und wie sieht Ihr persönliches 4-Punkte-Programm für Gute Laune aus?
Gesund Essen, viel Wasser Trinken, reichlich Bewegung – und mindestens drei Mal am Tag von Herzen Danke sagen.
Dieser Beitrag ist Teil der aktuellen Gute-Laune-Serie. Darin werden hier im Blog eine Woche lang nur Artikel zu diesem Thema veröffentlicht. Anlass ist meine 10-seitige Aufmacher-Story in der WirtschaftsWoche. Anregungen und Gastbeiträge dazu sind jederzeit willkommen. Die Artikel zur Serie finden Sie auch indem Sie das Stichwort “Gute Laune” im obigen Suchfeld eingeben.
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Bernd Stelzer
Gute Laune ist eine Erfolgsvoraussetzung. Mit schlechter Laune wird sich selten ein Erfolg einstellen.