Heute bekam ich einen Leserbrief, den ich gerne so weitergebe:
Lieber Herr Mai,
neulich fand die Wissenschaft heraus, was sich Mitarbeiter am meisten wünschen. Worauf tippen Sie? Mehr Gehalt? Mehr Bonus? Mehr Karriere? Das auch. Aber ganz vorne fand sich ein Wunsch, den mir auch jede Führungskraft bestätigt: mehr Aufmerksamkeit vom Chef.
Hier einige Klagen von Coachees und Seminarteilnehmern: „Wann immer ich ein Problem mit ihm besprechen möchte, hat er keine Zeit für mich.“, „Ich weiß nie, woran ich bei ihr bin: Sie sagt das nicht wirklich klar und deutlich.“, „Ich weiß nicht, ob er mit mir zufrieden ist – er spricht ja nicht darüber.“, „Sie sagt mir immer mal wieder: ‚Machen Sie nur – Sie haben mein volles Vertrauen’“ Das ist schön, aber das reicht nicht. Vertrauen ist gut, Aufmerksamkeit ist besser.
Neulich sagte mir einer: „Kann ich meinen Chef denn darauf ansprechen?“ Ich erwiderte ihm: „Nein, das können Sie nicht. Das müssen Sie.“ Niemand sollte warten, bis ihm der Vorgesetzte die gewünschte Aufmerksamkeit gibt. Wie im richtigen Leben gilt auch im Beruf: „Hol dir, was du brauchst!“ Wenn der Vorgesetzte es aus welchen Gründen auch immer nicht schafft, dann gilt das Prinzip: Aufmerksamkeit ist Holschuld. Wir sollten genug Mumm haben, zum Vorgesetzten zu gehen und zu sagen: „Bitte ein ehrliches Feedback: Wie sind Sie mit meiner Leistung bei Projekt X zufrieden?“
Wir sollten einfordern, was uns zusteht. Höflich aber dezidiert. Chefs lieben das! Denn kein Chef ist glücklich, wenn er seine Führungspflichten versäumt. Jeder (gute) Chef ist dankbar, wenn wir ihm Gelegenheit einräumen, es besser zu machen. Und wenn wir selber Chef sind, dann sollten wir Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um es in diesem Punkt tatsächlich deutlich besser zu machen.
Wie Alan Greenspan schon sagte: Kein Bonus feuert Mitarbeiter auch nur annähernd so wirkungsvoll an wie Aufmerksamkeit vom Boss. Mitarbeiter, die sich alle Beine für ihren Chef ausreißen, haben allesamt einen Chef, der ihnen die nötige Aufmerksamkeit schenkt, die zwei Stunden am Tag ihre Bürotür offen lassen – oder die einfach aufmerksam und interessiert zuhören, wenn Mitarbeiter reden.
Übrigens: Auch in Familie und Beziehung wirkt Aufmerksamkeit Wunder.
Ihr
Klaus Schuster
Werner Maier
Übrigens: Auch bei Arbeitslosen wirkt Aufmerksamkeit Wunder. Bei Erkrankungen ebenso.