Wer einen Fehler macht, sollte sich dafür entschuldigen. Das beweist nicht nur menschliche Größe, sondern ist auch Balsam für Beziehungen. Leugnen wäre absolut verkehrt. Entschuldigen Sie sich also, aber bleiben Sie sachlich und souverän. Einem theatralischen Ausbruch Ihrer Zerknirschung, wie in Japan üblich, möchte hierzulande keiner beiwohnen. Gut ist auch, wenn Sie kurz (!) analysieren, wie der Lapsus passieren konnte und wie Sie gedenken, ihn künftig zu verhindern. Schließlich ist das einzig Positive an Fehlern, dass man aus ihnen lernen kann.

Das Positive an Entschuldigungen wiederum ist: Es ist ziemlich egal, ob sie aufrichtig oder erzwungen sind. Betroffene, beziehungsweise Geschädigte machen da überhaupt keinen Unterschied. Das sage nicht ich, sondern das ist das Ergebnis eines recht interessanten Experiments um den US-Psychologen Thomas Gilovich von der Cornell Universität.

Der Versuch ging so: 130 Studenten wurden in zwei Gruppen eingeteilt, wobei die eine Hälfte jeweils auf „Andrew“, einen Test-Komplizen, traf, während die anderen mit der ebenfalls eingeweihten „Lynn“ ein Zweierteam bildeten. Das Andrew-Gespann sollte ein Puzzle zusammenlegen, während das Lynn-Duo die beiden dabei beobachtete. Für jeden Puzzle-Erfolg bekamen die Probanden 25 Cent zugesprochen. Nach einer gewissen Zeit allerdings begann Andrew das Spiel zu sabotieren: Er telefonierte einfach mit seinem Handy oder gab fehlerhafte Hinweise. Kurz: Er mutierte zum Spielverderber. Nach dem Ende des Versuchs wurden die Probanden wiederum in drei Gruppen eingeteilt: Beim ersten Drittel entschuldigte sich Andrew spontan; beim zweiten Drittel entschuldigte er sich nur, weil Lynn ihn dazu nötigte; bei der letzten Gruppe entschuldigte er sich gar nicht. Jetzt fragten die Wissenschaftler ihre Probanden, wie hoch denn der monetäre Erfolgs-Anteil von Andrew sein sollte. Was glauben Sie, was passierte?

Tatsächlich sprachen ihm seine Puzzlepartner immer noch 36 Prozent des Gewinns zu, auch wenn sich der Grobian bei ihnen für sein Fehlverhalten überhaupt nicht entschuldigte. 40 Prozent erhielt er, wenn er um Abbitte bat – jedoch völlig unabhängig davon, ob die Vergebung erzwungen oder freiwillig zustande kam.

Interessanter jedoch war die Reaktion der Beobachter: Sie hielten 31 Prozent der Gewinns für gerechtfertigt, auch wenn Andrew keinerlei Reue zeigte; 34 Prozent erhielt er, wenn er sich freiwillig exkulpierte – aber nur 19 Prozent, wenn er erst unter moralischem Druck nachgab.

Die Lektion daraus: Warten Sie mit Ihrer öffentlichen Entschuldigung nie zu lange – oder aber verzichten Sie ganz darauf. Je länger Sie damit warten und je größer der soziale Druck, um Vergebung zu bitten, desto geringer die Gnade des Publikums! Zudem wird beim Blick auf die Prozentsätze deutlich: Zwar bekommt der reuige Sünder den größeren Anteil zugesprochen, der Unterschied fällt allerdings nicht allzu groß aus. Das passiert allein bei den Beobachtern – und da besonders negativ, falls die Entlastung unter Druck entstand.