Die kluge Frau baut vor. Doch das wird zunehmend schwerer: Wenn Mütter nach der Elternzeit in den Beruf zurückkehren wollen, dann werden nicht enge Männerbünde oder ein Macho daheim zum Karrierekiller, sondern eine fehlende Kinderbetreuung: In Westdeutschland fanden 2006 – und seitdem hat sich wenig verbessert – gerade mal 1,3 Prozent aller Eltern von unter Dreijährigen einen städtischen Krippenplatz. Erst 2013 soll es darauf einen Rechtsanspruch geben. So lange bleiben gute Tagesmütter die begehrte Alternative – gefunden per Zeitungsannonce, Nachfrage beim städtischen Jugendamt oder durch Empfehlung anderer Eltern, vorzugsweise von Nachbarn mit Kindern. Auch regionale Eltern-Zeitschriften sind wahre Fundgruben, ebenso die Caritas oder das Diakonische Werk. Das Gleiche gilt für private Unternehmen wie etwa den bundesweiten „Familienservice“. Der berät und vermittelt – gegen Gebühr. Dasselbe machen auch die Jugendämter, sogar ohne Gebühren. Allerdings treffen private Anbieter oft die bessere Vorauswahl und nehmen die Frauen genauer unter die Lupe.
Wie schwer es ist, eine geeignete Tagesmutter zu finden und was Mütter dabei erleben, beschreibt meine Kollegin Anke Henrich gerade in der aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche. Dazu gibt es aber bereits auch schon eine interessante und teilweise hitzige Diskussion auf wiwo.de.
Und falls Sie gerade selbst eine Tagesmutter suchen: Hier noch 25 Fragen, die Sie sich und der Tagesmutter in spe stellen sollten, damit ihre Kinder gut versorgt sind und es möglichst keinen Ärger hinterher gibt:
- Wie umfangreich ist der Betreuungsbedarf: ganztags, halbtags, einzelne Wochentage, ergänzend zum Kindergarten oder zur Schule, kurzfristig oder über wie viele Jahre?
- Warum arbeitet sie als Tagesmutter?
- Welche Qualifikationen hat sie?
- Kann sie in medizinischen Notfällen helfen? Hat sie eine Erste Hilfe-Ausbildung für Kinder?
- Hat sie Referenzen, etwa vom Jugendamt oder anderen Müttern?
- Passen die Bring- und Abholzeiten?
- Wann und wie viel Urlaub macht die Tagesmutter? Nimmt sie ihn wegen eigener Kinder in den Schulferien und beeinflusst das Ihre eigene Urlaubsplanung?
- Hat sie eine Vertretung bei Krankheit?
- Wie ist die Kindergruppe zusammengesetzt (Alter, Geschlecht, Nationalität)?
- Wie stehen ihre eigenen Kinder und der Partner zu den Tageskindern?
- Wie sieht ihr typischer Tag mit den Tageskindern aus?
- Bringt sie Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse Ihres Kindes auf?
- Wie werden die Kinder erzogen, wie bestraft?
- Wie hält sie es mit dem „Sauberwerden“?
- Wie steht sie zu Süßigkeiten (welche, wann, wie viel)?
- Welche Zwischenmahlzeiten werden angeboten?
- Findet das Kind Ruhe für seinen Mittagsschlaf?
- Wie sieht es mit TV/Video/DVD aus?
- Spielen die Kinder viel „frei“ oder wird auch gezielt und altersgerecht gefördert?
- Liegen Kindergarten, Spielplatz oder Parkanlagen in der Nähe? Kann das Kind Kontakte zu anderen Kindern knüpfen?
- Muss die Tagesmutter über den Haushalt hinaus noch viel „nebenbei“ erledigen?
- Hat sie weitere Einnahmequellen und wie verbindet sie die Jobs?
- Welchen Beruf hat ihr Partner? Ist er häufiger zu Hause und beschäftigt auch er sich mit den Kindern? Oder schläft er tagsüber aufgrund von Schichtarbeit?
- Haben Sie das Gefühl, man kann mit der Tagesmutter auch schwierige Dinge konstruktiv besprechen?
- Kann das Kind unverbindlich zur Probe kommen?
Silke
Da kann ich nichts ergänzen. ;-)
Nicola
Wenn man das so liest hat man gar keine Lust mehr schwanger zu werden. Überall wird es Frauen schwer gemacht. Wenn ich mir überlege an was ich alles denken und was ich alles vorbereiten und organisieren muss bevor ich Kinder bekomme, dann kommt mir das so vor als wollen die Politiker gar nicht, dass Frauen Kinder kriegen. Trotzdem natürlich danke für den guten Artikel und den schönen Link zu der Diskussion.
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Rahel Fey
Als Mutter von zwei Kindern, und Tagesmutter, weiss ich wie schwer es ist Beruf und Familie organisatorisch unter einen Hut zu bringen. Jetzt bin ich auch noch von der steuerlichen Neuregelung für Tagesmütter ab 2009 betroffen. Ich habe für mich eine Gewinnverlust( Netto) von 49% errechnet. Da ich das nicht hinehmen möchte, bleibt mir nur die Möglichkeit höhere Stundensätze von den Eltern zu fordern (was für viele Eltern finanziell gar nicht möglich ist), oder meine Betreuungskapazität einzuschränken und mir zusätzlich einen Minijob zu besorgen. Ohne einen verdienenden Mann im Rücken könnte ich die Familie schon mal gar nicht finanzieren. Meine Arbeit streckt sich auch durch Vor- und Nachbereitungen, Fortbildungen, Tagesmüttertreffen und Supervision über meine Betreuungszeit hinaus. Für Eltern ist es nicht nur schwer eine Tagesmutter zu finden, sondern auch, eine Förderung ab dem Erforderungszeitraum zu bekommen. Ein Tagespflegeplatz wird erst ab Arbeitsbeginn der Eltern gefördert. Viele Eltern wollen aber vor der Arbeissuche bzw. dem Wiedereinstieg in die Arbeit, die Betreuung ihrer Kinder zuverlässig geregelt haben (zu Recht). Die Tagesmutter will ihren freien Betreuungsplatz auch zu dem Zeitpunkt vergeben, wann dieser Platz frei wird. In Deutschland haben sichTagespflegepersonen und Interessengemeinschaften bereits zusammengeschlossen, und eine Bundesweite Unterschriftenaktion gestartet, die bessere Bedingungen in der Kindertagespflege fordert. Zur Zeit wird so viel über den Ausbau von Krippen und Tagespflegestellen debatiert, ich denke, das ist der richtige Zeitpunkt, wo sich Betroffene oder vielleicht zukünftig betroffene Menschen einmischen sollten.
Beate Petersen
Da es nun den Tagesmüttern aber Gehaltstechnisch an den Kragen geht, sollten auch Eltern sich für die Rechte der Tagesmütter einsetzen, sonst gibt es bald keine guten Tagesmütter mehr und was machen die Eltern dann???
Wir haben uns bewusst für einen Platz bei einer Tagesmutter für unsere 1-jährige Tochter entschieden, weil wir die Betreuung intensiver und das Vertrauensverhältnis besser finden als in einer Kita. Die Gruppengröße entspricht ebenfalls unseren Vorstellungen von Betreuung von Kleinkindern.
Nun können wir es uns ab dem nächsten Jahr wohl nicht mehr leisten unser Kind so individuell von einer Tagesmutter betreuen zu lassen, wie wir uns das vorstellen.
Wenn die Tagesmütter ihre Einkommensverluste auf den Beitrag der Eltern umlegen müssen, weil ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, wird wohl vielen Eltern ebenfalls nichts anderes übrig bleiben als ihre Kinder doch in einer Kita betreuen zu lassen, auch wenn das nicht ihren Vorstellungen entspricht.
Eltern haben an dieser Stelle also auch nicht mehr die freie Wahl ob Kita oder Tagesmutter und das finde ich nicht fair.
Deshalb finde ich, auch Eltern sollten für die Rechte der Tagesmütter kämpfen.