Wie oft hat Mutti das früher gesagt? “Kind, zieh dir eine Jacke an. Es ist kalt draußen!” Oder: “Vor dem Essen Händewaschen!” Aber sie hat es immer wieder gesagt. Und irgendwann hat es sich tief in unserem Kleinhirn fest eingenistet, sodass wir wenn draußen der Wind pfeift oder Wolken aufziehen instinktiv denken: Jacke anziehen!

Was Mutti aus Liebe tat, machen Manager, wenn sie klug sind: sich wiederholen. Das mag redundant sein, hat aber eine durchschlagende Wirkung auf Mitarbeiter. Als Tsedal Neeley von der Harvard Buisness School und Paul Leonardi von der Northwestern Universität 13 Manager für mehr als 250 Stunden regelrecht beschatteten, machten sie eine verblüffende Entdeckung: Jede siebte Kommunikation mit Mitarbeitern war komplett redundant. Ob Anweisung, Erklärung oder Mitteilung – die Chefs wiederholten sich. Sie wechselten dazu allenfalls den Kommunikationskanal: von Angesicht zu Angesicht, per Telefon, Notiz oder E-Mail.

Noch viel erstaunlicher aber war: Sie waren damit im Vergleich zu anderen Managern enorm effektiv. Ihre Projekte schritten schneller voran und auch die Mitarbeiter arbeiteten mehr Hand in Hand. Der gesamte Prozess war fließender.

Bei ihren Beobachtungen stellten unterschieden die beiden Wissenschaftler allerdings auch, zwischen zwei Arten von Managern: jene mit formell hohem Status und entsprechend starker Macht (zum Beispiel Top-Manager) und jene mit weniger formeller Macht (Teamleiter). Interessanterweise unterschieden sich beide Typen stark darin, wie oft sie redundant kommunizierten. Mächtige Manager wiederholten sich in zwölf Prozent der Fälle, weniger Mächtige jedoch in rund 21 Prozent. Einerseits.

Viel bemerkenswerter aber war: Die weniger mächtigen Wiederholer hatten mit weniger Fehlern zu kämpfen und erzielten schneller Ergebnisse. “Manager mit Macht denken häufig, sie müssten ihren Mitarbeitern nur einmal sagen, was zu tun ist. Erst wenn sie spüren, dass das, was zurückkommt, nicht ihren Erwartungen entspricht, beginnen sie sich zu wiederholen”, sagt Neeley. Und das sei falsch: Denn so reagieren sie erst, wenn das Projekt schon auf der schiefen Bahn ist.

Das Fazit der Forscher: Wiederholungen und Redundanzen werden verkannt. Im Alltag verleihen sie dem Inhalt mehr Gewicht, sorgen dafür, dass Dinge nicht vergessen oder missverstanden werden. Erst recht jenen Führungskräften, die sich erst noch Status und entsprechendes Gehör verschaffen müssen. Oder anders ausgedrückt: Wiederholungen haben nicht nur Macht – sie verleihen den Redundanten auch selbige.

Allerdings sollte man es damit auch nicht übertreiben.

Wenn Mutti mal wieder mit der Jacke drohte, war das schließlich auch nicht immer ein Vergnügen.