Sind Sie gerade auf Jobsuche? Klasse, dass Sie dann gleich hierher gefunden haben! Doch bevor Sie loslegen: Trainieren Sie sich zuvor unbedingt noch eine positive Attitüde an. Das ist jetzt kein Tschakka-du-schaffst-alles-wenn-du-nur-positiv-denkst-Rat. Vielmehr ist er das Ergebnis einer Studie der Universität von Missouri. Dabei verglichen die Forscher den Erfolg von 327 Arbeitsuchenden über einen Zeitraum von fünf Monaten sowie wie viele Jobangebote diese am Ende hatten. Heraus kam: Positive Emotionen hatten den entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der Arbeitssuchenden. Während ein konkreter Plan und das Festlegen persönlicher Karriereziele förderlich war für das Formulieren eines Anschreibens und Lebenslaufs, verbesserte eine positive Einstellung deutlich die Chancen im Vorstellungsgespräch, so Studienleiter Daniel Turban. Auf der Grundlage seiner Ergebnisse rät er Arbeitssuchenden, einen Bewerbungsplan zu machen und kontinuierlich dessen Fortschritte zu bewerten. Zudem sollten die Betroffenen Ablehnungen und Rückschläge einkalkulieren, weil das dazu beitrage, eine positive Einstellung zu erhalten.
Dee Hock, Gründer und langjähriger Chef von VISA, hat sich wiederum viele Jahre mit Managementfragen auseinandergesetzt und kam irgendwann zu folgender Überzeugung: Wer den Erfolg sucht – ob nun im Job oder kurz davor -, sollte mindestens 50 Prozent (!) seiner Zeit in das Selbstmanagement investieren, um seine Ziele, Prinzipien, Motive und sein Verhalten besser zu verstehen und zu verfolgen. Eine überraschende Gewichtung, nicht wahr? Seinen eigenen Charakter, sein Temperament und seine Worte im Zaum zu halten, ist ein unendlich anstrengender Akt – und der meist ignorierte. Das Gros der Menschen verbringt lieber Zeit damit, anderen den Weg zu weisen oder sie lenken sich ab, um sich bloß nicht mit sich selbst zu beschäftigen. Fernsehen, Partys, Gesellschaften bieten reizvolle Alternativen. Ein unheiliger Kraftakt. Wie kann einer später einmal andere führen, wenn er nicht einmal sich selbst im Griff hat, geschweige denn weiß, was er will?
Am Anfang jeder gelungenen Karriere steht deshalb die Selbstanalyse. Weise Menschen nutzen die Phase zur Selbstreflexion, sie klären, was gut war, was verbesserungswürdig, was sie gelernt haben, welche Fehler sie abgelegt, welche Fähigkeiten sie weiterentwickelt haben und was der nächste Schritt sein muss. Schreiben Sie sich diese Ziele ruhig auf: Während des Schreibens wird vielen erst bewusst, was sie damit verbinden. Mit dem Selbstmanagement ist es wie mit dem Zuknöpfen eines Hemdes: Einmal falsch angesetzt, kriegt man den Rest nur schwer auf die Reihe.
Die folgenden Fragen sollten Sie sich ruhig einmal stellen. Sie fungieren als Orientierungshilfe, Leitplanke und Selbstschutz. Vor allem wenn es darum geht, seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Gute Fragen sorgen für Klarheit im Kopf und Hartnäckigkeit im Handeln. Wer dagegen keine Fragen stellt, bekommt auch keine Antworten. Also los!
Fragen, denen Sie sich stellen sollten…
- Was bedeutet Erfolg für mich?
- Für welche Werte will ich stehen?
- Was will ich erreichen?
- Was müsste ich tun, um mein Ziel zu erreichen?
- Glaube ich daran, dass ich dieses Ziel erreiche?
- Warum ist mir dieses Ziel so wichtig?
- Welche Bedürfnisse würden damit befriedigt:
mehr Selbstwert, Freiheit, finanzielle Sicherheit? - Worauf müsste ich dafür verzichten? Könnte ich das?
- Was macht mich wirklich glücklich?
- Welchen Job würden ich mir selbst geben?
- Nehme ich meine Leidenschaften ernst genug?
- Wenn ich in meinem Traumunternehmen, den Job hätte, den ich anstrebe – wäre ich dann zufrieden?
- Bin ich bezüglich meines Marktwertes ehrlich zu mir selbst?
- Wie viel Zeit und Mühe investiere ich in die Jobsuche? Ginge mehr?
- Erweitere ich regelmäßig mein Netzwerk?
- Welche Gelegenheiten nutze ich, für mich zu werben:
Jobbörsen, Jobmessen, Blogs, Online-Netzwerke? - Beschränke ich meine Jobsuche zu sehr? Warum?
- Wonach wähle ich die Arbeitgeber aus:
nach meinen Stärken oder deren Image? Oder Geld? - Hake ich nach, wenn keine Antwort auf eine Bewerbung folgt
oder wenn ich eine Absage bekomme? - Lerne ich daraus und verbessere kontinuierlich meine Bewerbung?
- Habe ich genug Übung mit Jobinterviews? Übe ich mit Freunden oder Profis?
- Warum traue ich den Zweifeln mehr als meinem ersten Impuls?
- Welche Erfahrungen stecken hinter meinem Pessimismus: Sind es eigene oder die von Menschen, die mich in der Vergangenheit geprägt haben?
- Wenn es nicht eigene Erfahrungen sind, was macht mich so sicher, dass sie für mich gelten?
- Was genau lässt mich so denken und fühlen?
- Gebe ich meinen Zweifeln nach, weil ich mich in der Rolle des Skeptikers sicherer fühle?
- Angenommen, ich könnte von vorne beginnen: Was würde ich anders machen?
- Wie viel Zeit investiere ich täglich in mich und meine Entwicklung?
- Kann das, was ich heute mache, mich auch in fünf Jahren noch begeistern?
- Was würde ich aufgeben, um mehr Zeit für mich zu haben?
- Welche drei Dinge tue ich heute, die keine Pflichten sind und nichts mit dem Job zu tun haben?
- Was könnte ich tun, damit ich zufriedener wäre?
- Was hält mich davon ab, mit meinem Vorhaben zu beginnen – zum Beispiel: jetzt?
… um herauszufinden, was Sie wollen:
… wenn Sie keinen Job bekommen:
… um Selbstzweifel zu überwinden:
Übertreiben Sie es mit derlei Listen und Plänen aber auch nicht. Schon umgangssprachlich wird Karriere gemacht – nicht von langer Hand geplant. Neben Leistung und Entschlossenheit gehört oft eine gute Portion Glück dazu. Und die lässt sich nicht planen. Ein Karriereplan ist ein Korsett, das Sie in einer Zeit erstellen, in der Ihnen die Praxis und die Gepflogenheiten Ihres Jobs in der Regel noch gar nicht im Detail bekannt sind. Karrierepläne sind eine theoretische Vision – meist zielen sie an der Realität meilenweit vorbei.
Außerdem machen sie blind. Es spricht nichts dagegen, sich zu überlegen, wo man in den nächsten drei bis fünf Jahren beruflich stehen will und wie man dorthin kommt. Doch wer krampfhaft auf die Erfüllung seines Plans stiert, übersieht höchstwahrscheinlich eine Chance, die sich abseits des Weges auftut. Und gerade diese Gelegenheiten sind es, die Traumkarrieren hervorgebracht haben – auch wenn mancher Top-Manager im Nachhinein dazu neigt, seinen Aufstieg als von langer Hand geplant darzustellen.
Sich frühzeitig festzulegen, hieße mit Scheuklappen durchs Leben zu rennen. Die einzig sinnvolle Empfehlung kann daher nur lauten: Bleiben Sie offen und flexibel. Formulieren Sie für sich ruhig wichtige Ziele – Positionen in denen, Orte an denen, Unternehmen für die Sie arbeiten wollen. Überlegen Sie sich, welche Voraussetzungen Sie erfüllen, welche Fähigkeiten Sie ausbauen oder noch trainieren müssen, um dorthin zu gelangen. Aber seien Sie genauso wachsam und bereit, auf Veränderungen jederzeit zu reagieren und den Plan komplett zu beerdigen. Improvisation ist das halbe Leben, Pläne sind nur halbe Sachen.
Die Kosten des Erfolgs
Machen Sie sich am Anfang ebenso bewusst: Karriere hat ihren Preis. Dabei ist der größte Kostenfaktor der am stärksten ignorierte: die Zeit. Beruflicher Erfolg stellt sich nur ein, wenn man mehr und besseres leistet als andere. Folglich bleibt weniger Freiraum für eigene Belange – die Familie, Kinder, Freunde, Hobbys. Anfangs fällt das nicht auf, die Freunde und Partner haben vielleicht ähnliche Ambitionen. Doch irgendwann fallen die Partys aus, weil man noch arbeiten muss; der Urlaub beschränkt sich auf Wochenenden mit Blackberry; Freundschaften mutieren zu Zweckgemeinschaften. Die Einsamkeit wächst.
Erfolg kostet Kompromisse, fürwahr. Doch opfern viele auch Werte. Wozu schweigt man sehenden Auges? Wozu sagt man noch ja, wenn das Gewissen bereits nein schreit? Oft ist das ein schleichender Prozess. Konzessionen beginnen mit Sprache, dann werden Verhaltsweisen angeglichen, zum Schluss folgt die moralische Rechtfertigung über den Brauch: Das machen hier alle so! Wer solche Kompromisse zu oft schließt, wird sich selbst immer fremder, bis er nur noch eine Hülle ist – so dickfellig, dass sie auch ohne Rückgrat aufrecht stehen kann. In der Fachliteratur spricht man von der Deformation Professionell, der deformierten Persönlichkeit. So weit haben es diese Manager gebracht: Sie bilden eine bedauernswerte Gattung.
Verantwortung zu übernehmen, verändert den Charakter. Es ist schwer zwischen Effizienz und Menschlichkeit zu oszillieren, ohne dabei innerlich zu zerreißen. Der permanente Leistungsdruck und die offenen wie versteckten Anfeindungen bleiben nicht folgenlos. Viele Führungskräfte schotten sich irgendwann ab, meiden Kritik und entwickeln ein aufgeblähtes Ego. Ein Selbstschutz zwar, aber deshalb nicht weniger gefährlich. Die eigene Austauschbarkeit zu ignorieren und nicht mehr zwischen Rolle und Mensch zu unterscheiden, entkoppelt von der Realität. So jemand hebt irgendwann ab. Und das ist die Vorstufe zum Fall.
Erfolg ist und bleibt eine Frage der Balance eigener Ziele. Also müssen Prioritäten gesetzt werden. Für eine Woche genauso wie für einen Monat oder ein Jahr. Entscheidungen zu reflektieren, Kritik zuzulassen, eine gesunde Distanz zum eigenen Status zu bewahren, Bodenhaftung zu behalten – das sind wirksame Gegenmittel. Vor allem aber: den Preis, den man gerade noch bereit ist zu zahlen, im Auge zu behalten.
Pingback: „Drei Tipps, wie Sie bei der Jobsuche motiviert bleiben“ auf karrierebibel.de – Jeden Tag mehr Erfolg!