Was ist das Erste, was Sie bei einer neuen E-Mail im Posteingang lesen? Den Absender? Okay. Aber angenommen Sie wären ein Personalentscheider und würden in diesem Postfach Bewerbungen per E-Mail erhalten. Dann kennen Sie den Absender sowieso nicht. Also schauen Sie als Erstes auf… genau: die Betreffzeile.
Und das kommt immer häufiger vor. Wie wir kürzlich berichteten, lösen Online-Bewerbungen zunehmend die klassische Bewerbungsmappe ab. Danach verlangen 41 Prozent der Unternehmen inzwischen Online-Bewerbungen, nur noch 40 Prozent wünschen weiterhin eine schriftliche Bewerbungsmappe.
Die Betreffzeile der E-Mail wird damit zugleich zum wichtigen Entré der Bewerbung – sie schafft den sprichwörtlichen ersten Eindruck, den ein Kandidat auf den künftigen Chef oder den Personaler macht. Und sie bleibt leider noch häufig ungenutzt.
Was steht dort in der Regel?
Bewerbung auf Ihre Stellenanzeige am xx.xx.xxxx für eine Position als Key Account Manager
Oder noch knapper:
Stellenanzeige für Key Account Manager / Meine Bewerbung
Formal ist daran sicher nichts Falsches. Aber langweilig ist es, bürokratisch – und eine verschenkte Chance. Denn Sie verschicken nun mal kein Formular, sondern eine Be-Werbung. Und die Betreffzeile ist wie die Überschrift eines Artikels, der Titel eines Buchs oder eben ein Slogan in der Werbung: Sie soll Aufmerksamkeit schaffen und neugierig machen. Und das auf möglichst wenig Platz, kürzer als ein Tweet, auf durchschnittlich 60 Zeichen. Mehr werden in den meisten Posteingängen nämlich nicht uneingeschränkt angezeigt.
Warum also nutzen Sie diese Betreffzeile nicht, um sofort Ihr Interesse für die Position sowie Ihr Selbstverständnis, dass Sie der beste Kandidat dafür sind, unmittelbar zu unterstreichen?
Und zwar so:
Ihr nächster Key Account Manager / Stellenanzeige vom xx.xx.xxxx
Oder noch frecher:
Ihr nächster Key Account Manager / Gesucht – gefunden
Ich weiß, was jetzt einige sagen werden: “Oh, dass ist aber ganz schön mutig, kühn, tollkühn geradezu.” Oder: “Das grenzt aber schon ans Unseriöse…” Wirklich?
Sie wollen den Job und sind auch davon überzeugt, die Bestbesetzung zu sein. Und Sie sollen Werbung für sich machen, denn das ist der Sinn einer Bewerbung. Was also soll unseriös an dieser Aussage sein, zumal Sie ja einen Zweck erfüllt, was jedem halbwegs intelligenten Personaler oder Chef sofort klar ist: Sie ist ungewöhnlich, aus ihr spricht eine gute Portion Chuzpe und deshalb macht sie neugierig auf mehr.
Natürlich müssen das Anschreiben und der Lebenslauf das kühne Versprechen später einlösen. Aber davon gehe ich jetzt einfach mal aus. Wer weiß, dass er die Anforderungen des Jobs nicht erfüllt und trotzdem meint, die Bestbesetzung zu sein, hat ein anderes Problem. Die optimale Betreffzeile ist es aber nicht.
Birgit Permantier
Ja, ganz so offensiv ist auch nicht gut.
Wie wär´s denn mit: Ich könnte ihr nächster Key Account Manager sein! ;-)
oder
Ich wäre gern Ihr nächster ….
oder
Key-Account Manager? Ich bin ´s und ich kann´s!
Christian Mueller
Hallo Birgit,
auch wenn ich nicht Jochen bin: Deine ersten beiden Vorschläge mit “könnte” und “wäre gern” wirken auf mich persönlich ehrlich gesagt unsicher und unentschlossen. Dein Vorschlag “Key-Account Manager? Ich bin’s und kann’s!” gefällt mir da schon besser, wirkt auf etwas formaler eingestellte Personaler jedoch zu locker wirken. Bei einem Start Up fände ich die jedoch super :-)
Gruß,
Christian
Jochen Mai
Hi Birgit,
Da kann ich Christian nur zustimmen. Der Konjunktiv ist def. zu schwach und wirkt unsicher. Entweder ich bin der ideale Kandidat und kann es oder nicht. Deswegen scheidet aber auch die zweite Variante aus: zu rechtfertigend. Und darin steckt dann wieder Unsicherheit.
nik
„Ihr nächster Key Account Manager / Gesucht – gefunden“
So sehen Spam-Betreffzeilen auch immer aus, oder?
Jochen Mai
Nö. Erstens weil sich Spammer selten auf Jobangebote melden, zweitens weil alle anderen das übliche langweilige Zeug schreiben. Aber Gegenfrage (weil rhetorische Fragen stellen leicht ist): Wie sähe dann dein Vorschlag aus?
Birgit Permantier
Worum geht´s denn hier? Doch nur darum es etwas anders zu machen als die anderen und mit ein paar Worten Neugierde zu wecken. Ob man sicher oder unsicher ist, zeigt sich doch eh nicht in der Betreffzeile, sondern an ganz anderen Stellen! Meinetwegen könnte derjenige auch schlicht schreiben: “Ich kann Keyaccount!” und schwupp schon hätte ich die Mail als erstes geöffnet! Erstes Etappenziel erreicht!
Cheers!
Jochen Mai
Na, es geht schon um mehr, als etwas anders zu machen. Das wäre dann doch zu kurz gesprungen. Ziel ist, in 60 Zeichen einen ersten Eindruck zu vermitteln, einen, in dem sowohl Anspruch, Selbstbewusstsein und kreativität widerhallen. “Ich kann Keyaccount” vermittelt mir zunächst mal mangelhafte Grammatikkenntnisse.
Birgit Permantier
Kennst Du nicht “Ich kann Kanzler, Du kannst Kanzler, Er sie es kann Kanzler ;-)?”
Anyway: Lass uns ruhig noch ein bissel brainstormen und den optimalen Betreff zusammen finden!
Magdalena Masluk-Meller
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I agree with your advice and yet disagree. More on my blog http://breakpointhr.blogspot.com/2012/01/hr-routine-german-culture-and-catchy.html
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Thanks for raising the subject. Regards.